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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Manchmal ist er auch aufbrausend, aber Gordon steckt das alles ein. Er lässt seinen Chef reden und erklärt ihm dann in aller Ruhe, warum das, was der Direktor von ihm will, vielleicht doch nicht so eine gute Idee ist.«
    »So, so, Ross ist also aufbrausend?«
    Small nickte. »Ja, ziemlich. Aber in der Öffentlichkeit kann er sich gut beherrschen. Seine Wutanfälle hat er immer hinter verschlossenen Türen.«
    »Wo ist er gerade?«
    »Oben in seinem Büro, mit Gordon.«
    »Also gut, dann gehen wir.«
    Die beiden Männer schritten quer durch die Lobby. Small signalisierte Rapp, dass er zuerst durch den Metalldetektor müsse. Bei beiden ging der Alarm los, was sie jedoch ignorierten. Sie traten in den Aufzug und fuhren nach oben.
    Rapp blickte zu Small auf und sagte: »Darf ich Ihnen einen kleinen Rat für Ihre Karriere geben?«
    »Sicher.«
    »Ross wird nicht gerade begeistert sein, dass ich hier unangemeldet hereinspaziere.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Sagen Sie ihm die Wahrheit. Sagen Sie ihm, Warch hat Sie angerufen und Ihnen mitgeteilt, dass ich etwas Wichtiges mit dem Direktor zu besprechen habe und dass Sie mich direkt zu ihm führen sollen. Wenn es Ross nicht passt, kann er ja Jack anrufen. Jack hat einen sehr guten Draht zum Präsidenten. Ihm passiert sicher nichts, und wenn Ross so weit gehen will, sich an den Präsidenten persönlich zu wenden, dann soll es mir auch recht sein.«
    »Klingt gut.«
    Der Aufzug blieb stehen, und die Türen gingen auf. Zwei Männer, beide nur unwesentlich kleinere Versionen von Small, standen vor dem Aufzug. Small nickte ihnen zu; sie wussten bereits, was hier vorging. Small führte Rapp durch einen Empfangsbereich und in ein Büro, wo zwei Assistentinnen an den Telefonen saßen und auf ihre Tastaturen einhämmerten. Small wandte sich an eine der beiden, während Rapp geradewegs zur Tür weiterging. Die ältere der beiden Frauen erhob sich von ihrem Platz.
    »Entschuldigen Sie, aber der Direktor ist in einer Besprechung.«
    »Ist schon okay«, erwiderte Rapp, ohne sich umzudrehen. Er hörte, wie Small den beiden Frauen erklärte, dass Rapp von der CIA sei. »Wir sind alte Freunde«, rief Rapp zurück, als er nach dem Türknauf griff, ihn herumdrehte und die Tür aufstieß. Rasch trat er ein und schloss die Tür hinter sich.
    Direktor Ross saß am Kopfende eines ovalen Konferenztisches. Das Büro war nicht allzu groß, vielleicht ein Fünftel der Größe von Irene Kennedys Büro. Es war auch nicht allzu aufwändig eingerichtet, was den Direktor der National Intelligence sicher insgeheim wurmte.
    Ross blickte zu Rapp auf, und sein Gesicht erstarrte. Er trug ein weißes Hemd mit Manschettenknöpfen und dazu eine Krawatte in kräftigem Rot – und er vermittelte schon rein äußerlich den Eindruck, wichtiger zu sein als die drei anderen Männer, die mit ihm am Tisch saßen.
    Rapp ging rasch die paar Schritte zu ihm hinüber.
    »Bleiben Sie bitte sitzen«, sagte er, dieselben Worte gebrauchend, mit denen Ross sie angesprochen hatte, als er in Irene Kennedys Büro hereinplatzte. »Ich war gerade in der Gegend und dachte mir, ich schau mal kurz vorbei.«
    Ross schob seinen Sessel zurück und stand auf. Er gehörte zu denen, die es vorzogen, den Leuten Auge in Auge gegenüberzutreten. Er hatte ein angedeutetes Lächeln auf den Lippen, aber es war deutlich zu sehen, dass er über die unerwartete Störung verärgert war.
    Rapp streckte ihm die Hand entgegen und schüttelte die Hand des Direktors mit übertriebenem Enthusiasmus. Anstatt Ross in die Augen zu sehen, blickte er zu Gordon hinüber und legte die linke Hand auf die Schulter des Mannes, der zufällig vor ihm saß. Rapp hatte sich vorgenommen, haargenau so aufzutreten, wie Ross es vor ein paar Tagen in Kennedys Büro getan hatte.
    »Jonathan … freut mich, Sie wiederzusehen.« Rapp ließ Ross’ Hand los und blickte zu den beiden anderen Männern hinunter, die er nicht kannte. Bevor er sich ihnen vorstellen konnte, fiel sein Blick auf etwas, das auf dem Konferenztisch lag. Rapp starrte auf das körnige Schwarzweißfoto auf dem Tisch, und sein Blutdruck begann fast augenblicklich zu steigen.
    »Das gibt’s ja wohl nicht«, stieß er hervor und griff nach dem Bild.
    Es handelte sich um ein Überwachungsfoto, auf dem ein Mann mit kurzen blonden Haaren neben einem großen Ford Excursion zu sehen war. Der Mann war Scott Coleman. Rapps Gesicht rötete sich vor Zorn. Der Mann, auf dessen Schulter Rapp immer noch seine

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