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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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mürrischen Inder an der Rezeption, der nicht einmal aufblickte, als Daria und Mark vorbeigingen.
    In dem schäbigen Zimmer, das sie sich in der Nacht zuvor genommen hatten, war alles, wie sie es hinterlassen hatten – der Stimmenrekorder, die Zeitschaltuhren, die Kameras, Kleider zum Wechseln …
    Mark ging zu dem großen Fenster, öffnete es einen Spaltbreit, zog die Vorhänge zurück. Der süße, fruchtige Rauch eines Shisha-Cafés wehte herein. Autohupen ertönten. Sie befanden sich in einem alten Teil von Dubai, wo die Straßen enger, die Gehwege rissig und die Gebäude weniger aufgemotzt waren. Dieser Stadtteil hatte sich über die Jahre allmählich entwickelt und war nicht von global agierenden Baufirmen über Nacht geplant und aus dem Boden gestampft worden.
    Daria trat an seine Seite und eine halbe Minute lang taten sie so, als würden sie sich unterhalten, sodass Holgans Leute – die Mark von der Mall zum Hotel gefolgt waren – ihrem Boss berichten würden, Daria Buckingham und Mark Sava versteckten sich gemeinsam, ungeschützt. Sie würden sagen, Sava denkt, er wäre uns entwischt. Er ahnt nichts.
    Als Mark sicher war, dass er und Daria zusammen gesehen worden waren, zog er die Vorhänge zu und legte einen schwarzen Tschador mit Kopftuch und Schleier an. Daria schlüpfte in enge schwarze Jeans und eine ärmellose rote Bluse, dann setzte sie eine Prada-Sonnenbrille und eine Baseballmütze der New York Yankees auf.
    Sie verließen das Haus über ein Geschäft an der Rückseite des Hotels und machten sich einzeln auf den Weg in ein ebenfalls recht schlichtes Hotel auf der anderen Straßenseite. In einem Zimmer im zweiten Stock setzte sich Daria auf einen fadenscheinigen Sessel und richtete den Blick auf den LCD-Bildschirm einer Kamera. Das lange Teleobjektiv hatte sie an der unteren linken Ecke des geschlossenen Rollos hindurch geschoben. Unter einem zweiten Rollo verbarg sich ein digitaler Camcorder auf einem Stativ.
    »Bewegung?«, fragte Mark, nachdem sie ein paar Fotos gemacht hatte.
    »Nur das Team, das uns hierher gefolgt ist. Sie überwachen sämtliche Ausgänge.«
    »Wart nur ab. In einer halben Stunde sind sie ausgetauscht.«
    »Mal sehen.«
    »Schwer vorstellbar, dass diese Clowns Türen eintreten.«
    Mark hatte das Team, das ihnen zur Mall und von dort weiter gefolgt war, als Holgans reguläres Sicherheitskommando eingestuft. Aber sobald Holgan hörte, dass Daria Buckingham gefunden und bei Mark Sava war, schickte er bestimmt ein anderes Team, um sie zur Strecke zu bringen – er würde wohl nicht der Versuchung widerstehen, sich vier Millionen Dollar und drohende Kopfschmerzen zu ersparen. Das neue Team war voraussichtlich eine Elitetruppe, bestehend aus Leuten, die vermutlich schon von dem Uran wussten und die nach Holgans Einschätzung den Mund halten würden, egal was sie hörten.
    Das waren die Leute, auf die Mark es abgesehen hatte.
    An einem Tisch in der Mitte des Zimmers übertrug ein Laptop Bild und Ton einer drahtlosen Webcam, die sich in einer Ecke des Zimmers im Gold Souk Hotel verbarg.
    Der digitale Stimmenrekorder, den sie am Abend zuvor bei Radio Shack gekauft hatten, war auf Playback eingestellt. Jeder, der zu belauschen versuchte, was in dem Zimmer vorging, würde hören, wie Mark und Daria umhergingen, die Toilette benutzten oder die Logistik der Übergabe von vier Millionen Dollar in bar besprachen, die nachmittags um fünf stattfinden sollte.

    Der Angriff kam um halb drei. Mark hätte den Anfang fast verpasst, weil er so unauffällig verlief – nur ein knackendes Geräusch, als die Tür mit einem Stemmeisen aufgebrochen wurde, gefolgt vom lautlosen Eintreten dreier Männer, die Pistolen mit Schalldämpfern in den Händen hielten.
    Ein unrasierter Kerl mit hagerem Gesicht und pechschwarzem Haar befahl den beiden anderen, unter dem Bett und im Badezimmer zu suchen. Was Mark am meisten verwunderte, war, dass der Mann fließend Farsi sprach.
    Alle drei gingen die Sache professionell an, verständigten sich durch Handzeichen und hielten ihre Waffen wie Soldaten. Eindeutig keine Volksmudschahedin, entschied Mark. Sie erinnerten ihn eher an Yaver.
    »Du Mistkerl«, sagte er und meinte Holgan. Er erwog, ob Holgan mit dem iranischen Regime eine Vereinbarung getroffen hatte.
    Als sich zeigte, dass das Zimmer leer war, bemerkte einer der Männer die versteckte Webcam oben an der Vorhangstange. Der Anführer holte sie herunter, betrachtete sie von allen Seiten und warf sie

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