Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
sie sich nicht mehr sicher.
Zum
einen hatte sie ihren Wilhem im Traum gesehen, sie hatte gegen ihn
gekämpft. Nur einen Augenblick lang, doch die Erinnerung saß
tief.
Wer
war sie? Letzte Nacht war es noch deutlicher geworden. Sie sah wieder
ihre brennenden Hände, sah die Spur aus Rauch und Asche, die sie
hinter sich her zog und dann ein Schwert. Ihr Schwert. Sie hatte es schon einmal gesehen, aber zu ordnen ließ
es sich nicht. Einen kleinen Moment nur, dann versenkte es sich mit
einem Hieb in dem nächsten Gegner, bleich und kalt, und für
den Bruchteil einer Sekunde sah sie sich in der Klinge. Ein Auge
spiegelte sich in dem dunklen Metall und sie war mit einem Schrei
erwacht.
Er .
Das
konnte nicht sein, das durfte nicht sein.
Vor
Monaten schon hatte sie sich von dem Gedanken verabschiedet ihn leben
zu lassen, sollte sie ihn finden.
Die
Zeit heilte keine Wunden, im Gegenteil. Der Hass auf diesen Teufel
war vernarbt, immer wieder von neuem aufgebrochen, entzündet.
Ein ewiger, schmerzvoller Begleiter. Ein Warnmal vor diesem Mann. Akios, ihr treuer Lehrer und Freund, teilte diese
Wunde mit ihr.
Es
konnte nicht sein, durfte nicht sein.
Nein.
Die
Brennung wurde immer erfolgreicher, mehr als die Hälfte der
Sünder überlebten mittlerweile. Jetzt, wo sie auch immer
einen richtigen Heiler mit sich führten und auch Gefangene
nahmen, um mit der Brennung warten zu können, bis die
zukünftigen Geläuterten soweit waren, starben sie immer
seltener.
Blau ,
diese Farbe erinnerte sie immer an ihre Kindheit. So jung, so naiv.
Keine gute Erinnerung.
Vorschnell
hatte sie Wilhem als ihren Krieger des Feuers ausrufen lassen, ihm
eine große Zeremonie gewidmet. Sie war gut in solchen Dingen
und ihr Gefolge fraß ihr aus der Hand, wenn sie vor ihrem Thron
in der großen Halle stand. Es stärkte die Moral, es war
ihr richtig erschienen in diesem Moment. Niemanden würde es nun
stören, wenn sie es zurücknahm, dachte sie, doch unwohl war
ihr bei dem Gedanken schon.
Ich
bin ihr Anführer, ich sollte unfehlbar sein. Ich bin die
Prophetin.
Den
Titel hatte sie sich nicht selbst gegeben, ihre Kinder hatten ihn ihr
verliehen.
Prophezeiungen
brachte sie, aber ob sie alle richtig waren, das wusste sie nicht.
Sie
vertraute auf ihren Weg
des Feuers ,
doch noch immer wartete sie sehnsüchtig auf die Rückkehr
des Kupferkönigs.
Was,
wenn er nicht kam? Was, wenn die
Drei nur seine Spione waren?
Zu
viele Zweifel, zu viel Unsicherheit. Ich
bin noch immer ein Kind.
Sie
sandte nach Wilhem. Akios war ein großartiger Berater in allen
Bereichen, doch hier brauchte sie ihren Wilhem, ihren Geläuterten.
Ihren Krieger
des Feuers ,
fügte sie in Gedanken zu.
Das
Auge blickte sie noch immer an, ein Fragment aus dem Traum, der Prophezeiung ,
das sie so bald nicht aus ihren Gedanken zu vertreiben in der Lage
sein würde.
Dunkel,
düster, unheilvoll. Vor allem letzteres jagte ihr einen Schauer
über den Rücken. Unheil ist alles, was dieser Mann zu bringen im Stande war. Niemals würde
er einer von ihnen werden können, dessen war sie sich sicher.
Wilhem
erschien bald darauf, sein Gesicht eine Maske aus Gehorsam und
Erhabenheit, wie nur ihr erste Geläuterter sie tragen konnte.
Sein
Gruß nur ein kurzes Nicken, die Zeit hatte ihn nicht
gesprächiger werden lassen.
"Wilhem.
Ich habe einen neuen Teil der Prophezeiung gesehen."
Ein
fragender Blick begegnete ihrem. Natürlich war er der Krieger ,
aber den Nutzen dieses Kriegers hatte ihre Prophezeiung ihr noch
nicht mitgeteilt.
"Der Krieger
des Feuers ,
das bist nicht du, fürchte ich."
Sie
las keine Reaktion in seinem Gesicht.
"Ich
habe sein Auge gesehen, ein Teil seines Gesichts hat sich in seinem
Schwert gespiegelt. Es war... seines. Schwarz."
Der
Geläuterte zog die Brauen zusammen. Wut? Enttäuschung?
Natürlich
hatte jeder im Kloster jede Einzelheit von den Verbrechen des Teufels erfahren. Wilhem ganz besonders, und er war derjenige, den diese
Gräueltaten vor allem trafen. Söldner ,
der auch er einmal gewesen war, fühlte er sich beinahe
persönlich angegriffen, wann immer von dem Mann die Rede war.
Sicher,
er war gebrannt. Geläutert .
Aber
noch immer schien es einen bitten Nachgeschmack bei ihm zu
hinterlassen.
"Was
willst du tun? Dieser Mann ist-"
"Ich
weiß was er ist. Die Prophezeiung hat mir noch nicht einmal
mitgeteilt was dieser Krieger bedeutet. Ich habe einfach angenommen, dass er für unsere Sache
kämpfen und eine große Rolle spielen wird. Was, wenn
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