Der Feind
Außenministeriums. Hier im Land ist es die Aufgabe des Justizministeriums und der Gerichte, für Gerechtigkeit zu sorgen. Ein Verbrechen wurde auf amerikanischem Boden verübt. Ja, eines der Opfer war ein Angehöriger der CIA, aber trotzdem ist hier die Justiz zuständig, und daran kann keiner von uns etwas ändern.«
»Irene«, warf Senator Walsh ein, »es gibt da noch eine Sache, die wir im Auge behalten müssen. Mitchs Frau war eine bekannte Reporterin. Die Medien werden die Sache genau verfolgen. Dem Justizministerium ist es nur recht, wenn überall von einem Unfall gesprochen wird, weil dadurch die Latte für die Ermittlungen nicht so hoch liegt. Insgeheim wird sicher weiterermittelt, aber ich schätze, dass sie nur dann von einem Verbrechen sprechen werden, wenn sie einen Verdächtigen auftreiben.«
»Diese Explosion war kein Unfall.«
»Das wissen wir alle«, versicherte Hayes.
»Und was werden wir unternehmen, um die Täter zu finden?«
»Ich möchte eines ganz klar sagen«, antwortete Hayes und legte die Unterarme auf den Tisch. »Ich will, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden, und zwar schnell. Ich will keine Ermittlungen, die Jahre dauern, und ich will auch keine langwierigen Prozesse.«
»Aber was ist mit dem Justizministerium?«
»Sie sollen ruhig ihre offiziellen Ermittlungen durchführen«, antwortete der Präsident mit einer wegwerfenden Geste, so als wäre der riesige Justizapparat nichts, worüber man sich ernstlich Sorgen machen müsse. »Sie und Special Agent McMahon haben doch ein gutes Arbeitsverhältnis. Ich will, dass er alles, was er herausfindet, an Sie weitergibt – aber, um ganz ehrlich zu sein, ich erwarte, dass Sie ihm in den Ermittlungen weit voraus sein werden.«
»Warum, Sir?«
»Weil Sie sich nicht an die Spielregeln halten müssen, Irene, er aber schon.«
»Was ist mit Ross?«, fragte Irene Kennedy, zu Senator Hartsburg gewandt.
»Mark wird keine Probleme machen.«
Kennedy schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.« Sie wandte sich an den Präsidenten, damit er sie unterstützte. Schließlich hatte Ross ihm von Rapps ungehobeltem Auftritt erzählt.
Doch anstatt ihr wissend zuzunicken, sah Hayes sie verwirrt an.
In diesem Augenblick wurde ihr klar, dass Ross sie belogen hatte. »Mr. President, ich glaube, Direktor Ross war nicht ganz so offen zu Ihnen, wie er mich glauben ließ.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Er hat mir gesagt, dass er mit Ihnen über ein Problem gesprochen hätte, das er kürzlich mit Mitch hatte.«
Hayes schüttelte den Kopf. »Er hat kein Wort über Mitch mit mir gesprochen, seit er seinen Job angetreten hat.«
»Vergangene Woche hatte ich eine Sitzung in meinem Büro – mit Mitch und Scott Coleman. Direktor Ross tauchte unangemeldet in Langley auf und platzte mitten in die Sitzung.« Sie berichtete dem Präsidenten von den Schwierigkeiten, die Coleman mit dem Finanzamt bekommen hatte, und von Ross’ Versuch, sich Colemans geheime Akte anzueignen. Zuletzt erzählte sie ihm noch, dass Rapp Ross in dessen Büro besucht hatte und dabei mitten in eine Sitzung zum Thema Scott Coleman geplatzt war. Und sie ließ auch nicht aus, dass Rapp eine Akte mit Colemans Steuererklärungen genommen und Ross um die Ohren geknallt hatte.
Hartsburg machte ein betroffenes Gesicht, während Walsh und der Präsident entgeistert dasaßen, bis Walsh schließlich sagte: »Ich war von Anfang an der Ansicht, dass er der Falsche für den Job ist.«
»Er wird keine Probleme mehr machen«, versicherte Hartsburg. »Ich werde mit ihm reden.«
»Ich glaube nicht, dass er jetzt noch auf dich hört«, brummte Walsh. »Ich habe dir ja gesagt, dass er ein machtgieriger eitler Pfau ist.«
»Ich rede mit ihm«, sagte der Präsident in ruhigem Ton.
»Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird, Mr. President«, erwiderte Hartsburg, der es als seine Pflicht ansah, die Sache zu bereinigen, nachdem er Ross vorgeschlagen hatte. »Lassen Sie es mich noch einmal versuchen.«
»Gut«, antwortete der Präsident und wandte sich wieder Irene Kennedy zu. »Wir halten Ihnen Ross vom Leib. Sehen Sie nur zu, dass Sie in Ihren Ermittlungen dem Justizministerium und dem FBI voraus sind.«
»Und was ist mit Mitch?«
Der Präsident lehnte sich zurück und überlegte einige Augenblicke, ehe er schließlich sagte: »Offiziell … will ich, dass er an den internationalen Aspekten Ihrer Ermittlungen beteiligt ist. Bitte, beachten Sie dabei das Wort international. « Hayes machte
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