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Der Fehler des Colonels

Der Fehler des Colonels

Titel: Der Fehler des Colonels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Mayland
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nach. Du hast den ganzen Tag Zeit. Bis dahin überwachen wir sie weiter.«

66
    Washington D. C.
    Von einem Münztelefon an der Zwölften Straße Ecke Madison Avenue rief Amato den Nationalen Sicherheitsberater James Ellis in seinem Haus in McLean, Virginia, an.
    Ellis nahm beim zweiten Klingeln ab, klang hellwach, sprach aber leise. Er wollte seine Frau nicht aufwecken, vermutete Amato.
    Amato rief oft nachts an, wenn Ellis im Bett las – der Mann schlief kaum –, und es war immer derselbe Ablauf. Gleich würde Ellis in sein Arbeitszimmer gehen.
    »Wir müssen uns treffen«, sagte Amato.
    »Einen Moment.«
    Amato hörte Ellis’ Schritte, als er vom Schlaf- ins Arbeitszimmer tappte, dann das Geräusch der Tür, die sich schloss.
    »Was ist los?«, fragte Ellis.
    »Nicht übers Telefon.«
    Ellis schwieg kurz. »Wie schnell können Sie hier sein?«
    »Ihre Leibwächter werden es in ihrem Protokoll vermerken, wenn ich komme.«
    »Um Gottes willen, Henry, Sie sind mein Mitarbeiter. Wen schert es, wenn Sie im Protokoll auftauchen?«
    Amato fiel plötzlich auf, dass es seinem Chef in all den Jahren der Zusammenarbeit nie eingefallen war, dass es Ärgernis erregen könnte, wenn man den Namen des Herrn immer wieder und übertrieben missbrauchte.
    Ellis seufzte. »Wo also?«
    »Am Vietnam Memorial. So schnell Sie können.«
    »Geben Sie mir zwanzig Minuten.«
    »An der Nordseite ist eine Bank«, sagte Amato.
    »Ich werde da sein.«

    Der Halbmond hatte in dieser Nacht schon früh am Himmel gestanden und war jetzt hinter dem Horizont verschwunden, aber das schwache Sternenlicht, das blieb, erleuchtete das blasse, trockene Gras vor Amato. In der Ferne konnte er gerade noch den schwarzen Schatten der langen Gedenkmauer erkennen.
    Amato dachte an all die Namen an der Mauer, die er kannte, und überlegte, was die Männer, die unter ihm gedient hatten, von dem halten würden, was er sich zu tun anschickte. Dann fragte er sich, ob Ellis auch einige der Namen kannte. Oder hatten ihn die diversen Zurückstellungen vom Militärdienst, dank derer er über Internationale Beziehungen promovieren konnte, vom Irrsinn dieser Ära völlig abgeschirmt?
    Amato sah auf die Uhr und fühlte sich angesichts der Situation erstaunlich ruhig. Er hatte vermeiden wollen, dass es so weit kam, aber das war ihm nicht gelungen, und jetzt musste er entsprechend handeln. Zweifel hatte er nicht. Seine einzige Sorge war die Zeit.
    Hinter einer Baumgruppe sah er das Washington Monument weiß schimmern, und dahinter das Kapitol, dessen Kuppel von unten angestrahlt wurde. Wieder sah er auf die Uhr und begann dann zu beten.
O mein Gott und Herr! Ich habe oft gesündigt und Deine gerechte Strafe verdient. Sei mir Sünder gnädig! Denn Du mein himmlischer Vater, bist unendlich gut …

    Auch von Weitem und im Dunkeln erkannte Amato sofort die schwarze Silhouette von Ellis’ schmalen Schultern, als sich sein Chef von Süden her näherte.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte er, als Ellis bei der Bank angelangt war und sich setzte.
    »Um Gottes willen, Henry. Worum geht’s?« Ellis trug einen Anzug, aber keine Krawatte. Er hatte eine Georgetown-Baseballkappe auf, was Amato daran erinnerte, dass Ellis’ Sohn in der Mannschaft seines College spielte.
    »Vor Minabis Haus bei Auvers wurde ein Observationsteam entdeckt«, erklärte Amato ruhig.
    »Wurden die Iraner informiert?«
    »Ja.«
    »Wissen wir, wer es ist?«
    »Nein. Aber nach dem Ausschlussverfahren und anhand der Wärmebilder vermute ich, dass es sich um Sava und Buckingham handelt. Die Iraner planen die Festnahme. Aber ich traue ihnen nicht zu, die Sache richtig anzupacken, deshalb habe ich unsere Leute angewiesen –«
    »Pfeifen Sie sie zurück.«
    »Die Iraner brauchen Hilfe. Buckingham und Sava sind keine Zivilisten, man wird sie nicht so leicht fassen können.«
    »Wir müssen ein Gefecht auf französischem Boden um jeden Preis vermeiden. Dieser Befehl kommt übrigens von ganz oben. Also machen Sie nicht die Pferde scheu, Henry, und glauben Sie bloß nicht, Sie könnten mich umstimmen.«
    »Und ich würde gern nach Frankreich fliegen, um bei der Vernehmung zu helfen.«
    »Was zum Teufel ist eigentlich mit Ihnen los, Henry?« Als Amato nicht antwortete, fuhr Ellis fort: »Wir hatten uns geeinigt, drei Wochen vor der Bekanntgabe keine Auslandsreisen für uns beide.«
    »Das war vor den Komplikationen. Bevor sich Sava und Buckingham eingemischt haben.«
    »Sie sind für Verhöre nicht

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