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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Umständen kein sehr gesprächiger Mensch, doch wenn er mit ausländischen Politikern zu tun hatte, war ihm kaum noch etwas zu entlocken.
    »Die Entscheidung meiner Regierung, Ihren Rücktritt als Innenminister zu erzwingen, war falsch, und dafür möchte ich mich entschuldigen.«
    Rashid war erneut sprachlos. Seit der ruhmreichen Tat vom elften September war sein Verhältnis zur amerikanischen Regierung so angespannt, dass er nie im Leben mit einer Entschuldigung gerechnet hätte. Langsam nippte er von seinem schwarzen Kaffee und sagte: »Ihre Worte sind überaus freundlich, Direktor Ross.«
    »Das war meiner Ansicht nach längst überfällig, und das habe ich auch dem Präsidenten gesagt.«
    Rashid blieb äußerlich ruhig, doch er fragte sich immer mehr, was dieser Amerikaner mit seinen Worten bezweckte. So selbstgerecht er auch sein mochte, war sich Rashid doch bewusst, dass er keine Entschuldigung von Seiten der Amerikaner verdient hatte.
    »Damit unsere beiden Länder gut miteinander auskommen können, müssen wir unsere Unterschiede verstehen und respektieren … vor allem, was die Religion betrifft.«
    Rashid nickte und hörte zu, während Ross ihm seine Gedanken darlegte. Der Mann hatte wirklich etwas sehr Einnehmendes. Er war ein charismatischer Redner, doch Rashid rief sich in Erinnerung, dass Ross einst Senator gewesen war, und Politikern konnte man nie trauen. Nach einigen Augenblicken sagte Rashid dem Amerikaner schließlich, was er hören wollte – dass Amerika der engste Verbündete Saudi-Arabiens sei und dass die beiden Länder weiter eng zusammenarbeiten müssten, um die Geißel des Terrorismus zu bekämpfen. Ross unterbreitete einige Vorschläge, von denen die meisten ziemlich banal waren – doch mit einem Punkt vermochte er Rashid aufs Neue zu verblüffen. Ross teilte ihm mit, dass seiner Ansicht nach Amerika innerhalb eines Jahres seine gesamten Truppen aus dem Königreich abziehen sollte.
    Der Prinz war bester Stimmung, als die Dienstboten meldeten, dass das Frühstück fertig sei. Als sie in den Speisesaal hinübergingen, nahm Rashid die Hand seines Gasts und sagte: »Sie sind ein guter Verbündeter. Sie wissen besser als viele andere Vertreter der amerikanischen Regierung, was wirklich notwendig ist, um den Terroristen den Wind aus den Segeln zu nehmen.«
    Als sie bei Tisch saßen, war Rashid so hocherfreut über den Verlauf der Dinge, dass er beschloss, einen Tag länger als geplant in Amerika zu bleiben, um den Chef der amerikanischen Geheimdienste näher kennenzulernen. Während des Frühstücks fand Ross immer wieder überschwängliche Worte über das Essen, die Bedienung und die Kleidung des Prinzen. Sie waren mit der Mahlzeit fast fertig, als Rashid seinen Gast mit ernster Miene ansah und in respektvollem Ton sagte: »Es tut mir leid, dass der berühmte Mr. Rapp bei einer Explosion ums Leben kam.«
    Es gab zwei Gründe, warum Rashid das Thema ansprach; zum einen hoffte er dadurch mehr Einzelheiten zu erfahren, und zum anderen wollte er jeden Verdacht von sich ablenken, indem er so tat, als würde ihm Rapps Tod leidtun. Nachdem Rashid sein Bedauern zum Ausdruck gebracht hatte, bemerkte er eine Veränderung an Ross’ Haltung. Das Gesicht des Mannes sah plötzlich so aus, als hätte er in eine reife Grapefruit gebissen. Rashid spürte den plötzlichen Stimmungswechsel bei seinem Gast und fragte schließlich: »Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    Ross zögerte einige Augenblicke mit seiner Antwort. Er nahm noch einen Bissen von seinem Lachs und wischte sich dann langsam die Mundwinkel mit der Serviette ab. Er sah Rashid an, warf die Serviette auf den Tisch und sagte: »Ich kann es Ihnen auch gleich sagen. Sie würden es sowieso bald erfahren. Mitch Rapp ist nicht tot.«

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    Rashid blieb erstaunlich ruhig. Seine Augen verengten sich ganz leicht, doch ansonsten zeigte er kein Anzeichen seines Schocks. Er sah Mark Ross mit steinerner Miene an und fragte: »Was sagen Sie da?«
    »Er ist nicht tot. Seine Frau ist bei der Explosion gestorben, aber er hat überlebt.«
    »Aber in den Zeitungen und im Fernsehen«, erwiderte Rashid ungläubig, »wurde doch berichtet, dass er tot ist.«
    »Es stimmt aber nicht«, entgegnete Ross und zeigte mit Nachdruck auf das Fenster. »Er ist in einem Schutzhaus der CIA, gar nicht so weit von hier. Er hat schwere Verletzungen erlitten, es ist aber nicht lebensbedrohend.«
    »Warum hat Ihre Regierung dann die Berichte nicht korrigiert?«
    »Das ist eine

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