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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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Iran-Berater. Die zweite war Maryam Minabi – die Führerin der Volksmudschahedin, von denen Sie gesprochen haben. Sie könnte wissen, was mit dem Flugzeug geschehen ist, und übrigens auch, warum Ihnen Ellis ein Kommando der Revolutionsgarde auf den Hals hetzt.«
    »Sie wissen, wo Minabi ist?«
    »Zuletzt habe ich gehört, dass sie sich in ihre Wohnung bei Paris zurückgezogen hat.«
    »Und ich habe zuletzt gehört, dass man sie in Paris nicht erreicht.«
    »Dann wissen Sie mehr als ich. Jetzt verschwinden Sie hier. Und wenn Sie mein Unternehmen noch mehr in die Bredouille bringen, als Sie es schon getan haben, dann werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh, egal was Sie der Öffentlichkeit erzählen.«

T EIL IV

Hafen von Dschabal Ali, Vereinigte Arabische Emirate
    An Deck des Bootes, das wie ein Wasserfahrzeug der Küstenwache aussah, hing ein drei Meter langes Metallrohr.
    »Gut, senk es ab«, befahl der Kommandant dem Kranführer. »Langsamer! Langsamer!«
    Das Rohr sollte in ein Loch eingeführt werden, das ins Deck des Bootes geschnitten worden war. Aber auf beiden Seiten hatte es nur ein paar Zentimeter Luft, deshalb musste es perfekt abgesenkt werden.
    Der Kranführer tat wie geheißen, aber er war zu schnell, sodass die anderen Soldaten im Lagerhaus Schreckensrufe ausstießen, als das Rohr ruckartig angehalten wurde. Ein knirschendes Geräusch hallte an den Stahlwänden der Lagerhalle wider.
    Eine Klimaanlage gab es nicht und dem Kommandanten, der an Deck stand, lief der Schweiß runter. Das Metallrohr baumelte einen Meter über seinem Kopf und schwang auf eine Weise hin und her, die er entnervend fand.

62
    Auvers-sur-Oise, Frankreich
    Obwohl er schlecht sah, erkannte Mark schon auf hundert Meter Entfernung, wer es war.
    John Decker fuhr die leere Hauptstraße in einem Hyundai-Kleinwagen entlang – ein lächerlicher Anblick, wie seine Knie links und rechts vom Lenkrad aufragten und sein Kopf an die Decke stieß, als säße er in einem Spielzeugauto.
    Er hatte jetzt aschblondes Haar und trug eine Brille, mit der er intellektuell hätte aussehen können, wenn sein Hals nicht so breit gewesen wäre. Er bremste an der Ecke ab, wo Daria und Mark warteten, und tätschelte ihnen rau die Schulter, als sie sich in das Auto quetschten.
    Das französische Dorf Auvers-sur-Oise wirkte nicht gerade wie der ideale Ort für das Hauptquartier einer iranischen Widerstandsgruppe, dachte Mark, als sie auf einer Brücke die Oise überquerten. Die Sonne hatte sich noch nicht über den Horizont geschoben, aber es war schon hell genug, um die üppig grünen Ufer des Flusses zu erkennen. Zwischen Auvers-sur-Oise und Paris lagen zwar nur zwanzig Kilometer, aber es war Welten entfernt von den ärmlichen Banlieues, wo Nacht für Nacht wütende Jugendliche Autos in Brand steckten.
    Hier war das Frankreich der alten Gasthäuser und engen Gassen mit efeubewachsenen Mauern. Hierher waren Pissarro, Cézanne und Corot auf der Suche nach Motiven gekommen und hier hatte Vincent van Gogh in den letzten Wochen seines Lebens wie ein Verrückter gemalt, ehe er sich umbrachte. Hier gab es
boucheries
und
patisseries
, Häuser mit Ziegeldächern und kleine Parks mit leuchtenden Blumenbeeten und zurechtgestutzten Platanen.
    Obwohl man davon nichts sah, wusste Mark, dass es hier außerdem ein Gelände mit mehreren Häusern und einer Menge Satellitenschüsseln gab, in dem seit Mitte der 1980er Jahre die politische Führung der Volksmudschahedin untergebracht war.
    »Freut mich, euch zu sehen«, sagte Decker.
    »Freut mich, dich zu sehen«, erwiderte Daria.
    »Nach dem, was bei Astara abgegangen ist, war ich nicht sicher –«
    »Bring uns einfach zum Gelände«, fiel ihm Mark ins Wort.
    Übers Telefon hatte er schon in Grundzügen erklärt, was sie in Dubai rausgefunden hatten und dass sie nach Frankreich gekommen waren, um Maryam Minabi zu befragen. Decker hatte berichtet, er habe das MEK-Gelände gefunden, aber Darias Onkel noch nicht aufgespürt. Auch hatte er niemanden gesehen, auf den die Beschreibung Minabis zutraf.
    »Tja, das ist der Punkt. Es ist was passiert.« Decker seufzte und konzentrierte sich auf die Straße.
    »Es wird mir nicht gefallen, oder?« Mark war todmüde. Auf dem Nachtflug von Dubai nach Paris hatte er kein Auge zugetan.
    »Wohl kaum. Es ist ein gottverdammtes, komplettes Durcheinander.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Daria.
    »Wie gesagt, am ersten Tag hier hab ich das Gelände gefunden und die Überwachung von

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