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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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nach Dänemark kam. Marko wurde zwei Jahre später geboren und ist dänischer Staatsbürger. Ganz normale Familie. Der Vater ist mittlerweile pensioniert und hat einen Schrebergarten. Sehr dänisch. Die Mutter war immer Hausfrau. Marko hatte eine Schwester, die während eines Bombardements in Sarajewo starb, als sie dort zu Besuch war. Marko ist gelernter Kaufmann und hatte einige Jahre lang eine Teppichfirma, aber der Bürgerkrieg in Jugoslawien hat ihn verändert. 1992 meldete er sich freiwillig zur bosnischen Miliz.
    Der Vater ist Muslim, praktiziert seinen Glauben aber nicht. Die Mutter auch nicht. Und Marko auch nicht – bis vor dem Krieg. Was eigentlich passiert ist, wissen wir nicht, jedenfalls kam er mit Bart und neuem Namen zurück: Mohammed Atlev. Er ging zum Freitagsgebet und hörte auf, Alkohol zu trinken und Schweinefleisch zu essen. Seine Freunde sagen, von da an sei er fanatisch und fundamentalistisch gewesen und habe vom Dschihad gefaselt und davon, daß sich alle Muslime zum Kampf in Tschetschenien und anderswo melden sollten, wo die muslimischen Brüder verfolgt würden. Dann ist er für ein paar Jahre verschwunden. Meiner Meinung nach war er in Jemen oder Afghanistan im Schulungslager. Da habe ich die Spur verloren. Bis vor zwei Jahren, als er seinen dänischen Paß erneuern lassen mußte. Jetzt ist der Bart weg, und er heißt wieder Marko. Als Beruf gibt er Honighändler an. Er ist eingetragener Alleineigentümer der Sweet Honey GmbH. Laut Handelsregister läuft die Firma glänzend. Er wohnt allein in einer Eigentumswohnung in der Nähe der Seen.«
    Charlotte Bastrup schwieg und nahm einen Schluck Limonade. Als hätten sie sich abgesprochen, übernahm Skovgård das Wort.
    »Die Rocker behaupten, die Sache mit dem Honig sei bloß Tarnung. Sie sagen, er sei der Finanzmann, der zusammen mit Bülent das Kapital heranschaffe, um in Marokko Hasch und in Afghanistan Heroin zu kaufen. Für die neuen Banden nichtdänischen Ursprungs oder wie das jetzt heißt.«
    »Warum geben die solche Informationen an die Polizei weiter?« fragte Aischa. JB lächelte nachsichtig über so viel Naivität. Das waren so kindische Fragen, die man sich anhören mußte, wenn man Zivilisten rekrutierte. Skovgård hingegen antwortete auf seine höfliche, leise Art: »Wenn wir ihn hinter Schloß und Riegel bringen, räumen wir für sie einen Konkurrenten aus dem Weg, und sie brauchen ihn nicht zu liquidieren.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    »Aber wo ist die Verbindung zu Terrorismus und al-Qaida?« fragte Toftlund. »Und wie kommst du darauf, daß Marko in Afghanistan oder im Jemen gewesen sein könnte?« sagte er an Charlottes Adresse gerichtet.
    »Ich sehe das an seinen Internetverbindungen«, antwortete sie, »er hat arabische Websites besucht.«
    »Hast du dir eine richterliche Genehmigung geholt?«
    »Noch nicht.«
    »Dann besorg dir eine, verdammt noch mal!«
    »Wird gemacht, Chef. Ich dachte, Formalitäten sind in unserer Situation nicht so furchtbar entscheidend.«
    »Trotzdem.«
    »In Ordnung. Jedenfalls, er hat arabische Websites besucht. Ich glaube, er kann jetzt Arabisch lesen, vielleicht sogar sprechen. Sieht aus, als wäre er ein kleines Sprachgenie. Sehr begabter Herr.«
    Skovgård war wieder an der Reihe.
    »Marko reist viel im Nahen Osten, aber das tun ja viele. Charlotte hat ihre Infos aus Madrid bekommen. Sie hat sie dann mit den Informationen, die sie über Interpol und Europol gekriegt hat, kombiniert. Die Spanier fanden eine Telefonnummer in Ronda. Das liegt im südlichen Spa…«
    »Ich weiß, wo Ronda liegt, Skovgård«, sagte Toftlund. » Hablo Espa ñ ol, sabes hombre? «
    »Schon gut, du bist ganz wild auf Spanien, aber die Sache mit der Telefonnummer ist interessant. Sie wurde nämlich vor drei Jahren als Markos damalige Mobilfunknummer registriert. Sein Handy hat er vor zwei Monaten als gestohlen gemeldet.«
    »Wie hat die spanische Zelle diese Nummer gekriegt? Und warum hat sie sie? Wo ist die Verbindung?« sagte Toftlund.
    »Eben.«
    Toftlund stand auf und ging auf und ab.
    »Klasse Arbeit, Skovgård! Charlotte, klasse Arbeit! Wir setzen den ganzen Apparat in Gang. Dafür bist du verantwortlich, Brian. Ich möchte, daß der Kiosk und die Wohnungen überwacht und alle Telefone abgehört werden. Du mußt dir die Genehmigung im Laufe des Vormittags besorgen. Auch für Internet und E-Mail. Das gilt auch für die Eltern. Kann sein, daß sie wie die Unschuldslämmer aussehen, aber ich will sie so

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