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Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition)

Titel: Der Feind im Innern: Psychotherapie mit Täterintrojekten. Wie finden wir den Weg aus Ohnmacht und Gewalt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Huber
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Testosteron, man muss gewinnen wollen und notfalls dem anderen die Haut vom Gesicht reißen. Dann gehört das Bedürfnis dazu, die Dinge zu kontrollieren. Disziplin ist wichtig“ (ein PR-Manager und ehemaliger Broker, ebd., S. 86).
    „Vielleicht fünf bis zehn Prozent der Händler (an der Börse, Anm. MH) sind Psychopathen. Ein paar andere verrückt oder abhängig. Abgesehen von denen: Die meisten werden gefressen vom System. Sie verändern sich. Ich verändere mich. Als mein Freund mich am Telefon mit jemandem von der Arbeit sprechen hörte, sagte er: Du klingst wie jemand anderes“ (eine Personalmanagerin, ebd., S. 87).
    „Ich pfusche, lüge, manipuliere – alles im Namen von Zielen. Das Verrückte ist, dass ich darin gut bin. Ich bekomme Boni“ (eine Headhunterin, ebd., S. 88).
    „Händler sind Krieger in unserer Welt ... Ich bin seit über 20 Jahren im Bankgeschäft. Viele Jahre davon bei einer der großen Investmentbanken. Ich habe herausgefunden, dass ich einfach kein hinreichend großes Arschloch bin, um es da zu schaffen“ (ein Physiker, ebd., S. 88).
    „Es gibt einen Grund für all die martialischen Sprüche im Handelsraum: Da wird einem ‚das Gesicht abgerissen‘, da wird ‚in den Schützengräben gearbeitet‘ und natürlich werden ‚keine Gefangenen gemacht‘ ... Die Finanzmärkte sind ein Haifischbecken. Das liegt in der Natur der Sache“ (ein ehemaliger Leiter der Aktienderivatentwicklung, ebd. S. 88).
    „Alkohol ... hält dich vom Grübeln ab ... Du musst den Stress verstecken ... Im Bankgeschäft hängt so viel von schnellen Entscheidungen ab. Machen wir den Deal oder nicht? ... Es ist erstaunlich, wie sich die Perspektive ändert, sobald man draußen ist. Mir wurde bewusst, dass ich alle Freude in meinem Leben verloren hatte“ (Ex-Banker, ebd., S. 90).
    „Handelsräume sind sehr männlich geprägt. Es ist eine Spielwiese für Jungs. Sie stacheln sich gegenseitig an und dann kann etwas Gefährliches passieren. Da gibt es einen Händler, der geht ein Risiko ein und verliert. Er kann es nicht sich selbst eingestehen, nicht seinen Kumpels, nicht seinem Chef. Also vertuscht er es mit einem neuen riskanten Geschäft, das wieder schiefgeht; er versteckt alles tief in den riesigen Computersystemen. Klar kann er den Verlust bald wieder reinholen, seine Spuren verwischen und alles ist gut. Jedenfalls glaubt er das ... Das Problem ist die Gier. Hier gibt es eine Menge Gier. Sie wird getrieben von der wettbewerbsorientierten Macho-Kultur, dem ganzen Testosteron“ (die Partnerin in einer Buchhaltungsfirma, ebd., S. 90 f.).
    „Ich arbeite in einer Abteilung mit rund 500 Leuten, bis Weihnachten werden vielleicht 40 Prozent davon weg sein. Gerade gestern brauchten wir jemanden, um ein neues System zu testen. Lass uns Natalie holen, sagte ich. Mein Kollege schüttelte den Kopf. Natalie ist nicht mehr hier? Freiwillig?, wollte ich wissen. Nein. Leute verschwinden einfach. Sie werden zur Besprechung gerufen, gefeuert und von Sicherheitsleuten nach draußen gebracht“ (eine IT-Managerin, ebd., S. 91).
    Der Stern -Artikel hat die Überschrift: „Im Inneren des Monsters“.
    In einer Studie der Universität St. Gallen haben Thomas Noll und Pascal Scherrer (2011) die Kooperationsbereitschaft versus den Egoismus von Börsenhändlern, verurteilten Psychopathen und einer Kontrollgruppe in einem „Gefangenen-Dilemma“-Computerspiel untersucht. Ergebnis: Die Börsenmakler „verhielten sich noch egoistischer und risikobereiter als eine Gruppe von Psychopathen, die den gleichen Test absolvierten“ ( Spiegel , Nr. 39 / 2011, S. 78). Dabei erzielten sie nicht einmal mehr Gewinn als die anderen beiden Gruppen. Fazit des Studienleiters Noll: Es „ging den Händlern vor allem darum, mehr zu bekommen als ihr Gegenspieler. Und sie brachten viel Energie auf, diesen zu schädigen, etwa so, als hätte der Nachbar das gleiche Auto, und man geht mit dem Baseballschläger darauf los, um selbst besser dazustehen“ (ebd.). Und das taten die Broker, obwohl sie keinen Gewinn mehr davon hatten – einfach weil sie den anderen vernichten wollten.
    In den Händen von Hormon-Junkies?
    Übertreibung? Einzelbefunde? Keineswegs. Der kanadische Neurobiologe John Coates – früher selbst Derivate-Händler an der Wall Street – hat den Hormonhaushalt von Börsenhändlern untersucht, über seine Ergebnisse ein Buch veröffentlicht (2012) und kommt zu dem Fazit: Bei einer Hausse an der Börse fließt so viel Testosteron durch

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