Der Fehler des Colonels
ausgebildet.«
»Das stimmt nicht ganz.«
»Nein, Henry. Sie bleiben hier und die Iraner wickeln das ohne unsere Hilfe ab. Ist das alles?«
Amato schloss für einen Moment die Augen. Er hatte versucht, Ellis einen Ausweg anzubieten. Mehr konnte er nicht tun.
Seine Hand steckte in seiner Manteltasche und er spürte die kalte Metallkette auf der Handfläche. Mit Daumen und Zeigefinger tastete er sich Glied um Glied bis zum Ende vor. Das Metall klirrte ein wenig, als würde er mit Kleingeld in seiner Tasche klimpern.
Immer noch hatte er den schalen Geschmack des Grappa im Mund. Der Gestank des Alkohols, der aus seinen Poren trat, war ihm selbst zuwider.
»Nein, James, da gibt es noch etwas, das wir besprechen müssen«, sagte Amato. »Allerdings ist das eher eine persönliche Sache.«
»Machen Sie schnell.«
»Gehen wir ein Stück zusammen. Ich muss in Ihre Richtung.« Amato stand auf und wartete, bis Ellis es ihm gleichtat.
Ellis schnaufte vernehmlich, als er sich erhob. »Ich parke an der Einundzwanzigsten.« Er setzte sich in Bewegung.
Einen Moment lang ging Amato neben ihm, sodass sich ihre Schultern fast berührten.
»Nach dem Ende dieser Operation, möchte ich gern –«
Während Amato sprach, zog er die Metallkette aus der Tasche, packte sie fest an beiden Enden und legte sie Ellis mit Schwung um den Hals.
Ellis spürte, dass etwas nicht stimmte, und konnte in letzter Sekunde die Finger zwischen die Kette und seinen Hals schieben. Er kämpfte wie ein Rodeostier, trat nach hinten und versuchte, Amato seinen Hinterkopf ins Gesicht zu rammen.
Ellis’ wilde Gegenwehr erstaunte Amato, aber er zog die Kette mit jedem Quäntchen Kraft, das er besaß, zusammen, sodass seine Arme zitterten. Immer noch kämpfte Ellis, trat wie verrückt um sich. Schließlich versuchte er, Amato aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem er sich unversehens auf den Boden fallen ließ.
Aber Amato war Soldat gewesen. Und obwohl er alt war und nicht mehr in Form, mit Rückenbeschwerden und allerhand Gebrechen, dieihm das Aufwachen am Morgen zur Qual machten, hatte sich seine rohe Kraft doch in all den Jahren nur wenig vermindert. Als Ellis sich sinken ließ, hielt Amato stand, und Ellis hing einfach da und gab leise gurgelnde Geräusche von sich.
Nach zwei Minuten war es vorbei. Amato ließ die Kette fallen und sorgte dafür, dass die Sache erledigt war, indem er Ellis mit dem Absatz seines Schuhs das Genick brach. Als er neben seinem toten Vorgesetzten zu Boden sank, keuchte er schwer und fühlte sich schwindelig, als würde er gleich ohnmächtig werden.
Als er durchgeatmet hatte, drückte er einen Knopf an seiner Armbanduhr, das Zifferblatt leuchtete auf. Es war kurz vor drei. Wenn er in weniger als einer halben Stunde am Reagan National sein wollte, musste er sich beeilen.
Er zerrte Ellis ins Gebüsch, nahm ihm die Brieftasche ab und bedeckte ihn mit abgestorbenen Zweigen und dürrem Laub. Je länger es dauerte, bis Ellis gefunden und identifiziert wurde, desto besser.
67
Um halb vier nachmittags vibrierte Marks Handy. Es war Decker, der sich aufgeregt meldete.
»Ich weiß nicht, wie die das gemacht haben, Boss, ich weiß nicht, wie die das gemacht haben …«
Mark und Daria waren aufgespürt worden. »Ich habe sie nur teilweise gesichtet, aber ich bin mir fast sicher, dass es dieselben Leute sind, denen ich gestern Nacht gefolgt bin.«
»Wie viele insgesamt?« Mark hockte immer noch unter der braunen Abdeckplane auf dem Kirchturm und spähte, den Blick auf das Bauernhaus gerichtet, vorsichtig über die Brüstung. Wie jemand sie hätte entdecken sollen, war ihm schleierhaft – und er fragte sich, was ihm sonst noch alles entging.
»Zwei. Sie haben ihren Transporter ein paar hundert Meter vor der Kirche abgestellt und –«
»Wann?«
»Gerade eben. Ich wollte nach dem Rechten sehen, als zwei Leute ausgestiegen und über den Zaun vor der Kirche gesprungen sind.«
»Haben sie dich gesehen?«
»Nein.«
»Sind sie bewaffnet?«
»Kann ich nicht sagen, aber wir müssen mindestens mit Pistolen rechnen. Scheiße, wenn die euch jetzt holen wollen – ich hab sie gerade verloren, sie sind um das Gebäude rum zur Südseite.«
»Dann steht es zwei gegen zwei, wir sitzen oben und die wissen nicht, ob wir nicht auch bewaffnet sind.«
»Vielleicht warten sie ab.«
»Was hast du an Waffen?«
»Ein Messer. Ich konnte nicht riskieren, etwas ins Land zu schmuggeln.«
Mark machte sein Handy aus und sah sich die Brüstung
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