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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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fürchte, das darf ich nicht verraten.«
    Der Captain erkannte jetzt schon, dass es noch recht lustig werden konnte, mit diesem Mann zusammenzuarbeiten. »Ich muss Ihre Papiere sehen, und wir müssen den Kofferraum überprüfen. Dann halte ich Sie nicht länger auf.«
    Der Mann warf ihm einen Blick zu, der in etwa ausdrückte: Sie wollen mich wohl verarschen, was? »Ich hab gesagt, wir haben es eilig«, betonte er.
    Der Captain blieb ruhig und höflich. »Wenn Sie vorher angerufen hätten, dann hätte sich einiges davon vermeiden lassen, aber das haben Sie ja leider nicht getan. Papiere, bitte.« Der Captain streckte die Hand aus und wartete. Er nahm den Ausweis des jüngeren Mannes entgegen und fragte sich, ob er auch bei Direktor Ross so weit gehen sollte. Er entschied sich dagegen, als er mitbekam, dass Ross gerade mit dem Präsidenten sprach. Er ging mit dem Ausweis zum Wachhaus zurück, um ihn zu kopieren und ihn rasch zu überprüfen, während seine Männer die Fahrzeuge durchsuchten. Die Sache gefiel ihm gar nicht, aber in gewisser Weise war der neue Direktor der National Intelligence wohl sein Chef. Nicht einmal eine Minute später kam er wieder heraus, warf einen kurzen Blick auf die Limousine und sprach dann mit dem Agenten im Führungswagen.
    »Seid ihr Jungs etwa in Alarmbereitschaft?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ihr treibt einen ganz schönen Aufwand, um durch die Stadt zu kutschieren. Vier Leute in jedem Suburban und noch zwei in der Limousine. Der Präsident wird auch nicht stärker bewacht, wenn er hierherkommt.«
    Der Agent nahm die Sonnenbrille ab. »Ich stelle Ihnen auch keine Fragen … wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Na ja, teilweise«, erwiderte der Captain lächelnd. »Die Suburbans warten hier drüben auf dem Parkplatz, die Limousine kann zum Hauptgebäude weiterfahren.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
     
    Irene Kennedy blieb völlig ausdruckslos, als Rapp ihr seine Vorschläge unterbreitete. Er hatte des Öfteren erlebt, wie sie mit ihrer stoischen Haltung Untergebene nervös machte, vor allem die jüngeren, die eine ständige Rückmeldung und Anleitung brauchten. Rapp hatte so etwas nicht nötig. Er und Irene Kennedy arbeiteten schon lange zusammen. Normalerweise hätte sie wohl deutlicher auf seine Vorschläge reagiert, aber Rapp hatte zu dieser Besprechung jemanden mitgebracht, deshalb nahm sie ihre hundertprozentig professionelle Haltung ein.
    »Das Pentagon, das Außenministerium … sie alle werfen mit Geld um sich wie Matrosen im Bordell. Wir müssen es genauso machen.«
    Irene Kennedy sah den anderen Anwesenden in ihrem Büro an, einen ehemaligen Navy-Offizier, und wandte sich dann wieder Rapp zu. »Wir sollen Geld ausgeben wie die Matrosen im Puff?«
    »Genau«, bestätigte Rapp. »Je mehr Geld, umso besser. Das wird es den Leuten im General Accounting Office und den ganzen Ärschen, die uns beaufsichtigen, umso schwerer machen, herauszufinden, was wir wirklich vorhaben.«
    »Könntest du dir vielleicht einen etwas besseren Vergleich einfallen lassen als den mit den Matrosen im Bordell?«
    »Wäre ich auch dafür«, warf der ehemalige Navy-Offizier ein.
    »Wie wär’s mit einem Marine in einem Bordell?«, fragte Rapp und sah den blonden Mann an, der neben ihm saß. »Geht das für dich in Ordnung?«
    »Absolut. Marines sind Schweine«, fügte Scott Coleman lachend hinzu. Der ehemalige Navy SEAL war ungewöhnlich gut gelaunt, was mit der Sache zu tun hatte, die Rapp ihnen gerade mitteilte.
    Irene Kennedy ging nicht auf das scherzhafte Geplauder der beiden ein und kehrte zu wichtigeren Dingen zurück. »Also, du schlägst im Wesentlichen vor, dass wir Scotts Team als logistische Front für das neue, erweiterte Orion-Team einsetzen?«
    »Ja.«
    »So etwas ist schon früher versucht worden, aber der Schuss ist für die CIA nach hinten losgegangen.«
    »Wann war das?«
    »Im Vietnamkrieg. Du hast sicher schon von einer Einheit namens Air America gehört.«
    »Ja, aber damals habe ich noch in den Windeln gelegen. Das war eine andere Zeit, ein anderer Krieg und eine ganz andere Welt als heute.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, entgegnete Kennedy.
    »Air America scheiterte deshalb, weil sie zu groß wurde und weil es ein paar Generälen im Pentagon nicht passte, dass die CIA ihre eigenen Luftstreitkräfte hatte. Dazu kamen die Medien, die allgemeine Stimmung in der Politik und die Einstellung der Öffentlichkeit zum Krieg … das alles führte dazu, dass sie

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