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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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verlieren. Ihre Anwälte seien ihm jedoch auf den Fersen, und er müsse sehr vorsichtig sein, wenn er sie sich vom Leib halten wolle.
    Abel starrte lange auf sein Handy hinunter und schaltete es schließlich ein. Er wählte die Handynummer seiner persönlichen Assistentin und wartete, dass sie sich meldete. Nach dem achten Klingeln schaltete sich ihre Voicemail ein. »Greta, hier spricht Erich. Erinnern Sie sich an das, was wir besprochen haben? Nun, ich habe beschlossen, einen längeren Urlaub zu nehmen. Sie wissen, wie Sie mich erreichen können. Auf Wiedersehen.« Urlaub war ein Codewort, das sie vereinbart hatten und das eine Warnung an Greta darstellte. Sie sollte sich vom Büro fernhalten, bis er ihr sagte, dass es sicher war, wieder zur Arbeit zu gehen. Inzwischen würde sie ihr Gehalt sechs Monate weiter bekommen. Danach sollte sie davon ausgehen, dass ihm etwas zugestoßen war, und sich nach einer anderen Stelle umsehen.
    Er sah rasch seine E-Mails durch und beschloss dann, eine Nachricht abzuschicken. Er gab die Adresse der beiden Killer ein und begann zu tippen. Die Botschaft lautete: Sie sind gescheitert. Bringen Sie den Auftrag zu Ende oder schicken Sie das Geld zurück. Er verzichtete darauf, die Nachricht mit einem Namen zu versehen.
    Abel kritzelte eine kurze Nachricht auf ein Blatt Papier und steckte es zusammen mit tausend Euro in einen Umschlag. Dann nahm er seinen Koffer und zog ihn zum Aufzug. Als er zum Rezeptionstisch kam, verlangte er nach dem Manager. Wenige Augenblicke später kam Nico aus seinem Büro zu ihm. »Was, Sie verlassen uns schon?«, fragte er überrascht.
    Abel rückte seine Brille zurecht und sagte mit leiser Stimme: »Ich fürchte, die Anwälte sind mir auf den Fersen.« Er reichte ihm den Umschlag und fügte hinzu: »Ich werde versuchen, in ein paar Wochen wieder zurückzukommen. Da drin finden Sie eine Telefonnummer und ein angemessenes Trinkgeld für Ihr Verständnis.«
    Der Mann drückte den Umschlag an seine Brust. »Sie sind zu freundlich.«
    Abel beugte sich etwas näher zu ihm und sagte: »Rufen Sie mich bitte an, falls irgendjemand vorbeikommt und nach mir fragt.«
    Der Hotelmanager zwinkerte ihm verständnisvoll zu. »Mache ich.«
    Abel zog den mittelgroßen schwarzen Koffer durch die Eingangstür hinaus und wandte sich nach links, um ein Wassertaxi zu nehmen. Ein Hotelangestellter trat zu ihm, um ihm zu helfen, und Abel bedachte ihn mit einem großzügigen Trinkgeld.
    »Flughafen Marco Polo«, sagte Abel laut genug, dass die Umstehenden es hören konnten. Er würde wohl zum Flughafen fahren, aber dort kein Flugzeug nehmen. Stattdessen würde er sich mit dem Taxi zum Hafen begeben, um eine Seereise auf einem dieser schwimmenden Restaurants zu buchen. Und dann würde er versuchen, sich unter das gewöhnliche Touristenvolk zu mischen.

49
MONTERREY, MEXIKO
    Die Fahrt von Indianapolis bis zur mexikanischen Grenze dauerte neunzehn Stunden, einschließlich eines kurzen Zwischenstops in der Nähe des Lake Texoma in Oklahoma, um etwas zu essen und ein kurzes Nickerchen einzulegen. Unterwegs hatten sie nacheinander die Pistole, das Gewehr und die Munition verschwinden lassen. Keine der beiden Waffen war benutzt worden, und sie bildeten auch keine Spur, die zu Gould geführt hätte, doch es lohnte die Mühe nicht, zu versuchen, sie über die Grenze mitzunehmen. Gould saß die ganze Zeit über am Lenkrad, und obwohl er in Wahrheit kein Verständnis für Claudias immer noch anhaltende Traurigkeit hatte, entschuldigte er sich immer wieder bei ihr und tat so, als würde er den Tod der Frau bedauern. In Wirklichkeit empfand er nicht die geringste Reue, und es gab viele, die ihn wegen dieser hartherzigen Einstellung als Monster betrachtet hätten, unter anderem auch die Frau, die sein Kind im Bauch trug – aber so war nun einmal das Geschäft, in dem er tätig war.
    Um zu überleben und auch noch Erfolg zu haben, musste er kühl und analytisch an seine Arbeit herangehen. Zuerst war alles relativ einfach gewesen. Die Männer, die er zu töten hatte, waren allesamt keine Heiligen gewesen; ihr korruptes, bisweilen verbrecherisches Verhalten hatte es ihm leicht gemacht, sie auszuschalten. Mit der Zeit bekam er immer größere Aufträge, mit denen er sich ethisch gesehen in trübe Gewässer begab. Wer vermochte schon zu sagen, wer auf der richtigen Seite stand und wer auf der falschen? Gould kam zu der Schlussfolgerung, dass die Mitspieler im vollen Bewusstsein des Risikos die Arena

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