Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
miserabel.
In
der kühlen Dunkelheit mit all dem Luxus, den er sich die letzten
Tage mehr als alles andere herbeigesehnt hatte schlief er ein und
träumte davon durch den Sand zu laufen.
Am
nächsten Morgen wurde er wieder unsanft über einen
Pferderücken geworfen. Dieses mal wurden ihm sogar mit groben
Seilen die Arme auf dem Rücken zusammengebunden, anschließend
die Beine. Flucht war nun definitiv nicht möglich.
Ein
Teil von ihm hatte noch mit dem Gedanken gespielt wegzurennen und auf
die Lanze eines undisziplinierten Soldaten zu hoffen, das war hiermit
wohl erledigt.
Nach
wenigen Stunden tauchte die Stadt am Horizont auf.
Die
Schwarze Stadt der Könige nannte man sie, und zurecht.
Ganz
aus glänzendem schwarzen Stein erbaut schien sie so selten und
edel zu sein, wie keine Stadt, die er zuvor gesehen hatte.
Selbst
die Kaiserstadt in seiner Heimat war aus gewöhnlichem Sandstein.
Als
sie durch das imposante Stadttor ritten verstand er, warum von der
Stadt der Könige die Rede war und nicht der, des Königs.
Jedes
noch so gewöhnliche Wohnhaus war geformt wie ein winziger
Palast, mit einem mit Zinnen gespicktem Dach und einem kleinen
Glockenturm in dessen Mitte.
Noel
Opan rief den Wachen auf der Stadtmauer etwas zu und diese begannen
die Torglocke zu läuten, ein mächtiges Ding aus Messing.
Sofort
brach ein Tumult los und alle Menschen hasteten in ihre Häuser
um ihre eigenen Glocken zu läuten. Er hörte kleine,
silberne Glocken, kaum kopfgroß, dann schallten mächtige
Eisenglocken von einer Kaserne, wohltemperierte Goldglocken
verbreiteten ihren Klang von den Dächern reich verzierter
Herrenhäuser. Die Stadt schallte und seine Ohren klingelten.
Die
sind doch wahnsinnig, dachte er.
Der
Ritt durch die Stadt dauerte weitere Stunden.
Als
sie endlich am Palast des Cyron ankamen war die Mittagssonne schon
wieder im Begriff zu sinken.
Noel
wies ihre Truppe an vor der mächtigen Zugbrücke zu warten,
stieg ab und zerrte auch ihn vom Pferd.
Mit
einem Messer aus geschliffenem Onyx durchtrennte sie seine
Fußfesseln, packte ihn beim Arm und zog ihn mit sich über
die Brücke in den Palast.
Der
Palast war ein Sinnbild der Macht, die der Wüstenkönig hier
zu haben schien.
Vor
ihm ragte ein pechschwarzes Konstrukt aus mehreren Trommeltürmen,
verbunden durch eckige Komponenten, in den Himmel.
Von
dem hohen, schlanken Turm in der Mitte der Burg flatterte das Wappen
der Cyron, drei kahle Bäume auf türkisblauem Grund.
Die
Zugbrücke führte geradewegs auf eine riesenhaft
erscheinende Wand zu, gespickt mit Schießscharten und der
beeindruckenden Fähigkeit jeden Menschen auf die Größe
eines Insekts zu reduzieren.
Ihm
blieb nicht lang um die imposante Fassade zu begutachten, Noel zog
ihn zielstrebigen Schrittes mit sich durch das eckige Tor. Ein
letztes mal blickte Ermond auf, nur um zu sehen wie die Wand ihn mit
einem Biss ihrer Gitterzähne, die aus dem oberen Teil des Tors
hervorlugten, verschluckte.
Innen
erwartete ihn ein Wirbel aus Weihrauch, Minze und einer Vielzahl
anderer Aromen, die er nicht zuordnen konnte.
Die
düsteren Wände waren behangen mit türkisblauer und
weißer Seide, der Boden war bedeckt mit Sitzkissen und flachen
Tischen, deren gekrümmte Beine sie wie kopflose Schildkröten
aussehen ließen.
Zwei
Palastdiener nahmen sie sofort in Empfang und führten sie den
fein gemusterten Seidenläufer entlang in den Thronsaal.
Der
hohe Raum war geschmückt in Bronzeornamenten und der
omnipräsenten türkisen Seide.
In
einem mit feinem Schnitzwerk verzierten Thron saß ein Mann, den
man trotz der gleichgültig zusammengesunkenen Haltung auf den
ersten Blick als Herrscher erkannte.
Selbst
durch das weite Darmastgewand ließ sich die schlanke,
hochgewachsene Statur erahnen und ein Blick aus den gelbgrünen
Habichtsaugen reichte aus, um sofortigen Respekt zu fordern.
In
all dieser Pracht und angesichts des Königs, dem selbst er nicht
umhin konnte eine majestätische Schönheit zuzugestehen,
wurde Ermond sich das erste mal seiner ungepflegten Erscheinung
bewusst und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass man ihn
vor der Audienz gezwungen hätte sich zu waschen, um diesem
Inbegriff der Perfektion seinen dreckigen Anblick zu ersparen.
Der
Wüstenkönig erhob sich elegant von seinem Thron und kam die
wenigen Stufen hinab um Ermond auf Augenhöhe zu begegnen.
"Nimm
es mir nicht übel, dass ich dir nicht Mann zu Mann auf dem Feld
begegnen konnte. Siehst du, mein Heer wird
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