Der Feind
Cadillac-Limousine folgten der schmalen, von Bäumen gesäumten Zufahrtsstraße und fuhren über eine Kuppe, ohne die Fahrt zu verlangsamen. Sie schienen es ziemlich eilig zu haben. Gleich nach der Kuppe kam ein imposanter Sicherheits-Checkpoint in Sicht. Der Besucherverkehr wurde durch große, leicht lesbare Schilder nach rechts abgelenkt. Andere Schilder warnten jeden, der sich hierher verirrte, dass dies die letzte Gelegenheit sei, um kehrtzumachen und so einer Festnahme und Strafverfolgung zu entgehen. Wer die Schilder übersah, für den stellten die Männer in schwarzen Nomex-Overalls mit ihren Maschinenpistolen eine zusätzliche Warnung dar, dass dieser Ort nicht zu den Sehenswürdigkeiten der Region gehörte.
Die Kolonne hielt sich links und kam vor der Barriere aus gelb lackiertem Stahl abrupt zum Stillstand. Männer mit Maschinenpistolen waren ringsum verteilt und saßen auch hinter der grünlich getönten kugelsicheren Plexiglasscheibe des Wachhauses. Drei Wächter, die sich gerade unterhalten hatten, als die unangemeldeten Besucher über die Kuppe gefahren kamen, verteilten sich augenblicklich. Niemand brauchte ihnen das entsprechende Kommando zu geben – es war eine Maßnahme, wie sie immer wieder trainiert wurde. Es durfte nicht sein, dass mehrere Leute beisammenstanden, weil sie so ein allzu leicht zu treffendes Ziel abgegeben hätten. Wenn sich diese Männer im Dienst befanden, waren sie jederzeit einsatzbereit.
Plötzlich tauchten auf einer Seite der Kolonne vier der schwarz gekleideten Männer auf. Obwohl der Himmel an diesem Vormittag bewölkt war, trugen sie dunkle Sonnenbrillen, um ihre Augen zu schützen. Ihre Waffen waren noch nach unten gerichtet, doch sie hatten alle vier den Finger am Abzug, während sie zu erkennen versuchten, wer hinter den dunkel getönten Fenstern der Fahrzeuge saß. Solche Autokolonnen waren hier ein gewohntes Bild, doch ihr Eintreffen wurde normalerweise vorher angekündigt. In diesem Fall war das nicht so, und die Männer und Frauen des Sicherheitsteams hielten nicht viel von solchen Überraschungen.
Ein Captain kam aus dem Wachhaus und trat sichtlich verärgert an die Beifahrerseite des Führungsfahrzeugs. Das getönte Fenster ging hinunter und eine ebenso getönte Sonnenbrille trat zutage. Der Captain, der bereits acht Jahre diesem Team angehörte, fragte in nicht gerade freundlichem Ton: »Kann ich etwas für Sie tun?«
Der Beifahrer wies seinen Dienstausweis vor. »Secret Service«, sagte er knapp und zeigte mit dem Daumen auf die Limousine hinter ihm. »Wir bringen Direktor Ross her. Er kommt in einer offiziellen Angelegenheit.«
Der Captain nickte und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Habt ihr Jungs eure Manieren vergessen?«
»Wie?«, fragte der Agent verständnislos.
»Es ist hier so üblich, dass man sich vorher anmeldet … damit wir wissen, wer kommt«, erläuterte der Captain und überlegte, wie weit er mit seiner Ermahnung gehen sollte.
Der Agent senkte seine Sonnenbrille ein kleines Stück, sodass der Captain wenigstens die obere Hälfte seiner Augen sehen konnte. »Der Direktor ist ein sehr beschäftigter Mann, aber ich habe schon verstanden, was Sie mir sagen wollen. Das Problem ist nur, dass wir bis vor fünf Minuten selbst nicht gewusst haben, dass wir hierherfahren würden. Wir kommen gerade von der neuen Antiterror-Zentrale, und er hat uns gesagt, dass wir geradewegs hierherfahren sollen. Ich führe nur Befehle aus.«
Die Antwort schien plausibel. »Okay. Zeigt uns eure Papiere, dann machen wir die Sache so kurz und schmerzlos wie möglich.« Der Captain zeigte auf den führenden Suburban, worauf drei Männer mit einem Hund aus dem Wachhaus kamen. Der Mann mit dem Hund ging um den Wagen herum, während seine beiden Kollegen die Papiere überprüften. Der Captain zögerte einen Augenblick und ging dann zur Limousine weiter. Er wartete geduldig einige Sekunden beim Beifahrerfenster, ehe er an die Scheibe klopfte.
Das Fenster ging nach unten, und er sah zwei Männer, die gerade telefonierten. Der eine war etwa Mitte fünfzig, der andere sah ungefähr zehn Jahre jünger aus. Der Captain erkannte in dem älteren der beiden Mark Ross, den neuen Direktor der National Intelligence.
Der jüngere Mann drückte sein Telefon an das Revers seines Jacketts und sagte: »Könnten wir die Sache ein wenig beschleunigen, wir haben es sehr eilig.«
»Gewiss«, antwortete der Captain. »Mit wem möchte sich der Direktor treffen?«
»Ich
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