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Der Favorit der Zarin

Der Favorit der Zarin

Titel: Der Favorit der Zarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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ein.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte er schmeichelnd. »In meinem Alter will das erst recht nicht klappen. Immer geht mir etwas im Kopf herum, alle möglichen Gedanken. Komm, da ist Schweigen Silber, Plaudern Gold.«
    Er zog die Tür zu, und während er sie mit dem Rücken verdeckte, schob er den Riegel vor – nur ein leises Klicken verriet dieses geheime Manöver.
    Ein anderer Junge, dessen Verstand flinker und kühner war, hätte sich vielleicht sonst was einfallen lassen, aber Mitja handelte einfach so, wie es ihm seine Natur eingab: Er brüllte wie am Spieß. Ohne Worte, aber sehr laut.
    Ungefähr so:
    »Iiiiiiiiiiii!!!«
    Und:
    »Uuuuuuuu!!!«
    Und noch so:
    »Papaaaaaaaaaa!!!«
    In Prochor Iwanowitschs Mopsgesicht stand unverhohlenes Erstaunen, aber er sagte nichts. Es wäre wohl auch kaum etwas dabei herausgekommen, wenn er es versucht hätte, der Lärm war zu groß.
    Leute liefen herbei und hämmerten an die Tür.
    Als Mitja die Stimmen hörte, stellte er sein unartikuliertes Gebrüll sofort ein und rief:
    »Ich bin hier! Hierher!«
    Wo sollte Maslow hin? Er entriegelte die Tür und trat zur Seite.
    Sofort stürzten Georges und Malascha, Vater und Mutter ins Schlafzimmer, und noch jemand, man konnte nicht erkennen, wer.
    »Was . . . was ist los?«, schrie Alexej Woinowitsch. »Was hast du, mein Sohn? Hast du etwas Schreckliches geträumt. . .?«
    Da sah er auf einmal Mitjas nächtlichen Besucher und stockte.
    »Eu . . . Eure Exzellenz . . . Was ist geschehen?«
    Der Geheimrat zuckte erstaunt mit den Achseln und wollte offenbar irgendetwas erfinden, aber Mitja kam ihm zuvor.
    Er stürzte zu seinem Vater.
    »Ich fahre nicht mit dem. Er ist der Magier!«
    »Klar, du hast schlecht geträumt«, sagte sein Vater lächelnd. »Was denn für ein Magier? Das ist doch . . .«
    »Der Große Magier! Aus dem Geheimorden! Er will mich umbringen!«
    Und er fing an zu erklären, aber da er sehr aufgeregt war, hetzte er so, dass sein Vater kaum etwas verstand.
    Umso besser verstand Maslow.
    »Raus!«, bedeutete er der Dienerschaft. »Das ist nichts für euer Hirn! Wehe, ihr belauscht unser Gespräch! Ich schicke euch nach Sibirien!«
    »Da seht ihr, da seht ihr!«, rief Mitja seinen Eltern zu. »Er versteckt sich gar nicht mehr! Sagt ihm, er soll die Perücke abnehmen! Darunter sind die Zeichen! Er ist ein Verschwörer!«
    »Mach nicht einen solchen Krach!« Mutter hielt sich die Ohren zu. »Das hält man ja nicht aus. Ich habe morgen bestimmt Migräne!«
    Sie öffnete die Tür und verließ das Zimmer. Maslow, der Schuft, schob wieder den Riegel vor.
    Jetzt konnte er nur noch auf den Vater hoffen.
    »Was sagst du da, mein Herz? Was für Zeichen? Und was für ein Verschwörer soll Prochor Iwanowitsch denn sein? Wie kommst du dazu, ihn so zu nennen?«
    Wie sollte er es ihm so erklären, dass er es verstand und glaubte? Und dann auch noch in der Gegenwart von diesem Schuft!
    »Hier, lest!«, rief Mitja und reichte dem Vater den Brief des Großen Magiers.
    Alexej Woinowitsch beugte sich über die Kerze und fing an zu lesen.
    Prochor Iwanowitsch aber sagte mit einem Seufzer:
    »Ich bin nicht umsonst hinter dir her gejagt, mein Lieber. Du bist zu schlau. Wenn dein Verstand weniger scharf wäre, könnte man dich leben lassen, aber so geht das leider nicht. Ausgeschlossen.«
    Vater fiel bei diesen Worten der Brief aus der Hand. Er hatte ihn wohl kaum zu Ende gelesen und noch weniger verstanden.
    »Wie bitte, was sagt Ihr da, Eure Exzellenz?! Schließlich ist er mein Sohn!«
    Der Gesichtsausdruck von Prochor Iwanowitsch hatte sich unwahrscheinlich verändert: Der Blick funkelte ruhig und gebieterisch, die Stirn hatte sich geglättet, und sogar die wie bei einem Hund herunterhängenden Lefzen wirkten jetzt nicht komisch, sondern willensstark und majestätisch.
    »Dein Sohn hat eine tödliche Krankheit«, sagte der Große Magier dem Seconderittmeister a. D. in grobem, keinen Widerspruch duldendem Ton. »Er hat nur noch kurz zu leben. Siehst du denn nicht, dass er im Sterben liegt? Retten kannst du ihn nicht, du kannst dich nur selbst mit der unheilbaren Krankheit anstecken. Wenn du nicht Abstand hältst, bist du ebenfalls dem Tod geweiht.«
    Alexej Woinowitsch erblasste schrecklich.
    »Aber . . . ich verstehe überhaupt nichts! Ein Magier, irgendwelche Zeichen . . . Eure Exzellenz, ich flehe Euch an! Womit habe ich . . . womit haben wir Euch erzürnt?«
    »Du bist dumm, Karpow, das ist dein Glück. Setz dich.« Maslow stieß

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