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Der Feind meines Vaters - Roman

Der Feind meines Vaters - Roman

Titel: Der Feind meines Vaters - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almudena Grandes
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Druckerschwärze.
    »Sieh mal.« Ich streckte Dulce die geschlossenen Hände entgegen. »Sauber.« Dann schlug ich die linke auf. »Sauber.« Danach die rechte, damit die Druckerpresse der Partisanen, diese große rechteckige Kiste mit den Wänden aus Metall, die ich nicht hatte erkennen können, als ich sie direkt vor Augen hatte, mit dem Wasser durch den Abfluss verschwand und Platz für alle Bücher ließ, die ich noch lesen, für alle Geschichten, die ich noch lernen, alle Orte, die ich noch entdecken musste, solange ich mit Pepe den Fluss erforschte.
    Nicht schlecht, dachte ich später, als mir bewusst wurde, dass ich allein, ohne fremde Hilfe, innerhalb von drei Stunden, herausgefunden hatte, wer Cencerro war und wo sich die Druckerpresse seiner Genossen befand. Da war mir klar, dass ich in der Nacht wie ein Stein schlafen würde.
    Ich war so glücklich, dass ich, als Dulce erneut fragte, wo ich gesteckt hätte, nicht einmal antwortete, das ginge sie nichts an.

III. TEIL
    1949

Als Doña Elena aus Oviedo zurückkehrte, hatte sie ein paar Kilo zugenommen und sah viel besser aus, allerdings lange nicht so gut wie Elenita, in die ich mich in diesem Winter bis über beide Ohren verknallte, fast ohne es zu merken.
    »Nino!«
    Es fehlte nur noch eine Woche bis Weihnachten, und es war Sonntag. In diesem Jahr hatte die Sekretärin des Bürgermeisters den Portugiesen damit beauftragt, Grünspan, Moos und Farnkraut zu sammeln, die oben am Fluss wuchsen, um die Weihnachtskrippe des Rathauses zu schmücken. Sie war bereit, ihn gut zu bezahlen, da trotz der Kälte von den Bergen weiterhin Gefahr ausging und die Dorfbewohner sich nicht über die Kreuzung hinauswagten. Ende November hatten sich drei Männer, die wie Tagelöhner aussahen und zu Fuß auf der Landstraße unterwegs waren, eine Schießerei mit der Guardia Civil geliefert, als diese sie anhalten wollte. Es gelang ihnen zu fliehen, einer von ihnen war schwer verwundet, aber Sempere, der Guardia-Civil-Beamte aus Castillo de Locubín, der damals so gerne von dem gegrillten Chorizo probiert hätte, bekam einen üblen Schuss ins Knie und einen noch schlimmeren in den Unterleib ab. Seine Kollegen suchten den Schützen, der nicht weit gekommen sein konnte, und fanden wenig später seine Leiche. Auch er blutete aus dem Unterleib, doch daran war er nicht gestorben. Er hatte sich selbst in die Schläfe geschossen, nachdem er offensichtlich alles, was er dabeihatte, seinen Kumpanen übergeben hatte, denn er trug nichts bei sich, keine Waffen, keine Munition, kein Geld, nur einen mehrmals gefalteten kleinen Zettel in der Hosentasche, auf dem ein ganz gewöhnlicher spanischer Name geschrieben stand, »Casa Inés«, der nicht zu der Anschrift darunter passte, einer Straße im französischen Toulouse, wo Anselmo el Rubio nach dem Tod seines Bruders Francisco noch immer lebte.
    Vater erzählte, sie seien ihnen nur zufällig begegnet, niemand habe sie angeschwärzt oder ihren Fluchtversuch verraten, trotzdem übten die Partisanen Vergeltung und machten aus einer gewöhnlichen Abrechnung eine Propagandakampagne. Einige Tage nach dem Tod von Sempere und dem anonymen Widerstandskämpfer behauptete la Piriñaca in Cuelloduros Bar, sie habe an besagtem Morgen einem Schäfer eine Schachtel Zigaretten verkauft, und während sie zusammen eine rauchten, habe der ihr erzählt, dass er gerade am Fuß der Berge drei Männern über den Weg gelaufen sei. Offensichtlich Tagelöhner, denn sie trugen keine sichtbaren Waffen, aber der eine sei ihm aufgefallen, weil er besonders gut aussah.
    »Eins achtzig müsste er groß gewesen sein, sagte er.« Plötzlich war es in der Bar so still wie bei allen großen Ereignissen. »Kastanienbraunes Haar und eng zusammenstehende Augen. Ich fragte nach Nase und Mund, aber er sagte nur, darauf hätte er nicht geachtet, ihm sei lediglich aufgefallen, dass er sehr gut aussah. Das hat er gesagt, sehr gut aussehend. So wie der Feldwebel?, fragte ich. Ja, so ähnlich, hat er geantwortet.«
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Neuigkeit in ganz Fuensanta, so schnell, dass meine Schwester Dulce zu spät zum Essen kam und so dämlich grinste, dass Vater schlechte Laune bekam.
    »Was habe ich dir die ganze Zeit gesagt, Antonino?« Seine Frau war so froh, als hätte sie eine Wette gewonnen. »Gibt es ihn, oder gibt es ihn nicht?«
    »Einen gutaussehenden Tagelöhner, ja«, entgegnete er, »natürlich kann es den geben. Aber das heißt noch lange nicht, dass es der

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