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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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hatte.
    Er starrte seinen Vater an, grauhaarig und gebeugt von den Jahren der Schwerstarbeit als Maurer, und es fiel ihm ein, wie sein Vater ihm abends beim Zubettgehen immer vorgesungen und ihn dann auf die Stirn geküsst hatte. Diese kleine Geste der Liebe hatte ihm alles bedeutet, als er ein kleiner Junge gewesen war.
    Einen solchen Vater hatte er nicht verdient.
    »Wissen wir überhaupt, ob die Zielpersonen noch am Standort sind?«
    »Die Iraner haben ein Team rübergeschickt, sobald wir sie benachrichtigt hatten, und sie haben keine Bewegung gemeldet. Und die Zielpersonen waren bis zum Anbruch der Morgendämmerung vor wenigen Minuten auf unseren Wärmebildern zu erkennen.«
    »Sie müssen lebend gefangen genommen werden.«
    »Diese Anweisung habe ich den Iranern gegeben, Sir. Sie waren bereit zu warten, bis die Zielpersonen herunterkommen, und sie dann am Boden zu verhaften, statt den Turm zu stürmen. So ist es ungefährlicher, vor allem, falls die Zielpersonen bewaffnet sind.«
    »Die Iraner werden trotzdem Mist bauen«, entgegnete Amato scharf. Es folgte längeres Schweigen. »Sie werden angepisst sein, aber ich möchte, dass Sie und Davis als Unterstützer dabei sind und dafür sorgen, dass die Gefangennahme wie geplant verläuft. Haben Sie das verstanden?«
    »Verstanden.«
    »Nicht mit Kopfschuss und halbtot. Ich meine am Leben.«
    »Wird ausgeführt.«
    »In der Zwischenzeit weisen Sie die Iraner an, den Tagesablauf für Minabi nicht zu ändern und auch sonst nichts zu unternehmen, was den Zielpersonen signalisiert, dass sie überwacht werden. Außerdem …«
    Amatos Stimme versagte. Wenn er die Worte aussprach, die ihm auf der Zunge lagen, überschritt er den Rubikon.
    Natürlich hätte er es nie so weit kommen lassen dürfen. Er hätte früher handeln müssen, vor Jahren schon, als er erfuhr, dass Daria sich bei der Agency bewarb. Er hätte seine Beziehungen nutzen sollen, um dafür zu sorgen, dass sie abgelehnt wurde, um sie zu einem Beruf hinzuführen, der nicht so schreckliche Risiken barg. Das Mindeste wäre es gewesen, nach besserem Schutz für sie zu suchen, als Minabi ihm berichtete, eine CIA-Beamtin namens Daria Buckingham habe den Volksmudschahedin geholfen, das Uran zu stehlen.
    Aber er hatte es nicht getan. In jeder Phase ihres Lebens war er abwesend gewesen. Weil er ein Feigling war. Als junger Mann hatte er es nicht zugeben wollen, aber jetzt war er zu alt, um sich selbst zu belügen.
    »Außerdem werde ich zu Ihnen nach Frankreich kommen, um Sie bei der Vernehmung zu unterstützen. Informieren Sie die Iraner, dass Sie die Gefangenen unmittelbar nach der Verhaftung übernehmen.«
    Wieder folgte eine längere Pause. Amato wusste, dass seine Ankündigung einen Schock auslöste – ein hohes Tier, das versuchte, dieAgenten im Einsatz zu gängeln. »Ihre voraussichtliche Ankunftszeit, Sir?«
    »So schnell ich es schaffe – maximal zehn Stunden. Ich melde mich wegen der Koordination kurz vor der Landung bei Ihnen.«
    »Wenn die Zielpersonen sich für eine längere Observation einrichten, kann es sein, dass die Gefangennahme noch gar nicht erfolgt ist, wenn Sie hier eintreffen, Sir. Es sei denn, Sie möchten, dass wir den Turm stürmen, was ich wie gesagt nicht empfehlen würde. Besser, wenn wir uns ein bisschen zurückhalten, bis sich die Sache totläuft.«
    »Wenn ich vor der Verhaftung bei Ihnen sein kann, umso besser.«
    Amato legte auf, wählte eine andere Nummer und gab Anweisung, ein C-37A-Jet – die Militärversion einer Gulfstream – solle ihn in einer Stunde am Reagan National Airport abholen.
    Er rechnete es im Kopf durch – rasch die Sache mit Ellis klären, es pünktlich zum Flughafen schaffen, ein sechsstündiger Flug, dann rund eine Stunde vom Flughafen zur Kirche … Er konnte am Spätnachmittag mitteleuropäischer Zeit dort sein.
    Das letzte, was er erledigte, ehe er sich anzog, war eine Online-Überweisung von seinem Privatkonto, von dem er jeden Cent auf ein Auslandskonto schaffte, das er gestern eingerichtet hatte – nur für alle Fälle.

65
    Der Sonnenaufgang war atemberaubend, der Himmel ein Pastellgemälde aus Rot- und Gelbtönen. Auf den Bäumen rund um die Kirche sangen Amseln. Aber Daria sah nur ein sumpfiges Feld mit frischen Gräbern vor ihrem inneren Auge und sie hörte nur die Stimme ihres Onkels.
    Er hatte panisch reagiert, als sie ihm von ihrem Plan erzählte, bei dem Uranschmuggel mitzumachen.
    Du hast genug gegeben!
    Genug wird es sein, wenn

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