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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Lift in das fünfte Stockwerk hinauf und ging an Mr. Johnsons Zimmer vorbei in sein eigenes. Dass beide Zimmer im gleichen Stockwerk lagen, mochte auf den ersten Blick wie pures Glück aussehen, was jedoch nicht der Fall war. Die Zuteilung der Zimmer richtete sich danach, welche Zimmer zuerst gereinigt wurden – und nachdem die Reinigungsteams ein Stockwerk nach dem anderen durchgingen, war es kein Zufall, dass die beiden Zimmer, die Gould für seine Zwecke brauchte, auf derselben Etage lagen.
    Gould betrat sein Zimmer, wo sein Koffer bereits am Fußende des Kingsize-Bettes stand. Er öffnete seine Aktentasche und zog einen Palm Pilot, ein kurzes Bandkabel und eine Magnetkarte heraus. Er verband die drei Teile miteinander und hörte, wie der Page an seiner Tür vorüberging, in das andere Zimmer eintrat und es gleich darauf wieder verließ. Gould öffnete seine Zimmertür und beobachtete, wie der Hotelboy den Gang entlang zu den Aufzügen ging. Als er das Geräusch des eintreffenden Aufzugs hörte, eilte er über den Gang und ein paar Türen weiter. Er steckte die Magnetkarte in den Schlitz und wartete einige Augenblicke, bis das grüne Licht aufleuchtete. Rasch holte er die Schachtel heraus und trug sie in sein Zimmer hinüber.
    Er öffnete die Schachtel und holte den Seesack unter dem Füllmaterial hervor, dann zog er den Reißverschluss auf und vergewisserte sich rasch, dass der Inhalt unverändert war. Aus seinem Koffer holte er einen Müllsack und stopfte die Verpackungschips hinein. Er zerriss die Schachtel und trug sie zusammen mit dem Müllsack in den Service Room hinunter, wo bereits einige Müllsäcke standen.
    Als er wieder in seinem Zimmer war, nahm Gould zuerst einmal eine Dusche, rasierte sich und legte alles, was er brauchte, auf seinem Bett zurecht. Auf der linken Seite war seine alte Identität, auf der rechten Seite seine neue, und dazwischen lagen fünfundzwanzigtausend Dollar in bar. Er überprüfte seine Sachen zweimal und stopfte dann alles, was zu Marcel Moliere gehörte, in einen braunen Sack. Diesen Sack musste er verbrennen, bevor er die Grenze erreichte. Gould packte seine Sachen wieder ein und stellte alles zur Tür. Er zerwühlte das Bett, damit es so aussah, als hätte er darin geschlafen, legte den Zimmerschlüssel auf die Frisierkommode und verließ das Hotel durch den Seiteneingang. Wenn nicht irgendein unvorhergesehenes Problem auftauchte, würde er noch im Laufe des Nachmittags in Amerika sein.

24
WASHINGTON D.G.
    Die Büroräume des Direktors der National Intelligence waren aus verschiedenen Gründen ein Provisorium. So wie jede neue Behörde in Washington blieb auch diese nicht bei ihrer ursprünglichen Größe stehen. Eigentlich war ein Mitarbeiterstab von fünfundzwanzig Leuten vorgesehen, die den Direktor bei seiner Arbeit unterstützen sollten. Die neue Einrichtung sollte vor allem als Zentrale für die einzelnen Geheimdienst-Organisationen fungieren und auch die Kommunikation mit dem Präsidenten übernehmen. Auf diese Weise sollten die Abläufe koordiniert und effizienter gemacht werden. Innerhalb von sechs Monaten war der neue Apparat auf das Doppelte seiner ursprünglichen Stärke angewachsen, und wenig später auf das Dreifache, was jedoch ebenfalls noch nicht die Grenze darstellte. Bei der letzten Zählung waren es bereits über zweihundert Mitarbeiter gewesen, und es war immer noch kein Ende des Wachstums abzusehen. Der neue bürokratische Apparat wuchs und gedieh und wurde dabei mit jedem Tag etwas weniger effizient. Und er wurde damit immer mehr zu dem, was seine Kritiker befürchtet hatten.
    Solange sich die Organisation in der Aufbauphase befand, war es Aufgabe des Secret Service, den Direktor zu beschützen. Das kam Rapp durchaus entgegen. Er hatte Freunde beim Secret Service, die nur zu gern bereit waren, ihm einen kleinen Gefallen zu tun. Rapp rief Jack Warch an, den Special Agent, der für das Sonderkommando zum Schutz des Präsidenten verantwortlich war, und fragte ihn, ob er wisse, wer Ross’ Sicherheitsteam leitete. Warch wusste es, und Rapp teilte ihm mit, dass er die Hilfe dieses Mannes brauchte. Der Agent, der für die Sicherheit des Präsidenten zu sorgen hatte, kannte Rapp gut genug, um keine Fragen zu stellen.
    Rapp stellte seinen Wagen in einem Parkhaus einen halben Block entfernt ab. Das Hauptquartier des Geheimdienstkoordinators war nur einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt. Rapp trat durch den Haupteingang und zeigte dem uniformierten

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