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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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sie an seine Brust drücken wollen.
    Doch er tat das nicht; er hatte Angst, sie würde ihn wegstoßen.
    »Du sagst das doch nur, weil du Angst um deine eigenen Kinder hast!«, schrie sie heulend. »Vater ist dir doch scheißegal! Tu doch nicht so, als wäre es anders!«
    Sie wandte sich ihm das erste Mal zu. Aus den tränenglitzernden Augen schlug Fandorin ein rasendes Feuer entgegen; er senkte beschämt den Blick.
    »Sei‘s drum.« Miranda schnäuzte sich. »Gut, beruhige dich. Sag diesen Typen: Ich bin bereit, mit ihm zu sprechen.«
    Das Telefongespräch fand in dem dritten Zimmer statt, das genauso wenig bewohnt wirkte wie die beiden anderen, aber größer war und einen Fernseher hatte. An der Wand standen Sofas, auf denen tragbare Funkgeräte, weitere technische Apparate unbekannter Funktion und zwei Maschinenpistolen mit einklappbaren Griffen lagen. Es handelte sich offenbar um einen Raum für das Sicherheitspersonal.
    Vor einem Tisch, auf dem die Lämpchen eines komplizierten Apparates blinkten, stand Jeanne und hörte etwas über Kopfhörer. Sie war also nicht in dieses Zimmer gegangen, um eine Pause zu machen, obwohl Jastykow sie in der Küche doch dazu aufgefordert hatte. Von wegen, wurde Fandorin klar. Das war ein abgekartetes Spiel: Der böse Bulle droht und poltert, um den eingeschüchterten Häftling dann einem vernünftigen, verständnisvollen Bullen zur erfolgreichen Bearbeitung zu überlassen.
    »Du bist dir ja darüber im Klaren, Nicki, wenn sie den Mund hält, zahlst du dafür«, warnte Jeanne und blickte Mira noch nicht einmal an.
    Nicholas konnte die Professionalität dieses psychologischen Tricks nicht leugnen.
    »Es geht los.«
    Jastykow setzte ebenfalls Kopfhörer auf, und Jeanne wählte schnell die Nummer. Auf dem Pult schlugen grüne und rote Zeiger aus – sie hatten wohl die Funktion, eine Lokalisierung des Anrufs zu verhindern, dachte sich Nicholas.
    »Ist dort Herr Kuzenko?« Jeannes Stimme klang anders als vorher: metallisch, ausdruckslos, wie die eines Anrufbeantworters. »Ihre Tochter ist am Apparat.«
    Sie hielt Mira den Hörer hin, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und tat so, als habe sie nicht den geringsten Zweifel an ihrer Folgsamkeit.
    Die nahm den Hörer, holte tief Luft und stammelte mit zitternder Stimme:
    »Papa, ich bin’s . . . Es tut mir Leid, wenn ich dich enttäusche . . .«
    Da Nicholas keinen Kopfhörer hatte, bekam er nur die Hälfte des Gespräches mit und verstand kaum etwas, umso mehr als hauptsächlich Kuzenko redete, während Mira nur einsilbig antwortete.
    »Nein«, sagte sie am Anfang. »Mir geht es gut.«
    Dann streifte sie Nicki mit einem Blick und sagte nach kurzem Schwanken:
    »Er ist okay.«
    Fandorin hoffte, dass er die Bedeutung dieses Satzes richtig interpretierte, wenn er meinte, er sei damit von dem Verdacht, er habe sie verraten, befreit.
    »Ja. Sowohl er wie auch sie«, sagte Mira dann und blickte Jastykow und Jeanne an. Dann kam nichts mehr von ihr, weil sich Oleg Stanislawowitsch in das Gespräch einschaltete.
    »Na, was hast du denn gedacht?«, fragte er kichernd. »Natürlich hören wir zu. Also, was schlägst du vor, Kurzer? Worauf können wir uns einigen?«
    Es folgte eine lange Pause.
    »Nein, das haut nicht hin«, erklärte Jastykow. »Lass uns besser . . . «
    Er redete nicht weiter. Offenbar war Mirat Leninowitsch ihm ins Wort gefallen.
    Jeanne nahm Mira den Hörer weg – das Mädchen war nicht mehr vonnöten.
    »Warum denn so ein Riesending?«, protestierte Oleg Stanislawowitsch. »Nein, das ist mir zu heikel. . .«
    Dabei blinzelte er Jeanne zu und hob triumphierend den Daumen. Offenbar protestierte er nur zum Schein. Alles lief wie am Schnürchen.
    »Er hat aufgelegt«, sagte Jastykow lächelnd und nahm den Kopfhörer ab. »Uff, wie zäh und unnachgiebig er ist! Toll, Jeanne, da haben sich deine Vorahnungen mal wieder voll bestätigt.«
    »Ich lese nicht aus dem Kaffeesatz, sondern meine Prognosen beruhen auf präzisen Berechnungen«, stellte sie richtig. »Also gut, Nicki. Wie angenommen, will der edle Vater, dass du vermittelst. Die Menschen suchen deine Nähe, sie haben Vertrauen zu dir. Dann wirst du also die Arie trällern müssen: › Figaro hier, Figaro da ‹ . Bezahlung nach Vereinbarung.«
    »Und wie viel kriegt er von Ihnen?«, fragte Miranda schnell. »Los, ich will das wissen, sonst geh ich nicht mehr ans Telefon. Sie haben ja Papas Bedingung gehört. Ich soll mich alle zwei Stunden per Anruf melden.«
    Gekränkt

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