Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
Vom Netzwerk:
fahr direkt zur Botschaft und bleib dort. Es tut mir leid, dass ich dich in Gefahr gebracht habe. VERSUCH NICHT mich zu finden.
    Daria
    »Habe ich«, meinte Decker. »Du hast nicht abgenommen.«
    »Bleib unbedingt in Sichtkontakt.«
    Durch die Fenster der Lobby sah Mark den grauen Lada, den Decker gemietet und in der kreisförmigen Auffahrt vor dem Absheron geparkt hatte. Die Schlüssel würden stecken. Ein paar Meter vom Ausgang entfernt, blieb er stehen. »Wie sieht’s aus?«
    »Keine Veränderung.«
    Aber Mark rührte sich nicht.
    Einen Augenblick später rief Decker: »Warte! Sie kehrt um, sie kommt auf dich zu.« Und dann: »Scheiße, sie starrt direkt auf den Eingang zum Absheron. Ich glaube, sie ist dir auf der Spur, Boss.«
    »Nein, sie ist nur vorsichtig, sie geht zurück, um möglichen Beschattern ein Bein zu stellen.«
    Er setzte sich mit dem Rücken zu den Fenstern auf eine Couch und wartete.
    Ein paar Minuten später sagte Decker: »Okay, sie geht weiter.«
    Mark verließ das Hotel und setzte sich in den Lada. Im Auto lagen eine ausgebleichte, blaue Baskenmütze, ein brauner Blazer, der ihm etwas zu groß war, eine Baseballkappe und ein schwarzer Anorak.
    Er startete den Motor. »Du kannst zurückfallen. Ich hab sie.«
    Mark fuhr an Daria vorbei und bog nach ein paar Blocks rechts ab, wo er den Wagen parkte. So früh am Morgen waren die Straßen von Baku leer und dunkel. Nun folgte er ihr zu Fuß. Er nahm Parallelstraßen und beobachtete sie aus der Distanz, an Kreuzungen benutzte er Mauern und Bushäuschen als Deckung. Regelmäßig tauschte er seine Kleidung, wechselte zwischen dem braunen Blazer, der blauen Mütze, der Baseballkappe und dem Anorak in verschiedenen Kombinationen.
    Mehrmals versuchte sie etwaige Verfolger zu enttarnen, indem sie langsamer wurde und dann ihr Tempo beschleunigte oder stehen blieb und vorgab, etwas in ihrer Tasche zu suchen, sobald sie um eine Ecke gebogen war. Einmal machte sie einen Rundweg durch den riesigen Bahnhof und oft machte sie kehrt.
    Doch während Daria ein Naturtalent war, wenn es um Rekrutieren und Manipulieren von ausländischen Agenten ging, war sie beimAbschütteln von Verfolgern immer noch eher unbeholfen. Auf Mark wirkten ihre Bewegungen meistens durchsichtig und leicht vorhersehbar – gut genug zwar, um einen überdurchschnittlichen Beschatter aufzustöbern, aber niemanden mit seiner Erfahrung.
    Über zwei Stunden lief sie durch die Straßen. Währenddessen erwachte die Stadt langsam zum Leben. Männer zogen die Eisengitter von Schaufenstern zurück und bald vermischte sich der Duft von frisch gebackenem Brot mit Dieselabgasen.
    Schließlich verschwand sie in einer Gasse und zog ein Kopftuch und einen schwarzen Tschador aus ihrer Tasche, zurück auf der Straße war sie gekleidet wie eine konservative Muslimin. Sie ging die Azadlyq-Allee hinunter, bis sie zur aserbaidschanischen Zentralbank kam, einem rechteckigen, modernen Gebäude bedeckt mit schillerndem, kupferfarbenem Spiegelglas. Vor der Bank war ein offener Platz mit einem langen, flachen Pool, der im Licht der Morgensonne glänzte.
    Aus sicherer Distanz beobachtete Mark Daria, die sich auf eine Bank in der Nähe des Pools gesetzt hatte, durch sein Fernglas. Dann rief er Decker an und bat ihn, den Lada herzuholen.
    Als Decker auftauchte, setzte sich Mark ans Steuer und parkte den Wagen ein paar hundert Meter hinter Daria. Der Berufsverkehr nahm zu und gab ihm Deckung.
    »Sie wird hier bis sieben Uhr warten, bis diese Bank, die Credit Azerbaycan, für spezielle Kunden ihre Pforten öffnet.« Mark deutete auf ein kleines gemauertes Gebäude am Rand des Platzes, das fast ganz hinter der großen Zentralbank verschwand.
    »Woher weißt du das?«
    Als Mark nicht antwortete, sagte Decker: »Sie ist eine CIA-Agentin?«
    Mark zögerte, erwiderte dann aber: »Operations Officer.« Als er Deckers ratlose Miene bemerkte, fügte er hinzu: »Die Officers werden von der CIA in Washington angeheuert und dann ins Ausland geschickt, um zu spionieren. Sie rekrutieren Einheimische als Agenten, um für sie zu spionieren. Außerdem solltest du wissen, dass sie inoffiziell in Baku operiert. Das heißt, sie hat keine diplomatische Immunität, keinen besonderen Schutz, nichts. Die Botschaft kann sie nichteinmal offiziell anerkennen. Unnötig zu erwähnen, dass du das für dich behalten –«
    »Ich kann den Mund halten.«
    »Ich weiß, dass sie hier in der Bank ein Schließfach mit ihrem echten US-Pass hat. Die CIA

Weitere Kostenlose Bücher