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Der Feind im Spiegel

Der Feind im Spiegel

Titel: Der Feind im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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verschiedenen Karten und Zeichnungen, wie und wo die einzelnen Zellen miteinander verknüpft waren. Es gab Verbindungen nach Madrid, London, Paris und Amsterdam. Und natürlich nach Afghanistan und zu den fundamentalistischen Kreisen in Ägypten. Interessanterweise waren die Hauptverantwortlichen – die, von denen man wußte – fast durchweg junge Männer aus Mittelklassefamilien, die ein westliches Leben führten, während sie gleichzeitig ihre Terroraktionen planten. Für diese Terroristen galt, daß sie die neuen Kämpfer entweder offen oder verdeckt unter den frustrierten, wurzel- und arbeitslosen jungen Leuten in den trostlosen Immigrantenghettos in Paris, London und anderen europäischen Hauptstädten rekrutierten. Viele hatten bereits ein kriminelles Leben hinter sich, kamen aus sozial schwachen Familien und fanden durch diese Karriere als heiliger Krieger plötzlich einen Sinn im Leben. Ihren Frust über ihre untergeordnete gesellschaftliche Stellung konnten sie in den Traum eines neuen islamischen Utopia überführen, erklärte Marker. Überdies waren sie im glühenden Haß gegen die USA und Israel vereint. Das Problem der Nachrichtendienste war die lockere Struktur des ansonsten weltumspannenden Netzwerks von al-Qaida. Wenn man eine Zelle hatte auffliegen lassen, hieß das noch lange nicht, daß man damit unmittelbaren Zugang zur nächsten erhielt.
    Phil Marker stand auf, öffnete weit die Tür, lehnte sich auf das Geländer der Veranda und blickte über das Meer. Unmerklich änderte sich sein Ton.
    »Es ist auch nicht gerade hilfreich, daß wir Osama nicht zu fassen bekommen. Unsere Lage ist beschissen. Wir haben uns lächerlich gemacht. Unser Pech! Es waren diese verfluchten Politiker und Bürokraten in Washington, die uns die Mittel gekürzt haben, und zwar radikal! Die sind schuld, aber meinst du, die würden das zugeben? Nie im Leben. Wir mußten unsere Basen im Nahen Osten zumachen. Es gab überhaupt kein Agentennetz mehr. Um an Informationen zu kommen, sind wir nach wie vor von den Briten und den Israelis abhängig, voll und ganz. In Washington haben sie gedacht, sie könnten Menschen durch Satelliten ersetzen, aber es geht nun mal nichts über einen guten Agenten. Gar nichts. Das haben sie nun endlich gerafft. Ein Agent in Osamas Höhle in Afghanistan wäre mehr wert gewesen als zehn von ihren beknackten Satelliten. Jetzt setzen sie wieder auf Humanmaterial, aber das wird eine Knochenarbeit, John. Ein Agentennetz kannst du innerhalb kürzester Zeit abwickeln. Aber es wieder zu knüpfen dauert Jahre. Wie man sich bettet, so liegt man. Wir sind am Arsch. Jeden verdammten Tag, den Gott werden läßt, sind wir am Arsch!«
    Zorn und Verbitterung klangen in seiner Stimme mit. Er schlug mit der Hand aufs Geländer und drehte sich um. Vuk konnte seine Familie nicht mehr sehen und war einen Augenblick lang richtig besorgt. Er schüttelte das Gefühl ab und konzentrierte sich wieder auf Marker, der seine Frage offenbar zum zweitenmal stellte.
    »Hast du das Rauchen nie vermißt?«
    »Was? Nein. Nie.«
    »Ich schon. Wenn ich sauer bin zum Beispiel. Oder gebumst habe.«
    »Ich nicht.«
    »Schön für dich. Hast du was dagegen, wenn ich mir eine anstecke?«
    »Überhaupt nicht! Den Zigarrenqualm vom Oberst habe ich sowieso noch in der Nase.«
    »Ich ziehe Zigaretten vor.«
    Marker holte eine Packung Lucky Strike aus seiner Tasche und schob sich eine zwischen die Lippen. Es war deutlich, daß es nicht die erste seit langer Zeit war. Er inhalierte mit Genuß und war offensichtlich daran gewöhnt.
    »Als ich in der Firma anfing, haben alle gepafft und gesoffen. Dann gehörte man dazu. Heute kommen alle direkt vom College, sie rauchen nicht, rühren keinen Alkohol an und interessieren sich nicht für andere Menschen. Wir sind am Arsch, John. Die Terroristen haben schon gewonnen. Was treiben wir eigentlich gerade? Wir schaffen ein neues Sicherheitsministerium wie die alte DDR-Stasi zur Zeit des kalten Krieges. Wir fordern die Leute auf, sich gegenseitig anzuschwärzen. Wir verleiden es ganz normalen, gesetzestreuen Amerikanern, in ein Flugzeug zu steigen. Wir kriegen die Erlaubnis, für Onkel Sam zu töten. Wir gewinnen den Krieg, wir sind stark, aber wir verlieren unsere Lebensform. Ist das vielleicht klug?«
    »Das weiß ich nicht. Das ist nicht mein Problem.«
    »Nein, das ist nicht dein Problem. Warum tust du das denn alles?«
    »Das ist mein Problem.«
    » Fuck. Ja. Ich habe dein Profil gelesen. Das ist dein

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