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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Muhammad, Oberst Tayyib ist in der Bibliothek. Soll ich Kaffee bringen?«
    »Ja.« Rashid schritt an den Dienern vorbei über den Flur und trat schließlich durch die große Doppeltür in die eichenholzgetäfelte Bibliothek ein. Die Regale waren mit ledergebundenen Büchern gefüllt, und an den Wänden hingen einige teure Gemälde, die offensichtlich von amerikanischen Malern stammten. Rashid nahm sich vor, sich bei seinem Halbbruder zu beschweren, dass hier kein einziges Gemälde aus dem arabischen Kulturkreis zu sehen war. Ein solches Versäumnis war unverzeihlich. Vielleicht würde er ein paar Bilder kaufen und sie als Geschenk hierherschicken.
    Oberst Tayyib war mit einem schwarzen Anzug bekleidet und trug dazu ein blaues Hemd und eine Krawatte. Jeder andere hätte für einen solchen Bruch mit der Tradition mit einem strengen Tadel rechnen müssen, doch Tayyib hatte eine Aufgabe zu erledigen, und es war besser, wenn er keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zog. »Guten Morgen, Prinz Muhammad«, sagte der Mann in ungewöhnlich heiterem Ton.
    »Ja, es ist wirklich ein guter Morgen«, antwortete der Prinz lächelnd.
    Tayyib blickte auf und konnte seine Freude nicht verbergen, als er den Prinzen lächelnd ansah.
    Die beiden Männer teilten, ohne es offen auszusprechen, ihre Freude über Rapps Tod. Diener brachten lautlos ein Tablett mit Kaffee und eines mit frischem Gebäck herein. Sie schenkten den beiden Männern Kaffee ein und gingen wieder hinaus.
    »Der Amerikaner ist endlich weg«, sagte Rashid schließlich mit großer Genugtuung.
    »Ja, endlich«, stimmte Tayyib zu.
    »Hast du noch weitere Details herausgefunden?«
    »Nein, aber ich glaube, dass Sie mehr erfahren werden, wenn Direktor Ross kommt.«
    »Ja«, sagte Rashid, »aber ich werde achtgeben müssen, dass ich nicht zu neugierig erscheine.«
    »Das tun Sie nie, mein Prinz, außerdem habe ich Ihnen ja gesagt, dass Ross und Rapp nicht gut miteinander ausgekommen sind.«
    Rashid erinnerte sich daran. Die beiden Männer hatten kürzlich sogar einen ernsten Streit gehabt. Trotzdem würde er seine Freude über Rapps Tod gut verbergen müssen. »Was hast du über unseren deutschen Freund herausgefunden?«
    »Nichts, es tut mir leid. Er meldet sich an keinem seiner Telefone, und seine Sekretärin will uns nicht verraten, wo er ist.«
    Rashid fragte sich, ob er vielleicht nach Amerika gekommen war, um die Ausführung des Auftrags zu überwachen.
    »Wir lassen sein Büro und seine Wohnung in Wien nicht aus den Augen. Früher oder später wird er dort auftauchen, und dann werden wir uns um ihn kümmern.«
    Der Prinz schritt zu der großen Verandatür hinüber, von wo man auf die Pferdekoppel hinunterblickte. Ein prächtiges schwarzes arabisches Vollblut wurde gerade zum Training auf die Bahn hinausgeführt. »Findest du eigentlich, dass mein Entschluss, den Deutschen auszuschalten, vielleicht ein bisschen übereilt war?«, fragte Rashid schließlich.
    Tayyib war ein athletischer Mann mit breiten Schultern und strammen Beinen. Er war knapp einen Meter neunzig groß und machte nicht den Eindruck eines scharfen Denkers. In Wahrheit war er aber ein äußerst gewiefter Taktiker – eine Fähigkeit, die er, wie er selbst meinte, in seiner Zeit als hervorragender Verteidiger des saudi-arabischen Fußballnationalteams erworben hatte. Er war selbstverständlich ein treuer Wahabi, was eine unbedingte Voraussetzung war, um so eng mit dem Prinzen zusammenzuarbeiten.
    »Es steht mir nicht zu, Ihre Entscheidungen zu beurteilen, Prinz Muhammad.«
    Rashid blickte lächelnd zum Fenster hinaus. Loyalität und Gehorsam standen für ihn an oberster Stelle. »Wir wollen heute eine Ausnahme machen.«
    Tayyib strich sich über den Schnurrbart und sagte schließlich: »Ich traue dem Deutschen nicht so recht, aber ich muss zugeben, dass er sich als überaus nützlich erwiesen hat.«
    »Warum traust du ihm nicht?«
    »Ich weiß es nicht genau.«
    »Ist es, weil er Ausländer ist?«
    »Wahrscheinlich.«
    Rashid nickte. »Ich habe ihm aus diesem Grund auch nie wirklich vertraut, aber er hat seine Sache hervorragend gemacht.«
    »Das stimmt. Vielleicht sollten wir das Problem ein wenig anders betrachten.«
    Rashid drehte sich zu ihm um. »Sprich weiter.«
    »Haben wir irgendjemanden, der das Gleiche für uns leisten kann wie er?«
    Der Prinz schüttelte den Kopf. Er hatte sich diese Frage auch schon gestellt. »Nein.«
    »Die Entscheidung, ihn auszuschalten, war zum damaligen Zeitpunkt

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