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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Viertelstunde Zeit?«
    »Natürlich.«
    Haik nahm den Direktor der National Intelligence beiseite und sprach leise mit ihm. Der Präsident verschwand, ehe es jemandem auffiel, im Büro seiner persönlichen Sekretärin. Irene Kennedy wandte sich noch einmal Außenministerin Berg, Justizminister Stokes und Vizepräsident Baxter zu und ging dann angewidert hinaus.

43
IM WEISSEN HAUS
    Irene Kennedy ging geradewegs zum Situation Room hinunter. In den über zwanzig Jahren bei der CIA hatte sie noch nie an einer Sitzung teilgenommen, in der die Beteiligten so offensichtlich Sorge um die Interessen des Landes geheuchelt hatten und in Wahrheit nur an die Absicherung der eigenen Position dachten. Es war aber nicht ihr Chef oder der Justizminister oder die Außenministerin, auf die sie wütend war. Von ihnen hatte sie erwartet, dass sie mit allen Mitteln ihre Pfründe verteidigen würden. Nein, ihr Zorn richtete sich gegen den Präsidenten. Sie hatte ihn noch nie so teilnahmslos erlebt – und das in einer Sache, in der sie ihn ganz auf ihrer Seite geglaubt hatte. Sie verstand einfach nicht, wie er die Dinge einfach so treiben lassen konnte.
    Sie erreichte die äußere Tür zum Situation Room und tippte ihren Code ein. Sie öffnete die massive Tür und ignorierte den Sicherheitsbeamten, der ein paar Schritte von ihr entfernt an einem Schreibtisch saß. Kennedy wandte sich nach links und trat in das schalldichte Konferenzzimmer ein, wo sie zu ihrer Überraschung zwei Männer am anderen Ende des langen Tisches sitzen sah. Bevor sie etwas zu ihnen sagen konnte, kam auch der Präsident herein und schloss die Tür. Die beiden Männer wollten sich erheben, doch der Präsident forderte sie auf, sitzen zu bleiben.
    Kennedy nahm an, dass Senator Walsh und Senator Hartsburg vom Präsidenten gebeten worden waren, an dieser Sitzung teilzunehmen. Sie hatte jedoch keine Ahnung, aus welchem Grund. Anstatt seinen gewohnten Platz am Kopfende des Tisches einzunehmen, trat Hayes ans andere Ende des Tisches und zog den Sessel neben Hartsburg heraus. »Irene, nehmen Sie Platz«, bat er sie.
    Kennedy setzte sich auf den angebotenen Platz, und der Präsident ging um den Tisch herum und nahm neben Senator Walsh Platz. Hayes beugte sich vor und legte die Unterarme auf den Tisch. »Irene, es tut mir leid, dass Sie sich das alles anhören mussten.«
    Es gehörte normalerweise zu Irene Kennedys Stärken, ihre Emotionen für sich behalten zu können, doch heute fiel ihr das angesichts der Vorfälle immer schwerer. »Mr. President, würden Sie mir bitte erklären, was zum Teufel hier vorgeht?«, fragte sie ungehalten.
    »Irene, es ist absolut ausgeschlossen, dass diese Explosion ein Unfall war. Sie wissen es, ich weiß es, und meine Leute wissen es genauso.«
    »Warum lassen Sie es dann zu, dass sie Mitch Fesseln anlegen und die CIA aus den Ermittlungen ausschließen?«
    »Das tue ich nicht.«
    »Das habe ich vorhin aber etwas anders verstanden.«
    »Irene, was glauben Sie, wird Mitch tun, sobald er aufstehen kann?«, fragte der Präsident.
    Kennedy wusste die Antwort, sträubte sich aber dagegen, es offen auszusprechen.
    Senator Hartsburg räusperte sich und sagte: »Er wird jeden töten, der in irgendeiner Weise mit dem Tod seiner Frau zu tun hat.«
    »Genau«, pflichtete ihm der Präsident bei, »und ich könnte ihm nicht den geringsten Vorwurf machen.«
    »Aber was soll dann der ganze Unsinn, dass sie ihm den Pass wegnehmen und ihn in Schutzhaft nehmen wollen?«
    »Nicht meine Idee«, versicherte der Präsident kopfschüttelnd. »Aber was spielt das schon für eine Rolle? Wir wissen beide, dass ihn das nicht aufhalten kann. Reisepass hin oder her … er wird das Land verlassen und gehen, wohin er will.«
    »Mr. President, ich verstehe nicht recht. Mitch hat sich wirklich für dieses Land eingesetzt. Ich finde, man könnte die Sache besser regeln, als ihn wie einen Verbrecher zu behandeln.« Kennedy schüttelte angewidert den Kopf. »Um ganz ehrlich zu sein, Sir, nach allem, was Mitch auch für Sie getan hat, hätte ich erwartet, dass Sie sich hinter ihn stellen, wenn er es am dringendsten braucht, und dass Sie nicht den Forderungen von ein paar Mitgliedern Ihres Kabinetts nachgeben.«
    Hayes steckte den Vorwurf überraschenderweise ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Er lehnte sich zurück und sah kurz seine beiden ehemaligen Kollegen im Senat an, ehe er sich wieder Irene Kennedy zuwandte. »Ich werde Ihnen jetzt etwas sagen, das nur einige wenige

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