Der Feind meines Vaters - Roman
einmal, nachdem noch am selben Morgen Don Bartolomé bei ihm vorstellig wurde, um ihm zu berichten, dass er jedes Mal so wütend geworden sei, wenn er sah, wie die roten Frauen im Dorf die Hand auf Filos Bauch legten, wenn sie ihr auf der Straße begegneten, dass er sie vor ein paar Wochen gewarnt habe. Falls du daran denkst, dein Kind Tomás zu nennen, werde ich es nicht taufen. Keine Sorge, habe sie geantwortet und ihren Bauch gestreichelt, er wird Tomás heißen, aber weder Sie noch sonst wer wird ihn taufen. Dann wird er nicht in Spanien leben können, habe er entgegnet, woraufhin sie nur gelacht habe. Wer hat denn gesagt, dass mein Sohn in Spanien leben wird?
»Und was wollen Sie mir damit sagen?«, fragte der Leutnant Don Bartolomé.
»Na, dass sie die Flucht bereits geplant hatte!«, antwortete der Priester selbstzufrieden. »Verstehen Sie das nicht?«
»Natürlich verstehe ich es.« Ohne das bisschen Geduld zu verlieren, das ihm noch blieb, brachte er ihn zur Tür. »Vielen Dank, Don Bartolomé. Sie brauchen nicht wiederzukommen, wir lassen Sie rufen, wenn wir Sie brauchen.«
Die Vernehmungen waren ebenso unergiebig, und als er es leid war, dass Chica und Paula, Julián Cabezalarga, Remedios und Saltacharquitos seine Fragen mit Fragen beantworteten – Woher soll ich das wissen? Was geht mich das an? Warum soll es mich interessieren, mit wem meine Schwester ins Bett geht? Sie war volljährig, verstehen Sie? Bin ich etwa ihre Schwiegermutter? Fragen Sie doch ihre Mutter! –, trommelte er seine Männer zusammen, um ihnen etwas zu sagen, das ohnehin alle von Anfang an gewusst hatten.
»Wir müssen auf der Hut sein und uns auf alle Eventualitäten vorbereiten. Die in den Bergen haben ihre Frauen mitgenommen, und das kann nur zweierlei bedeuten. Entweder sie wollen sie vor Repressalien in Sicherheit bringen, sie planen, Gott behüte, etwas Großes, oder sie wollen abziehen.«
Sie zogen ab. Zehn Tage später sahen Curro und Sanchís, während sie in der Nähe der alten Mühle patrouillierten, eine Silhouette, die den Berg hinabstieg, und als sie sie aufforderten, stehen zu bleiben, hörten sie eine vertraute Stimme.
»Nicht schießen. Ich bin unbewaffnet. Nicht schießen.«
Es war Juan el Pirulete, Regalitos Cousin, der drei Jahre zuvor mit ihm zusammen in die Berge gegangen war. Er wollte ihnen einen Handel vorschlagen. Die in den Bergen wollten nach Frankreich, er dagegen wolle in Spanien bleiben und sei bereit auszupacken: wie viele sie waren, welche Waffen sie hatten, wann sie aufbrechen und welchen Weg sie nehmen würden.
Doch er kam nicht dazu, denn noch ehe er auch nur ein Wort gesagt hatte, jagte ihm Sanchís eine Kugel in den Kopf, und anschließend erschoss er sich mit seiner Dienstwaffe selbst.
Als ich die Augen aufschlug, verstand ich nicht, warum ich aufgewacht war. Mein Herz schlug heftig, als hätte mich irgendetwas erschreckt, obwohl sich im Kinderzimmer nichts verändert hatte, alles war wie immer. Es war wohl ein Albtraum, dachte ich, doch gerade als ich mich umdrehen wollte, um weiterzuschlafen, hörte ich, wie jemand eindringlich, fast schon fieberhaft an die Fensterläden klopfte. Ich schaltete die kleine Lampe ein, die mit einer Wäscheklammer am Kopfende meines Bettes befestigt war, und stand auf. Im schwachen Schein der Birne, die ich zum Lesen benutzte, konnte ich das an die Scheibe gedrückte Gesicht nicht erkennen.
»Na endlich!« Als ich das Fenster öffnete, sah ich Curro, dessen Stimme so nervös war, dass sie ganz fremd klang. »Ich wollte schon aufgeben.«
»Was ist passiert?«, fragte ich und sah, wie er sich den Kragen aufknöpfte, als bekäme er keine Luft. »Was willst du?«
»Hol deinen Vater.« Es sollte eine Bitte sein, hörte sich aber wie ein Befehl an. »Weck ihn und sag ihm, er soll mir die Tür aufmachen, aber leise.«
»Warum klingelst du nicht?«
»Darum. Tu endlich, was ich dir sage, na los.«
Vater schlief genauso tief wie ich kurz davor auch, aber Mutter hatte einen leichten Schlaf und half mir, ihn so lange zu rütteln, bis er schließlich missmutig aufwachte.
»Was zum Teufel soll das?«, fragte er nach ein paar heftigen Flüchen.
»Weiß ich auch nicht. Er wollte mir nichts sagen.« Ich wiederholte, was ich wusste. »Soll ich ihm aufmachen?«
»Ja, mach schnell.«
Sein Ton hatte sich von einer Sekunde auf die andere so sehr verändert, dass mir, noch bevor ich zur Tür rannte, bewusst wurde, wie erschrocken er war. Seine Wut war wie
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