Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
anderswo benötigt, es
war nie meine Absicht einen Affront zu begehen."
Auch
seine Stimme war hoheitlich, wie die von Noel Opan. Rauch und Wasser.
Ermond
entschied sich der ihm bekannten Etikette folgend zu schweigen und
mit gesenktem Kopf seinem Urteil zu lauschen.
"Ich
kann dich leider nicht einfach so zurückschicken, das siehst du
sicherlich ein. Aber keine Angst, ich werde dich nicht hinrichten.
Immerhin hast du keinen wirklichen Schaden angerichtet."
Wer
hörte das nicht gern, wenn er in ein Land einfiel?
"Verbannung
ist die geschickteste Lösung, denke ich. Es gibt da einen
gemütlichen Felsen vor der Ostküste, dort dürfte dich
wohl niemand finden."
Also
würde er doch sterben. Einsam auf einer leeren Insel am Hunger
verrecken, das war kein Heldentod.
"Aber
keine Bange, dir wird es dort an nichts mangeln. Unser Kerker hat
sich in den letzten Wochen etwas angefüllt, ich denke, ich werde
dir einige mitgeben um dir Gesellschaft zu leisten."
Ermond
blickte nun doch auf und sah ihn ungläubig an. Bislang hatte es
nach einem einsamen Exil mit baldigem Tod geklungen, jetzt hörte
es sich eher nach einer gemeinen Gefängnisinsel an. Er konnte
nicht anders als sich beleidigt zu fühlen.
Zir
Cyron lachte und tätschelte ihm die Wange.
"Mach
dir keine Sorgen, du wirst dich wie zuhause fühlen."
Mit
einem letzten, arroganten Blick drehte er sich schwungvoll um und
glitt geschmeidig wie eine Schlange zurück in seine lässige
Position auf dem Thron.
In
dem Moment wusste Ermond Frostblatt, dass sein Schicksal besiegelt
war.
Ehre?
Für immer außer Reichweite.
Die
nächsten Tage verbrachte er im Palast, stets bewacht von
mindestens einer Palastwache.
Gleich
nach der Audienz hatte man ihn sich waschen lassen und ihm neue
Kleider gegeben.
Er
empfand es als weitere Erniedrigung, dass man ihn in dem Stil derer,
die ihn gefangen hielten kleidete. Das lachsrote Seidengewand brachte
zwar hervorragend das kupferrot seiner Haare zur Geltung, aber sowohl
Seide als auch lachsrot bevorzugte er von Frauen getragen zu sehen.
Am
Abend dieses Tages bekam er ein reichliches Abendessen aus
gebratenen Wachteln mit Datteln und dazu frische Brotfladen. Hätte
er nicht noch immer das hämische Grinsen des Zir Cyron vor
Augen, hätte er das Essen wahrscheinlich genossen. So genoss er
es und versuchte mehr oder weniger erfolgreich sich davon zu
überzeugen, dass der Wüstenkönig ihn behandelte, wie
einen gewöhnlichen Banditen.
Schließlich
ließ er sich auf dem, mit frischen, weißen Leinen
bespannten, Bett nieder und gab der Erschöpfung, die ihm noch
tief in den Knochen saß, nach und schlief.
Am
nächsten Morgen wurde er früh geweckt. Man brachte ihm ein
einfaches Frühstück, bestehend aus den gleichen Fladen wie
am Vortag und einigen Taubeneiern. Die Wachen ließen ihm nicht
viel Zeit zum Essen, so beeilte er sich, bevor er von den Männern
an den Händen gefesselt und aus dem Palast über die
Zugbrücke geleitet wurde.
Dort
wartete bereits Noel Opan auf ihn. Sie ließ ihn dieses mal sein
eigenes Pferd besteigen; das Seil, dass an seine Handfesseln gebunden
war, nahm sie allerdings in die Hand. Eine falsche Bewegung und er
würde im Staub liegen.
Der
Ritt zum Kerker dauerte nicht lange, als sie an einem großen
Platz angekommen waren fiel ihm sofort der alles überragende
Balkon auf. Gestützt auf turmhohe Säulen und an ein hohes,
majestätisch anmutendes Gebäude geheftet schien der Platz
dort oben nur für eine Persönlichkeit gedacht zu sein.
Sicherlich
stand er dort oben und sprach mit seinen Schafen, erzählte
ihnen, wie er todesmutig den außenländischen Teufel erst
besiegt und dann gedemütigt hat. Dieser Mann hatte sein Heer
langsam verdursten lassen, anstatt sich ihm zu stellen. In Ermonds
Augen machte ihn das zu einem Feigling, nichts weiter.
Das
Gebäude stellte sich als Herrschaftshaus heraus. Dort wurden die
niederen Urteile gefällt und passend dazu lag unter ihm der
Kerker.
Ermond
konnte es kaum abwarten seine neuen Mitbürger kennenzulernen.
Was
der Herrscher wohl für ihn bereit hielt? Taschendiebe,
Prostituierte, Falschspieler. Oder vielleicht doch die richtigen
Halunken, Mörder oder dergleichen.
Noel
hieß ihn absteigen und zog ihn hinter sich durch eine
unauffällige Tür unweit des Haupteingangs. Nach wenigen
Metern wurde aus dem Gang eine steile Treppe, die sie immer tiefer in
das Gewölbe unter dem Herrschaftsgebäude führte.
Unten
erwartete sie ein grobschlächtiger Mann,
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