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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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knacken war. Nämlich, wie die Zellen untereinander Geld austauschen. Wir haben eine Reihe Konten geschlossen und andere Mittel eingefroren, aber die Geldströme hat das absolut nicht unterbrochen. Die Dänen haben uns erklärt, daß die Zellen untereinander ein uraltes System benutzen, das Hawala genannt wird. Sie haben einen Händler in Kopenhagen verhaftet, der bislang aber noch nicht reden will. Er handelt mit Geld und mit Honig. Den Vortrag hielt eine jüngere, äußerst attraktive Frau. Äußerst attraktiv. Und interessant. Die Dänen waren richtig stolz auf sie. Weil sie nichtdänischer Abstammung ist, eine der ersten. Seltsame Vorstellung, daß das heutzutage was Besonderes sein soll, aber bitte.«
    »Ich weiß nicht, was Hawala ist.«
    »Brauchst du auch nicht. Den Typen, der in Kopenhagen hinter Schloß und Riegel sitzt, wollen die Briten näher unter die Lupe nehmen. Er hat eine doppelte Identität, aber die dänischen Kollegen meinen, es sei schwierig, ihn auszuliefern. Wenn’s nach mir ginge, dann würde ich ihn in den Vorhof der Hölle nach Guantánamo schicken, dann würde er schon reden, aber die Dänen sind offenbar zartbesaitete Leute.«
    Phil Marker erhob sich wieder. Er war enervierend rastlos.
    »Na, war jedenfalls ein sehr fruchtbares Treffen, auch im Hinblick auf einen Mann, der eine direkte Verbindung zu deinem mysteriösen Azim hat. Ein dänischer Geheimdienstler, Toftlund, kam mit dieser Info.«
    Vuk richtete sich auf.
    »Wie hieß der?«
    Marker schaute in seine Notizen, die er immer wieder zu Hilfe nahm.
    »Per Toftlund. Kennst du ihn?«
    Vuk rührte sich nicht. Er fühlte sein Herz schlagen, als er sich zurückerinnerte und die Schreie und die Schüsse hörte.
    »Ja. Er war der Leibwächter dieser Autorin, die ich angeschossen habe … vor langer Zeit.«
    Marker beugte sich über den Tisch. Er mußte Vuks Dossier gelesen haben, denn er fragte: »Die, wegen der du den Vertrag mit den Iranern geschlossen hast?«
    »Genau die.«
    »Du hast seinen besten Freund erschossen? Einen Kollegen. Kidnapping war auch im Spiel. Mord und Entführung. Keine Bagatellen.«
    Vuk sagte nichts. Marker lehnte sich wieder zurück und sagte, als ihm das Schweigen zu lang wurde: »Wir arbeiten in einer Drecksbranche.«
    »Du sagst es.«
    »Eine Drecksbranche. Jetzt arbeitest du mit deinem Todfeind zusammen. Er weiß es nicht. Er wird es auch nie erfahren. Vielleicht hätte ich es dir auch nicht erzählen sollen, aber der Oberst sagt, du bist durchgecheckt für alle operationellen Informationen. Du bist jetzt auf der richtigen Seite. Sagt der Oberst.«
    Wieder dieser forschende Blick, ehe der CIA-Mann tief einatmete und erneut in seinen leichteren, dozierenden Vortragston verfiel.
    »Wenn ich du wäre, würde ich mich in Dänemark lieber zweimal umschauen. Aber Tatsache ist, daß du offensichtlich den Richtigen an der Angel hast.« Er legte Vuk drei Dokumente vor. Wie alle anderen Papiere trugen sie den Stempel Streng geheim. »Hier sind die Einzelheiten. Lies die Unterlagen und gib sie mir zurück. Und keine Kopien! Am interessantesten ist dieser Mann, den die Dänen lokalisiert zu haben scheinen. Aber identifiziert haben sie ihn noch nicht. Er nennt sich Wali al-ahd. «Marker machte eine Pause. Als von Vuk keine Reaktion kam, fuhr er fort: » Wali al-ahd bedeutet auf arabisch Thronfolger. Wir vermuten, wir haben es mit einer echten Topfigur zu tun, vielleicht der Nummer eins in Europa. Und wir vermuten, daß er von Saddam Hussein geschickt wurde, denn dafür hast du uns starke Indizien geliefert. Interessant, nicht?«
    Vuk nickte. Marker sagte: »Ja, das ist interessant. Also, mach dich über deine Papiere her und bereite dich vor. Wir setzen unsere Hoffnungen in diese Sache, aber paß auf da drüben. Der Oberst und ich schicken dich in ein Spiegelkabinett, in dem sich schon ganz andere Leute als du verirrt haben.«

18
    Aischa hatte in der SAS-Maschine nach Venedig einen Fensterplatz bekommen und schaute auf die grauen Wolken, die Europa bedeckten. Es war angenehm, in der Business Class zu fliegen. Sie hatten sie fast ganz für sich. Obwohl mittlerweile Monate vergangen waren, stöhnten die Fluggesellschaften noch immer unter den Auswirkungen der Terrorangriffe. Es war auch sehr angenehm, wieder zusammen mit Per zu fliegen. Es war ihre zweite gemeinsame Dienstreise. London war über Erwarten gut gelaufen, und sie war ihm dankbar gewesen, daß sie ihren Vortrag über Honighandel, das Hawala-System und die

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