Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
das bisschen Blut auf ihrer Wange waren alles, was er von ihr
bekam.
"Ich
bin nicht..."
Ihm
fehlten die Worte.
"Deine
Seele schreit schon wieder so."
Das
Mitleid in ihrer Stimme machte ihn rasend.
"Sei
still, verdammt.", knurrte er und zog sie an den Haaren hoch.
"Du
bist wer du bist... leugne das doch nicht. Eine großartige
Existenz, nicht? Das Feuer, das große Feuer von dem sie alle
reden. Es ist in dir! Ich habe es gesehen, dein Erbe-"
Ihre
Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber er hörte sie,
ließ sie fallen und trat zu.
Wieder
und wieder und wieder. Hass, Angst, Wut... Die Gefühle
überwältigten ihn, es war kaum möglich noch zuzuordnen
wem was galt.
Nach
einigen Tritten bewegte sie sich nicht mehr.
Er
starrte herunter auf das kleine, blasse Ding, das da zusammen gerollt
vor ihm lag und leise schluchzte.
"Ich
bin nicht-", begann er ein zweites mal, doch wieder fand er
keine Worte den Satz zu beenden und so wandte er sich ab und ging.
Das
ist keine Flucht ,
dachte er, doch er glaubte es sich selbst nicht.
Die
Wut verrauchte langsam, sie hinterließ Übelkeit und wieder
diese kalte Angst, die nach seiner Kehle griff und zu drückte.
Ich
flüchte nicht ,
sagte er sich ein weiteres mal und beschleunigte seinen Schritt.
Fünf
– Eine Ilfe, verwirrt
Sie
konnte nicht sagen, wie lange sie im Dreck gelegen hatte.
Der
Blutgeschmack war nach einer Weile vergangen, sie hatte wohl alles
geschluckt.
Das
Klingeln in ihren Ohren hatte nachgelassen, aber die Schmerzen hatten
danach erst richtig angefangen.
Sie
erinnerte sich schwach, dass sie mehrmals versucht hatte sich
aufzusetzen. Wie oft es genau war, konnte sich nicht mehr genau
sagen.
Wie
sie so da lag und jede einzelne Wunde spürte, die niemand ihr zugefügt hatte, ließ sie sich die Sache mit der
Menschheit noch einmal durch den Kopf gehen.
Die
meisten verstand sie, simpel genug. Der eine, den sie partout nicht
zu verstehen in der Lage war, hielt sie auf Abstand, wollte nicht
verstanden werden. Ein Name und Schatten in seinem Kopf hatten ihr
dabei wenig geholfen. Das interessanteste war dennoch, dass es ihm
mit den anderen seiner Rasse nicht besser zu gehen schien.
Sie
hatte gesehen, wie man ihn aus der Stadt gejagt hatte, er war selbst ein Monster. Sie hatte
bislang keinen wie ihn gesehen. Ein großer Teil von ihr war
bislang davon ausgegangen, dass es mit ihm das gleiche war, wie mit
ihr. Sie sahen anders aus und den Leuten war das unheimlich. Aber sie
konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass da mehr sein musste.
Es
ging nicht nur darum, Teile von Leichen zu essen, die man so oder so
schon getötet hatte. Es ging darum, Menschen bei lebendigem
Leibe zu verbrennen und darum, zitternd und weinend unter einem Stein
zu liegen, mitten in der Nacht im Nichts.
Schlussendlich
beschloss sie, dass sie sich vorerst mit dem Rest der Menschheit
befassen würde.
Irgendwo
würde sie schon jemanden finden, der mehr zu bieten hatte, ohne
gleich zu einer Gefahr für ihre Gesundheit zu werden.
Schmerz.
Es fiel ihr schwer zu differenzieren, was sie empfand. Vieles davon
war zweifelsohne körperlicher Natur, der Schmerz, der ihren
Kiefer durchdrang, ihr Hals, der bei jedem mal Schlucken weh tat, wie
auch, wenn sie ihn mit den Fingerspitzen betastete.
An
ihrer Lippe hatte sie Blut gefunden, aber es war mittlerweile
getrocknet.
Es
war aber gut zu wissen, dass ihres genau so aussah, wie das der
Menschen.
Neben
all dem, tat ihr aber noch mehr weh.
Ihre
Brust fühlte sich an, als hätte er noch immer seinen Fuß
darauf stehen und ihr Inneres hatte sich so fest zusammengezogen,
dass es ihr fast unmöglich schien zu atmen. Wo sich nur kurze
Zeit zuvor scheinbar unendlich viele Fragen aufgehäuft hatten
spürte sie jetzt eine Leere und alles woran sie denken konnte,
war der Hass gewesen, mit dem er sie angesehen hatte.
Tränen
stiegen ihr in die Augen und zum ersten mal dachte sie, dass
vielleicht doch ihr Großvater Recht gehabt hatte. Menschen
waren wilde Tiere und sie folgten keiner Logik. Unberechenbar.
Erst
als die Sonne hoch am Himmel stand, konnte sie die Kraft aufbringen
aufzustehen und ihre Sachen zusammenzusuchen.
Langsam
und vorsichtig, sich nicht unnötig weh zu tun, machte sie sich
auf in die Richtung, aus der niemand scheinbar geflüchtet war.
Noch
bevor die Sonne im Westen verschwunden war, erreichte sie das Dorf,
in dem es passiert war.
Sechs
– Jaris und ein Söldner, die Zweite
Sie
hatte ihn brennen sehen
Weitere Kostenlose Bücher