Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
lassen, anstatt mein
Leben als ewiger Prinz zu fristen.
Ich
kam in dieses Land der Unzivilisierten mit dem Auftrag eine Allianz
vorzuschlagen, doch ich stieß auf taube Ohren. Selbst das
gemeines Volk und die Dirnen wollten nichts mit mir zu tun haben. Ich
bin Dragel von der Wamburg! Kein Prinz, aber doch immerhin ein zum
Ritter geschlagener Sohn des Königs der Wamburg. Also bitte!
Etwas Respekt kann ich doch wohl erwarten-
"Diese
Wilden kennen keinen Respekt.", fiel die Blonde ihm ins Wort,
"Ich mag zwar nur ein simples Dienstmädchen sein, doch eine
gewisse Behandlung steht einer Maid aus dem Mittelland doch wohl zu!"
Der
Ritter nickte zustimmen.
"Und
wie darf man die holde Maid nennen?", fragte er mit einem
wohlwollenden Lächeln, das sie strahlend erwiderte.
"Ich
bin Beri von Netsch. Nicht adelig, ich bin einfach nur Beri und ich
bin von der Netsch."
Die
Netsch war eine Region um den Fliegenden Fluss herum, ein eher
sumpfiges Gebiet, in dem nicht viele Menschen lebten.
"Ich
bin nichts als ein Dienstmädchen meines Herrn. Kein großer
Herr, doch er bekam den ehrenvollen Auftrag von seinem Lehnsherren
mit dem Zir Cyron zu verhandeln. Irgendwie lief alles aus dem Ruder
und nun ist die Gefolgschaft meines Herrn tot, er selbst wurde gegen
ein Lösegeld freigelassen und ich bin irgendwie zurückgeblieben.
Die Barbaren haben mich einem reichen Kerl gegeben wie eine Sklavin
und ich sollte für ihn arbeiten. Pfui! Was denken die denn, wer
ich bin? Ich arbeite nicht für solche Tiere und vor allem nicht
als SO etwas."
Die
Abscheu stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Sklavenhaltung
war in weiten Teilen des Außenlandes ein wichtiger Teil der
gesellschaftlichen Ordnung, doch er wusste, dass sie hier
größtenteils verpönt war und konnte ihr Entsetzen
nachvollziehen. Zir Cyron steckte also unwillige Sklavinnen in den
Kerker, was für ein Mann.
Er
bemerkte, wie die Stimmung zu kippen drohte und wendete sich schnell
der zweiten Dame im Bunde zu.
Eine
hitzige Diskussion über die Monströsitäten des Zir
Cyron war nicht die klügste aller Handlungen in diesem Moment.
"Nun,
was bringt eine Dame wie dich in ein Land wie dieses?"
Das
schüchterne Mädchen sah verwundert zu ihm auf. Er konnte es
ihr nicht verdenken, sicherlich hatte sie in ihrem Elternhaus
gelernt, dass Außenländer allesamt Sklaventreiber und
Barbaren waren. Was für das Mittelland und den heißen
Norden sicherlich zutraf.
"Ähm,
Grüße. Ich bin Aevin von Sauerfurt. Nicht nur aus
Sauerfurt sondern... ihr wisst schon, von Sauerfurt. Mein Vater war
der König dort. Sauerfurt ist eine wunderschöne Stadt
direkt an der Grimgabel gelegen, ein wirklich wunderbares Land. Ich
würde alles tun es noch einmal wiederzusehen. Aber daraus wird
wohl nichts, oder?"
Sie
sah schüchtern in die Runde und versuchte ein scheues Lächeln.
"Ich
hab gehört, sie wollen uns auf eine Insel vor der Ostküste
schicken. Ich wollte schon immer das Meer sehen, schon seit ich ein
kleines Mädchen war. Aber ich hatte mir nie träumen lassen,
dass es unter solchen Umständen sein würde. Ich bin eine
Geisel, wisst ihr? Eine politische Gefangene, als Druckmittel gegen
meinen Vater. Aber er wurde Opfer eines Putsches und nun bin ich
wertlos. Der Zir Cyron war sehr nobel mich nicht einfach zu töten,
doch freilassen möchte er mich wohl auch nicht. Ich dachte, ich
müsste in dieser Zelle alt werden und sterben. Ein Glück,
dass er uns ins Exil schickt. Er gibt uns quasi unser eigenes Stück
Land, nicht? Betrachtet es doch mal so!"
Ermond
konnte nicht anders und lachte. Ihre Denkweise gefiel ihm und er
nickte ihr zustimmend zu.
"Auf
unser eigenes Stück Land, auf dass wir das beste daraus machen!"
Leider
hatte er nichts um darauf anzustoßen, die Geste einer zum Toast
erhobenen Hand musste reichen.
Seine
drei Gefährten lachten und stimmten ihm schlussendlich zu.
Und
wieder dankte er den Göttern für sein Talent die Menschen
mitzureißen. Es war ein Abenteuer und als solches würde er
es von jetzt an betrachten.
Der
Fünfte im Bunde hatte sich etwas entfernt von der Gruppe
hingesetzt und von ihnen abgewandt in die Ferne geblickt.
Nun
sah er sie über seine Schulter an, als würde er nur darauf
warten, durch eine Frage nach seiner Herkunft belästigt zu
werden.
Im
Licht der Morgensonne sah seine Haut noch blasser und ungesünder
aus, seine strähnigen dunklen Haare hingen ihm ins unrasierte
Gesicht und sein Mund war der Inbegriff von Missmut.
Nachdem
er die anderen eine
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