Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
halte. Ratschläge nehme ich nur von dir entgegen, von sonst niemandem. Falls sie selbst irgendwelche Vorschläge haben, sollen sie mit dir darüber reden, und ich werde darüber nachdenken – aber ich behalte mir ein Vetorecht vor. Wenn ich finde, dass etwas zu riskant ist oder nicht wichtig genug, dann lasse ich es sein.«
    »Das werden sie akzeptieren, denke ich. Sonst noch was?«
    »Ich werde mir meine Leute selbst aussuchen.«
    Kennedy nickte. Diese beiden Forderungen hatte sie erwartet.
    »Und wir müssen mehr tun, als nur bekannte Terroristen auszuschalten.«
    »Was meinst du damit?«, fragte sie neugierig.
    Rapp lächelte. »Ich arbeite da an einer Sache, aber es ist noch nicht so weit, dass ich darüber reden kann.«
    »Kannst du mir nicht einen kleinen Hinweis geben?«
    »Sagen wir so, ich habe vor, diesen Krieg an mehr als einer Front zu führen, und ich werde mir von niemandem die Spielregeln dazu aufzwingen lassen.«
    »So wie deine kleine Operation, die du gerade nördlich der Grenze durchgeführt hast?«
    Rapp nickte.
    Irene Kennedy kannte ihn besser als irgendjemand sonst, einschließlich seiner Frau. Sie sah ihn besorgt an und antwortete schließlich: »Ich möchte dir aber einen Rat mitgeben: Pass gut auf, wenn du irgendetwas machst, das mit unseren Verbündeten zu tun hat. Wenn du etwas tätest, womit wir einen ihrer Auslandsgeheimdienste vor den Kopf stoßen, das wäre fast so schlimm, als würde dich das FBI hier in Amerika schnappen.«
    Rapp grinste. »Ich habe nicht vor, mich erwischen zu lassen.«
    »Das hat niemand vor, Mitch«, entgegnete sie kopfschüttelnd.
    »Ich weiß … ich weiß. Aber nachdem es all die Jahre geklappt hat, habe ich nicht vor, jetzt Mist zu bauen.«
    »Ich will nur, dass du vorsichtig bist und nichts überstürzt.«
    Rapp schüttelte den Kopf. »Zeit ist ein Luxus, den wir nicht haben. Senator Hartsburg ist mir sicher nicht sympathisch, aber in einer Sache hat er vollkommen recht.«
    »Und das wäre?«
    »Wir müssen zuschlagen, bevor sie es tun.«

8
LONDON, ENGLAND
    Laut dem Ausweis in seiner Brieftasche hieß er Harry Smith. Das war jedoch nicht sein richtiger Name, sondern nur eine simple Vorsichtsmaßnahme. Er hatte die Zielperson in den vergangenen achtundvierzig Stunden nicht aus den Augen gelassen. Erst wenn der Mann schlafen ging, gönnte auch er sich etwas Schlaf, und er stand auf, bevor sein Ziel aufwachte. Er war jünger, weitaus fitter und hatte dazu noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Und er hatte darauf hintrainiert, wenn nötig tagelang mit wenig oder gar keinem Schlaf auszukommen. Nicht dass er seine körperlichen Grenzen nicht gekannt hätte – doch dieser Job zwang ihn ganz bestimmt nicht, bis an die Grenze zu gehen. Ja, es war sogar so, dass er sich bereits ein wenig langweilte.
    Die Zielperson war ein türkischer Finanzier mit einem Hang zu riskanten Geschäften, vor allem solchen, in denen es um illegalen Waffenhandel ging. Er besaß mehrere Banken in seiner Heimat und Anteile an verschiedenen Banken in Europa. In letzter Zeit hatte sich der Mann oft in London aufgehalten, und der Killer glaubte zu wissen, warum. In dieser zunehmend orwellschen Stadt gab es kaum eine Straßenecke, die nicht von einer Kamera überwacht wurde. In der Welt der Auftragskiller, einem Geschäft, in dem es von größter Bedeutung war, seine Anonymität zu wahren, war London eindeutig kein gutes Pflaster für Geschäfte.
    Der Stadtteil, in dem er diesmal zu tun hatte, zeichnete sich durch eine besonders hohe Dichte an Kameras aus. Das Hampshire Hotel lag am Leicester Square, nur einen Katzensprung von mehreren Regierungsgebäuden entfernt, die natürlich entsprechend bewacht sein mussten. In dieser Gegend befanden sich die National Gallery, das Verteidigungsministerium, das Parlament und Westminster Abbey. Er vermutete, dass der Türke das Hotel aus genau diesem Grund ausgewählt hatte. Es wimmelte hier nur so von Polizisten und anderen Sicherheitskräften. Das konnte den Killer jedoch keine Sekunde lang abschrecken. Die Männer und Frauen, die hier für Sicherheit zu sorgen hatten, dachten vor allem an Terroristen und achteten kaum auf gewöhnliche Geschäftsleute. Er musste lediglich dementsprechend gekleidet sein, dann konnte er kommen und gehen, ohne dass irgendjemand Notiz von ihm nahm.
    Seine Partnerin sah die Sache etwas anders. Sie hatte den Auftrag ablehnen wollen, doch er hatte darauf bestanden, ihn zu übernehmen. Praktisch jede größere Stadt

Weitere Kostenlose Bücher