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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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einen gewissen Ayatollah Khomeini. Ross sagte voraus, dass der Geistliche mit seinem religiösen Eifer und seiner wachsenden Gefolgschaft wahrscheinlich eines Tages eine Revolution im Iran auslösen würde. Er war damals einer der wenigen, die die Lage richtig einschätzten. Ross gab sich überaus kontaktfreudig, was von manchen als Selbstbewusstsein, von anderen als Arroganz gedeutet wurde. Rapp nahm an, dass der Mann als Mitglied von Amerikas exklusivstem Club, dem Senat, wohl von beidem etwas hatte. Nun saß Rapp jedenfalls mit einem ziemlich unangenehmen Gefühl auf seinem Sessel und fragte sich, ob Ross, dessen Hand immer noch auf seiner Schulter lag, wohl ahnte, wie sehr er es hasste, berührt zu werden.
    »Ich sehe Ihre hübsche Frau jeden Tag im Fernsehen«, fuhr der ehemalige Senator fort. »Sie sind ein richtiger Glückspilz.« Er nahm seine Hand von Rapps Schulter und wandte sich dem dritten Anwesenden im Raum zu. An dem energischen Kinn und dem athletischen Körperbau des Mannes ließ sich schon vermuten, dass er kein typischer Bürohengst der CIA war. Er wirkte vielmehr wie eine nordische Ausgabe von Rapp, und Ross fragte sich, worüber die drei wohl gesprochen hatten, bevor er hereinkam.
    »Mark Ross«, stellte er sich dem Mann mit dem kurz geschnittenen blonden Haar vor. »Direktor der National Intelligence.«
    Coleman nickte, wirkte aber nicht sonderlich beeindruckt. »Scott Coleman.«
    »Arbeiten Sie hier in Langley?«
    »Nein, dafür ist mein IQ zu hoch«, versetzte Coleman mit einem selbstgefälligen Grinsen.
    Ross lachte. »Ich glaube nicht, dass es viele hier in der Stadt gibt, die einen so hohen IQ wie Dr. Kennedy haben, aber ich lasse Ihre Erklärung vorerst gelten. Sie sehen aus, als hätten Sie mal den Streitkräften angehört. Welche Waffengattung?«
    »Navy.«
    »SEALs?«
    »Das ist geheim.«
    Ross zögerte einen Augenblick, und Rapp glaubte so etwas wie Zorn unter der Oberfläche des Mannes aufblitzen zu sehen. Ross unterdrückte die Regung und wandte sich Irene Kennedy zu. »Eindeutig ein SEAL. Nirgendwo sonst in den Streitkräften liegen sie eine solche Verachtung gegenüber Autoritäten.«
    Rapp war der Einzige, der über die Bemerkung lachte. Irene Kennedy fand solche scherzhaften Bemerkungen niemals komisch, und Rapp kannte Coleman gut genug, um zu wissen, dass ihn schon seit Langem die Frage beschäftigte, ob die Vorteile eines blinden Gehorsams die Nachteile überwogen, oder ob es besser war, nur solche Vorgesetzten zu respektieren, die das auch wirklich verdienten.
    Bevor Coleman etwas antworten konnte, legte Ross dem Mann, der mit ihm gekommen war, eine Hand auf den Rücken und sagte: »Das ist Jonathan Gordon, mein neuer Stellvertreter. Er ist für die Koordination zwischen Langley und der National Intelligence zuständig.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Jonathan«, sagte Irene Kennedy. Sie nahm die Brille ab und legte sie auf die lederne Mappe, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Ihre Körpersprache verriet wie immer absolut nichts.
    Gordon war einen halben Kopf kleiner als sein Chef und ungefähr Anfang vierzig. Rapp musterte ihn aufmerksam, konnte jedoch nichts Aufschlussreiches erkennen.
    »Wie gesagt, es tut mir leid, dass ich störe«, sagte Ross und klatschte in die Hände. »Ich versuche einfach nur, mir so schnell wie möglich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Sie können gleich wieder dort weitermachen, wo ich Sie unterbrochen habe. Ich werde mal schnell meine alten Kumpel begrüßen und komme dann so in dreißig Minuten wieder hier vorbei.« Ross blickte kurz auf die Uhr. »Geht das in Ordnung, Irene?«
    »Wenn Sie mir ein paar Minuten geben, um die Sache hier abzuschließen, dann begleite ich Sie gern auf Ihrem Rundgang.«
    »Nein, nur keine Umstände«, beharrte Ross.»Ich kenne mich hier noch ganz gut aus, außerdem sind Sie mir zu wertvoll, um sich als Fremdenführerin zu betätigen.« Er machte zwei Schritte zur Tür und fügte in leiserem Ton hinzu: »Ich komme dann noch mal vorbei. Es gibt da ein paar Dinge, die ich gern mit Ihnen besprechen würde.« Mit diesen Worten verschwanden Ross und Gordon so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren.
    Als die Tür wieder zu war, wandte sich Rapp Coleman zu. »Warum hast du eigentlich so ein Problem mit Autoritäten?«, fragte er.
    Irene Kennedy schüttelte den Kopf. »Können die Herren ihre Privatdiskussion vielleicht nachher fortsetzen, damit wir da weitermachen können, wo wir aufgehört haben?«
    Ross, Gordon

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