Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
sich dabei wie er den verhassten Mann genau beobachtete,
nach jedem Anzeichen von Schmerz und Erniedrigung in seinem Gesicht
suchte.
Mehr
als ein Zucken im Mundwinkel war ihm auch mit den folgenden Hieben
nicht zu entlocken, Ranmiks Augen schrien Wahnsinn. Er wollte den
Mann schreien hören, und Akios wollte es auch. Er sollte es
beenden, er sollte Ranmik sofort zurück pfeifen. Er musste ,
es war seine Pflicht, seine verdammte Pflicht-
Schließlich
bekam er ein Wimmern, als der Teufel zwischen zwei Schlägen nach
Luft schnappte. Dann einen feuchten Schimmer über den verhassten
Augen, als er das Gleichgewicht verlor, nach vorne stürzte und
sie kurz öffnete um Halt zu finden.
Akios
sog den Triumph förmlich in sich auf. Er roch Blut in der Luft,
einen subtilen, metallischen Hauch, sah feinen, roten Nebel auf
stäuben, als der nächste Hieb traf.
Bald
gelang es dem Monster nicht mehr, sein Wimmern mit tiefem Knurren zu
übertönen und er schrie auf.
Kurz,
nicht laut, aber bis zum Rand voll mit Schmerz. Bettelnd.
Ekstatisch.
Akios
sah, wie der Schrei sich auf den Zügen des Mannes
widerspiegelte. Hilflos hatte der den Kopf gesenkt, versteckte seinen
Schmerz beschämt hinter seinen Armen und einem Vorhang
strähniger, schwarzer Haare.
Doch
die Schreie ließen sich nicht verstecken. Häufiger und vor
allem lauter und höher kamen sie nun. Alle Muskeln im Körper
des Mannes waren zum Reißen gespannt, als er versuchte die
Kontrolle über seinen Körper zurück zu erlangen, nicht
zu stürzen.
Akios
war näher heran gerückt, ihm entging nichts. Kein noch so
kleines Geräusch, kein Schweißtropfen, keine Träne.
Er fühlte sein Herz rasen, seinen Atem schneller werden. Fahrig
wischte er sich die feuchten Hände an der Robe ab, als der
Gefangene erneut weiter gegen den Wagen getrieben wurde, aufschrie.
In den Schmerz mischte sich Angst, seine Stimme flehte um Gnade.
Akios
konnte nicht anders, er griff den Kopf des Mannes an den Haaren und
riss ihn zurück, sah ihm ins Gesicht.
In
die erschrocken aufgerissenen Augen, die bebenden Lippen, denen in
regelmäßigen Abständen gequälte Laute entwichen.
Akios erwiderte den Anblick mit einem triumphierenden Lächeln,
dann ließ er ihn los und Ranmik fuhr fort mit seiner Tortur.
Es
dauerte nicht lange, da brachen dem Mann die Beine unter dem eigenen
Gewicht weg. An den Rand des erträglichen getrieben hing er nur
noch mit den Handfesseln am Wagen, wandte seinen geschundenen Rücken
instinktiv der Sicherheit des Gitters zu. In dem kurzen Moment seiner
Drehung sah Akios das Massaker aus blutigen Striemen, das Ranmik auf
der Haut des Mannes hinterlassen hatte und zum ersten mal meldete
sich der Heiler in ihm, mit Entsetzen.
Dann
setzte der Geläuterte auch schon erneut an.
Die
Schmerzensschreie klingelten ihm in den Ohren, es hörte nicht
auf. Selbst Akios zuckte nun unter jedem Knall des dünnen Leders
auf der geschundenen Haut seines Feindes zusammen.
Nun
beinahe widerwillig beugte er sich über den Wagenrand, sah auf
den Gegeißelten hinab, der sich kraftlos in den Fesseln wand,
nicht fähig den Peitschenhieben zu entkommen, die unerbittlich
auf ihn einprasselten.
In
dem Moment traf Ranmik ihn mit einem Hieb im Gesicht und ließ
ihn aufjaulen, als Blut sein Kinn hinab sickerte.
Dann
kam Wilhem.
Der
Geläuterte hatte die gesamte Zeit über neben dem Wagen
gestanden, beobachtend. Die Götter wissen, was er von all dem
dachte. Seine Miene verriet nichts.
Nun
trat er an Ranmik heran, legte ihm eine Hand auf den Arm und brachte
ihn mir einem ruhigen "Es ist genug." zum Aufhören.
Aber
es hörte nicht auf.
Die
Peitschenhiebe verschwanden, aber noch immer war da das Wimmern und
Winseln des hilflos am Wagen hängenden.
Seine
Fäuste schlossen und öffneten sich in ihren Fesseln, ein
vergeblicher Versuch ein wenig Kontrolle über seinen Körper
zurück zu erlangen.
Akios
wich instinktiv zurück, versuchte wieder zu Atem zu kommen.
"Ich
glaube", seine Stimme zitterte und bebte, "... ich sollte
ihn mir mal ansehen."
Wilhem
half ihm, den fast leblosen Körper auf den Wagen zu hieven.
Von
nahem sahen die Wunden noch verheerender aus. Es kostete Akios all
seine Überwindung hin zu sehen.
Blut
und zerstörte Körper war er gewohnt. Nicht aber, dass er
das Zufügen dieser Wunden dermaßen genossen hatte.
Die
Stimme zitternd vor kaltem Entsetzen und Scham bat er einen Novizen
seine Utensilien zu bringen und begann mit der Arbeit.
Mit
fahrigen Händen begann er die
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