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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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verlieren. Alles kann passieren, Hauptsache nicht das.
    Verärgert steckte er die Serviette in die Tasche – seine Finger stießen auf etwas Hartes, Kaltes.
    Die Pistole! Wie hatte er das vergessen können?!
    Die Hand schlang sich von selbst um den Griff, der Zeigefinger legte sich an den Abzug.
    Die von dem Boss erwähnten Schweißdrüsen meldeten sich jetzt noch stärker – dicke Tropfen traten auf die Stirn.
    Nein, ich bringe es nicht über mich, wurde Nicki klar.
    Ein James Bond oder mein Vorfahr Erast Petrowitsch, der würde einfach durch die Hosentasche schießen, ohne nachzudenken. Aber ich kann das nicht.
    Schießen, gut, das ist natürlich schrecklich, das ist Mord. Aber er könnte doch die Pistole ziehen und mit wahnsinniger Stimme brüllen: »Halt! Stopp! Die Hände in den Nacken!«
    Er tastete die Sicherung ab und zog sogar daran, aber er wusste nur zu gut, dass er sich selber etwas vormachte, nein, er würde sie nicht ziehen und nicht brüllen. Und erst recht nicht schießen.
    Der Magister schlug die Zähne in die Unterlippe.
    »Nun, Mylord«, sagte der Mann. »Legen Sie Ihre wunderschönen Pfauen ab, ziehen Sie einen Mantel an und los geht’s. Die Kutsche ist vorgefahren. Der Mann, der mit Ihnen sprechen will, ist es nicht gewohnt, zweimal zu rufen.«
    Der Rothaarige kam in den Flur. Er sah die am Boden liegende Valja und Fandorin. Und pfiff durch die Zähne.
    »Ich hab’s doch gesagt«, sagte der Anführer und warf ihm einen Seitenblick zu. »Das garantiert die Firma. Geh einmal durchs Haus, einfach so, für alle Fälle. Sir Nicholas und ich setzen uns schon mal ins Auto.«
    Er packte Fandorin resolut am Ellenbogen und führte ihn zur Garderobe.
    »Und der da?«, fragte der Rothaarige und deutete auf Valja.
    Der Boss antwortete hart:
    »Er hat mir ins Gesicht geschlagen. Hast du das vergessen?«
    »Alles klar.«
    Der schreckliche Mann riss einen Mantel vom Bügel und zog Nicki zur Tür. Doch dieser drehte sich auf der Schwelle noch einmal um und sah, wie der Rothaarige seine Pistole mit einem Schalldämpfer herausholte und sie an Valjas Stirn hielt. Die Arme hatte ihre trüben Augen geöffnet, verstand aber offenbar nicht, warum sie vor ihrem Gesicht ein schwarzes Stahlrohr hatte, und schloss ihre Lider wieder.
    Was im nächsten Augeblick geschah, passierte wie von selbst, ohne irgendeine Beteiligung der Ratio von Nicholas’ – wie in seinen früheren Basketball-Zeiten, in denen die Reflexbewegung schneller erfolgt war, als das Hirn Anweisungen geben konnte.
    Halb schluchzend und halb krächzend befreite Fandorin seinen linken Ellenbogen aus den Fingern des Begleiters und versetzte ihm mit dem ganzen Körper einen Stoß, dass dieser aus der Tür flog und die Treppe herunterfiel. Seine rechte Hand mit der Waffe richtete Nicki auf den Rothaarigen, durch die Hosentasche hindurch, wodurch sich der Morgenmantel wölbte und wie ein buntes Kirmeszelt aussah.
    Der Rothaarige zuckte zusammen, sein Blick wanderte zu dem drohend aufgebauschten Morgenmantel, erfasste in Sekundenschnelle, was los war, und im selben Augenblick ruckte die starke Hand mit den Sommersprossen ein schwarzes Rohr in Richtung Nicholas. Als das Rohr sich zu einem schwarzen Loch verengte, presste Fandorin aus Leibeskräften seine rechte Faust zusammen.
    Mit einem ohrenbetäubenden Knall spuckte der güldene Pfau aus der Tasche Feuer und schleuderte den Rothaarigen an die Wand. Er rutschte zu Boden, wobei er an der Tapete einen glänzenden roten Streifen hinterließ.
    Nicholas wandte sich schleunigst ab, um nicht in das Gesicht des von ihm erschossenen Mannes sehen zu müssen. Stattdessen sah er, was draußen vor sich ging.
    Der die Treppe heruntergefallene Bandit war noch nicht wieder auf den Beinen, hatte aber den Arm schon unter die Achsel geklemmt. Der mit der platten Nase hatte sich hinter dem Jeep versteckt, über die Motorhaube ragte ein Gewehrlauf.
    Nicki hörte auf zu gucken, warf die Tür ins Schloss und verriegelte sie.
    Er konnte es doch nicht vermeiden, den Rothaarigen anzusehen.
    Mit dem Nacken an die Wand gelehnt, lag er da, der Kopf war ihm auf die Schulter gefallen. Das blutjunge, mit blassen Sommersprossen übersäte Gesicht machte einen gekränkten Eindruck. Wie das eines Jungen, der einen Film nicht hat zu Ende sehen dürfen, ging es Fandorin durch den Kopf.
    Aber er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Immer noch im Bann seiner Basketball-Motorik griff er Valja unter die Achseln und zog sie durch den Flur

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