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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Parallele.
    »Aber wir beten nicht zum selben Gott«, sagte er dann.
    »Gott und Allah sind ein und derselbe. Ihr wärt euch uneinig über die Rolle Jesu im Verhältnis zum Propheten, Ehre sei dem Barmherzigen. Ihr würdet euch wahrscheinlich gegenseitig als Ungläubige betrachten, aber ihr würdet echt gut miteinander auskommen. Ihr habt vieles gemeinsam. Ich wette, du kommst auch aus einem kleinen Dorf.«
    »Aber ich strecke nicht fünfmal am Tag meinen Arsch in die Höhe und glaube, daß alles, was in der Bibel steht, die reine Wahrheit ist und auf Punkt und Komma eingehalten werden muß.«
    »Mein Vater versteht nicht, wie du sonntags in der Kirche Jesu Blut trinken und Jesu Fleisch essen kannst. Er findet das furchtbar barbarisch, aber sonst seid ihr euch doch ziemlich ähnlich. Und noch was. Ich esse kein Schweinefleisch und trinke keinen Alkohol, und wenn ich, was selten genug passiert, die Moschee besuche, trage ich ein Kopftuch, aber ich knalle, wie du so poetisch sagtest – und zwar zum großen Bedauern meines Vaters –, den Kopf nicht fünfmal am Tag auf den Teppich. Klar?«
    »Ja, ja«, sagte Bjerregaard.
    »JB!« sagte Toftlund ermahnend.
    »Okay, okay.«
    »JB!«
    »In Ordnung. Nichts für ungut, Fräulein.«
    Die Stimmung war nach wie vor geladen, aber Charlotte Bastrup rettete die Situation, indem sie alle zum Lachen brachte.
    »Könnten wir jetzt langsam mal loslegen, Per?« sagte sie nämlich. »Oder bin ich hier an eine Außenstelle der Theologischen Fakultät abkommandiert worden?«
    So verlief der erste Tag von Vuldoms neuer Mannschaft, die den Kodenamen »Troja« erhielt, während die schlichteren Geister auf den Fluren des PND von Anfang an meinten, der sehr viel passendere Name für die Gruppe wäre eigentlich: Toftlunds Kanakenbande.

7
    Der Name blieb irgendwie hängen, und als er schon bald über Toves Kanäle in die Villa in Brønshøj gelangte und Tove ihn Aischa verriet, die herzlich darüber lachte, übernahmen ihn alle als Ehrennamen, mit Ausnahme von JB natürlich. Toftlunds Kanakenbande steckte von Anfang an in einem Berg von Arbeit, aber die erste Spur, die etwas versprach, tauchte nach drei Wochen auf. Sie entstand aus einer Kombination aus Skovgårds Kontakten im Umfeld des Rockermilieus, Charlottes Internetkünsten und Aischas Nahostwissen. Toftlund selbst hatte nicht viel damit zu tun. Sein Job bestand vor allem darin, für Vuldom Berichte über al-Qaida zu verfassen und in die europäischen Hauptstädte zu reisen, wo er sich bei Konferenzen mit Gleichgesinnten traf, die sich ebenfalls auf die neue Bedrohung eines unbekannten oder bislang zumindest unterschätzten Feindes einzustellen versuchten. Immerhin hatte er es geschafft, daß sein Team einigermaßen zusammenarbeitete.
     
    So ganz problemlos war das nicht. Besonders JB machte kein Hehl daraus, daß er lieber Linksradikale jagte oder nach Maulwürfen im Apparat fahndete, als sich mit den Unmengen arabischer Namen zu beschäftigen, die er jetzt in seinen Computer eingeben mußte. Außerdem war sein Verhältnis zu Aischa alles andere als bereinigt. Sie behandelten einander höflich, aber für dänische Verhältnisse ziemlich formell. Und Toftlund hatte es tunlichst überhört, als JB offen seine Verwunderung darüber geäußert hatte, mit einer Fremdarbeiterin zusammenarbeiten zu müssen. Erst wollte er ihn deswegen zur Rede stellen, hatte dann aber darauf verzichtet. Die Situation war zwar nicht ideal, aber irgendwie funktioniert es, trotz des Drucks, unter dem sie pausenlos standen. Ihre Familien sahen sie praktisch nie. Er konnte sich nicht daran erinnern, mit Lise mehr als zwei, drei Stunden zusammengewesen zu sein, in denen der eine guten Tag und der andere auf Wiedersehen gesagt hatte. Wann sie zuletzt miteinander im Bett gewesen waren, darüber wollte er überhaupt nicht nachdenken. Am schlimmsten war Freya. Sie hatte angefangen, ihn zu ignorieren. Streckte er ihr die Arme entgegen, wandte sie sich demonstrativ an Lise oder Lises griesgrämige Mutter. Sie wollte nicht mehr mit ihm tanzen. Nicht einmal Bruce Springsteen konnte sie noch aufs Parkett im Wohnzimmer locken. Per fühlte sich wie ein verschmähter Tanzstundenkavalier. Wie schon so oft bekam das Leben erst durch die Arbeit irgendeine Art von Sinn.
    In der ehemaligen guten Stube der Villa summten die Rechner, die Tafeln wurden mit globalen Terrornetzwerken bekritzelt und gleich danach wieder saubergewischt. Denn obwohl jeder Zutritt kontrolliert wurde,

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