Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
Vom Netzwerk:
die Kälte im Gesicht, und meine Hände waren noch feucht. Elenita wartete mitten auf dem Dorfplatz und hüpfte auf und ab, um sich warm zu halten. Sie sah nicht gerade glücklich aus, aber sie war auch nicht weggegangen.
    »Du hast dir ganz schön Zeit gelassen, Mann. Ich wollte gerade gehen.«
    Genau dasselbe hatte Filo zu Regalito gesagt, kurz bevor sie ihm um den Hals gefallen war, und als ich mich daran erinnerte, musste ich lächeln, so wie ich ihn hatte lächeln sehen.
    »Ich habe mich nur schnell gewaschen.« Ich zog Pepes Pullover aus, um ihr mein kariertes Hemd zu zeigen, das fast sauber war, und plötzlich spürte ich die Kälte nicht mehr. »Hast du nicht vorhin gesagt, ich sähe schrecklich aus? Ich wollte nicht, dass du dich schämst, wenn man dich mit mir sieht.«
    »Du bist ein Dummkopf.« Aber sie lächelte, als hätte ihr das gefallen.
    Wir gingen zusammen in die Churrería, die dummerweise nicht sehr weit entfernt war. Am Eingang wartete auch keine Schlange, doch ich merkte rasch, dass Elenita es nun doch nicht so eilig hatte.
    »Gib mir ein halbes Dutzend, María.« Ich drehte mich zu ihr um. »Für den Anfang, nicht? Wenn wir danach noch Hunger haben, bestellen wir mehr.«
    Sie lächelte, sagte aber nichts, und als wir aus dem Laden kamen und uns draußen auf eine Steinbank setzten, machte sie sich so gierig über die Churros her, dass ich erst einmal wartete, bis sie den ersten verdrückt hatte.
    »Wann seid ihr denn wiedergekommen?« Sie war schon beim zweiten Churro.
    »Gestern.«
    »Ich bin wirklich froh, ich hatte schon Angst, ihr kämt nie wieder zurück.«
    »Von mir aus hätten wir ruhig für immer dort bleiben können, ehrlich …« Sie verzog verdrießlich den Mund. »Sag mal, isst du denn gar nichts?«
    »Doch, doch.« Sie war bereits beim dritten Churro angelangt, als ich mich endlich traute, meinen ersten zu nehmen. »Ich probiere mal einen.«
    Während ich aß, erzählte sie mir, wie sehr ihr Oviedo gefallen hatte, eine wunderschöne, große Stadt mit einem Park voller Bäume und einem grünen Rasen, weich wie ein Teppich, mit Straßen voller eleganter Läden, exquisiten Süßwarengeschäften, Cafés mit Kronleuchtern an den Decken und Wandspiegeln, in denen man sich endlos betrachten konnte, Menschen, die so elegant waren, dass sie sich dreimal am Tag umzogen, einem Theater, das aussah wie ein Palast, einer Kathedrale, die aussah wie ein Palast, Hotels, die aussahen wie Paläste, und hier und da sogar echten Palästen, die die Straßen im Zentrum mit ihren alten Steinfassaden schmückten.
    »In Alcalá la Real gibt es auch Paläste«, versuchte ich, sie zu trösten. »Und ich habe gehört, dass es in Úbeda …«
    »Ach, Nino! Oviedo kann man doch nicht mit Úbeda vergleichen, das ist …« Sie schüttelte den Kopf mit einer mitleidigen Geste, als ließe sie sich dazu herab, mich in meiner Unwissenheit zu bedauern. »Meine Tante und mein Onkel haben recht, Jaén ist widerlich, finsterste Provinz, so rückständig, dass es hier gar nichts gibt, weder Theater noch Geschäfte, nicht einmal … rein gar nichts. Nur jede Menge Bauern und jede Menge Olivenbäume. Sehr interessant! Aber da meine Großmutter darauf besteht, hier zu wohnen, muss ich mich wohl oder übel damit abfinden. Pah!«
    Während ich noch über dieses »Pah« lächelte, das genauso klang wie das meiner Mutter, hätte mir der Wind fast die leere Papiertüte aus den Händen geweht.
    »Soll ich noch ein halbes Dutzend holen?« Sie sah mich an, als hätte sie mich nicht verstanden. »Churros. Die aus Oviedo sind bestimmt nicht so gut.«
    »Nein, das stimmt.« Auch Elenita lächelte, ihre Wangen erröteten, und plötzlich wurde mir klar, wie gern ich sie so sah. »Die von hier sind die besten.«
    Mehr brauchte ich nicht zu hören. Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber es kümmerte mich auch nicht. Als ich aufstand, war ich so gut gelaunt, dass ich eine weitere Portion bestellte und noch immer nicht bezahlte.
    »Wir sitzen draußen«, erklärte ich María, die mir zulächelte, als wüsste sie etwas, was ich nicht wusste. »Nachher zahle ich alles zusammen.«
    Als sie die Churros sah, leuchteten Elenitas Augen auf, gerade hatte sie etwas gesagt, das mich wegen des sanften Tons ihrer Stimme rührte.
    »Tut mir leid, Nino. Sei mir nicht böse. Es war nicht gegen dich gemeint, nur … na ja, Oviedo gefällt mir einfach besser.«
    »Ich bin nicht böse.«
    »Aber die Churros …« Sie nahm einen, seufzte und sprach mit

Weitere Kostenlose Bücher