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Der Feigling

Der Feigling

Titel: Der Feigling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Mädchen.
Folgender Vorschlag: Du fragst ihn mal. Ganz einfach. Ich kenne ihn nicht und
weiß nicht, ob ich ihn nicht sofort hinauswerfen würde... aber davon abgesehen...
du fragst ihn mal. Und dann schreibst du mir, was er gesagt hat. Ist das ein
Wort?«
    »Aber... Paps... natürlich... aber ich
will ihn doch gar nicht heiraten... hab’ nie daran gedacht...«
    »Egal. Fragen kostet nichts
bekanntlich.«
    Sie kaute an der Lippe. »Gut. Ich tu’s.«
    »Wunderbar.« Er straffte sich etwas,
drückte seine Zigarette aus. Sie kannte das. Die Sitzung war geschlossen. Die
Entscheidung wurde verkündet.
    »Wann willst du zurück?«
    »So schnell wie möglich. Ich hab’ doch
Vorlesungen.«
    »In Ordnung. Kannst morgen wieder
fahren. Bleib heute noch bei Mutti. Und dann schreibst du mir. Dem Jens
antworte ich nicht. Mach mit ihm, was du willst. Wird dir schon was einfallen.
Schön. Dann sind wir fertig.« Er stand auf. Er stand immer auf, auch bei ihr.
    Sie küßte ihn auf die Stirn, unter das
Haar, das nun schon weiß war und alt. »Wiedersehen, Paps. Danke.«
    Sie war an der Tür.
    »Bärbel!«
    »Ja, Paps?«
    Er hatte das Pokergesicht, als
verabschiedete er einen Fremden.
    »Es wird wie eine Phrase klingen. Ich
meine es gut mit dir. Und mit uns. Ich lasse dir Zeit, dir einen Mann zu
suchen. Nur nicht zu lange. Dann suche ich dir einen. Das ist ganz sicher,
Bärbel, ganz sicher.«
    Sie nickte mit großen Augen. Sie schloß
schnell die Tür hinter sich.
     
    *
     
    Der Feigling stand am Gitter neben der
Sperre. Barbara sah ihn sofort, als sie ausgestiegen war. Er war nüchtern und
sah einigermaßen anständig aus. Einen kleinen Blumenstrauß hielt er so, daß man
ihn kaum sehen konnte.
    »Begrüßungsbier?« fragte er.
    »Nein, Ich bin zu müde. Können wir zu
dir fahren?«
    »Auch da wird sich eins finden«, sagte
er.
    Sie blieb still während der Fahrt. Er
fragte erst oben, nachdem er eingeschenkt hatte. »Was Peinliches?«
    »Jens hat meinem Vater geschrieben.
Wegen uns.«
    »Ach.« Es schien ihn zu amüsieren.
    »Ich finde das nicht komisch.«
    »Nein, nein... ich freue mich nur
immer, wenn ich auch mal recht habe. Hat doch was inszeniert, der gute Junge.
Was hat Papa gesagt?«
    »Daß du mich niemals heiraten würdest.«
    Sie wartete.
    Er hob seinen Kopf an, sie sah einen
unglaublich dummen Gesichtsausdruck, schafsähnlich geradezu. »Wie kommt er denn
auf die Idee... ich meine, daß wir heiraten sollen?«
    »Wir sollen gar nicht«, erwiderte sie
laut.
    »Na also. Was will er dann?«
    »Stellst du dich so dumm, oder bist du
es?«
    »Wahrscheinlich das letztere«, murmelte
er.
    »Er will, daß ich mich mit Männern
abgebe, die mich auch heiraten würden. Kapierst du das?«
    »Natürlich. Er hat vollkommen recht.
Würde ich meiner Tochter auch empfehlen.«
    »Sehr freundlich von dir, daß du die
Sache so witzig nimmst! Ich quäle mich auf der Bahn herum, hin und zurück,
jedesmal sechs Stunden, muß mir das zu Hause anhören... und du machst dumme
Witze!«
    »Entschuldige, Bärbel...«, er wollte
nach ihrer Hand greifen. Sie nahm sie weg, »... wollte keine Witze machen...
beinahe hätte ich gesagt, das kommt mir so plötzlich... aber ich hätte doch
nicht im Traum daran gedacht, daß du heiraten willst... ich meine, mich...«
    »Das will ich auch gar nicht«, sagte
sie gereizt.
    Er atmete tief. »Na also! Dann weiß ich
nicht, was...« Er wollte sie mit System ärgern, das war offenbar.
    Sie nahm sich zusammen.
    »Hör zu! Er will, daß ich bald heirate.
Geordnetes Leben, Familie, Kinder und so. Ich soll mich nicht verplempern. Das
ist alles.«
    Er sah sie an, mit einem blöden Gesicht
von zustimmender Nachdenklichkeit. »Ja, das ist im Prinzip völlig richtig...
völlig... ich mein’ das ganz ernst, Bärbel... aber warum hat er’s auf einmal so
eilig? Du bist neunzehn, hast angefangen zu studieren... was soll die
unchristliche Hast...«
    »Er hat es nicht so eilig. Er hat was
gegen dich.«
    Der Feigling starrte in sein Bierglas
und dachte an den Meister. Der Alte kam seinen Bestrebungen durchaus entgegen,
durchaus. Alles sollte so sein.
    »So? Na ja. Aber... ich verstehe das
wirklich nicht... du heiratest eines Tages ganz bestimmt... zur alten Jungfer
bist du nicht geeignet, überhaupt nicht... es ist doch ganz wurscht, mit wem du
dich in der Zwischenzeit herumtreibst... ich versuche doch, mich einigermaßen
anständig zu betragen...«
    »Aber du würdest mich nicht heiraten.«
    Sie wollte es wissen. Immer hatte

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