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Der Feigling

Der Feigling

Titel: Der Feigling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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wohnen können, im
Sommer, wenn die Weiden aufs Wasser hingen, Sonntags ‘ne Weiße schlucken in der
Badehose und ohne Sorgen um den nächsten Tag.
    Das Telefon läutete. Der Kleine sah es
wütend an. Dann merkte er, daß der Ton nicht aus dem Apparat kam. Er kam vom
Flur. Fuchs lächelte. Er drückte die Zigarette aus. Er lächelte weiter, während
er hinausging, es mußte echt aussehen, fröhlich und etwas verkatert. Junge,
Junge, was haben wir für ‘n Spaß gehabt.
    Barbara stand vor der Tür. Ihr Herz
schlug bis zum Hals. Sie wollte noch einmal auf den Knopf drücken. Sie hörte
Schritte.
    Die Tür ging auf.
    Der kleine Fuchs grinste ihr fröhlich
entgegen. »Mensch, Mädchen! Ick dachte schon, Sie versetzen mich! Und das beim
ersten Rangdewuh!«
    »Wo ist Jakob?«
    »Nu mal sachte, sachte, Schwesterchen!
Erzähl’ ick alles der Reihe nach. Erst mal entblättern die Schönheit!«
    Er nahm ihr den Mantel ab, stellte sich
dabei so, daß er seinen an der Garderobe verdeckte. Sie ging vor ihm her zum
Zimmer. Sie trug eine rote Bluse. Günstig. Blut macht so häßliche Flecken. Ihre
Taille war schmal, der kleine Fuchs sah ihre Beine, Donnerwetter. Verständlich,
daß der alte Hase darauf reingeflogen war. Hatte immer was für Beinchen
übriggehabt. Wahrscheinlich hatten sie auch das gewußt, die Vettern auf der
anderen Seite.
    »Rauchen?«
    Sie nickte. Sie saß schon. Na ja. Ging
auch im Sitzen.
    »Also erst mal ‘n Haufen Grüße von
Jakob! Det war so: Wir sind in die Jejend kutschiert, irgendwo mang de Berge,
ick weeß nich mehr, wie die Milchkanne jeheißen hat. Da war ‘n niedlichet
Jasthaus mit Landluft und Lederhosenwirt, und da ham wa unsere Zelte
uffjerichtet. Ein Bier, sach’ ick Ihnen —«
    Das Telefon rasselte.
    Barbara wollte hoch. Der kleine Fuchs
hob die Hände. »Nicht doch, nicht doch! Bloß nich’! Jakob hat extra jesacht,
wir soll’n den Kasten klingeln lassen. Sonst hat er jleich wieder wat
Jeschäftlichet am Hals — der will doch Ferien machen.«
    »Ferien?«
    »Na, nu nich gleich so bedeppert
aussehen mit dem frischen Jesicht! Ick fahr’ ja schon fort. Wo war ick’n — ach
ja. Also, det Bier — als hätte der liebe Jott höchsteijenhändig det Faß zu
unsere Maifeier anjerollt — und denn hatten die Kirschwasser... ha’ ick noch nie
jekostet, solange ick mir selber die Schnürsenkel zuknippeln kann — na, kurzum,
et war furchbar! Furchtbar, sach ick Ihnen! Ick war so blau, det ick im Dunkeln
in ‘n Kuhfladen jejriffen habe, weil ick dachte, et war’ meine Bakenmütze —«
    »Aber Herr Fuchs!« Barbara lachte.
    »Ehrlich! Un’ wat Walter und der
Winkeladvokat war’n, die ham versucht, ‘n Berg zu besteijen. Ach, du lieber
Himmel. Erst sin’ se nur bis zum Fuße des Berges jestiegen, un’ dann sind se
doch ruffjekomm’, un’ dann wollten se runter, aber fragen Se nich, wie —«
    Das Messer wog schwer in der Tasche.
    »Runterjerollt bis vor de Haustür!
Eener hinter ‘n anderen! Ick stand unten un’ sah se kommen! Konnte jrade noch
beiseite springen, da war’n se schon im Misthaufen. Mann, ham die jerochen —«
    »Füchslein!« Barbara kam mit dem
Gesicht näher zu ihm. »Wann kommt Jakob wieder?«
    »Na, Moment, bin ja erst beim Jestank
von die beeden!«
    Für den Bruchteil eines Gedankens kam
auch ihm der Zweifel, der dem Feigling gekommen war. Ach, Quatsch. Eine
raffinierte Ziege. Die schmeißt mich nicht aufs Kreuz.
    »Also schön, ick wer mir kurz fassen.
Also, es wurde eine Sauferei wie in ‘n Kosakenkasino. Früh ham wa jedacht, wa
wern jestorben! Dem Sebastian is’ det Kirschwasser aus ‘m linken Ooge jeloofen,
un’ rechts kam Bier! Er konnte aber ooch wechseln. Un’ Walter hat ‘n neuet Lied
jedichtet: Unser Anwalt flattert uns voran...«
    Gleich, Walter. Gleich, Sebastian,
dachte er. Gleich ist es soweit.
    »Dann ham wa ‘n Frühschoppen jemacht,
wie sich det schickt, ham Friedrich ‘n Karte jeschrieben, damit er übern
Verdienstausfall wegkommt — na ja, un’ wie wir denn so leicht wieda een in de
Brust hatten, da hat der Vorstand beschlossen, janz einfach mit Mehrheit, det
se noch een, zwee Tage draußen bleiben wollen — wat sachen Se nu?«
    »Draußen bleiben?« Sie war furchtbar
enttäuscht. »Aber Sie sind doch...«
    »Ja, leider. Ick konnte nich’. Muß mir
um mein Käsejeschöft kümmern. Hab’ zwee Kunden bestellt für heute nachmittag.
Aber Jakob, der hat mir in de Ohren jelejen, ick soll bloß Ihnen Bescheid
sachen, nich’ nur per

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