Der Feind
Hand liegen hatte, begann das Material einzusammeln, das auf dem Tisch lag. Rapp packte etwas fester zu.
»Rühren Sie das nicht an«, knurrte er und legte das Foto auf den Tisch. Er ließ den Mann los und legte beide Hände auf den Rücken seines Sessels. Im nächsten Augenblick wirbelte er den Stuhl mitsamt dem Mann herum und schob ihn vom Tisch weg. Diese Leute waren anonyme Helfer, die man nicht in die Sache hineinzuziehen brauchte. Er sah den zweiten Mann an, den er nicht kannte, und sagte: »Würden Sie beide uns bitte für eine Minute entschuldigen?«
Die beiden Männer standen auf und gingen wortlos hinaus. Die massive Tür ging mit einem dumpfen Geräusch zu. Gordon blieb sitzen und bewahrte die Ruhe, was man von Direktor Ross nicht unbedingt behaupten konnte.
»Was zum Teufel denken Sie sich dabei, hier einfach so hereinzuplatzen?«, fragte er wutentbrannt.
»Ich will Sie davor bewahren, gleich in Ihrem ersten Monat im Amt Mist zu bauen«, antwortete Rapp, ohne zu ihm aufzublicken. Er blätterte die Unterlagen durch, die auf dem Tisch lagen. Da war Colemans Akte vom Pentagon, seine Steuererklärungen der letzten fünf Jahre sowie ein hübscher kleiner Überwachungsbericht, der offenbar in den vergangenen Tagen zusammengestellt worden war. Rapp hielt den Bericht hoch.
»Verdammt, sind Sie jetzt völlig übergeschnappt?«, stieß er hervor und musste sich sehr beherrschen, um Ross die Mappe nicht um die Ohren zu hauen.
Ross zitterte vor Wut. »Verschwinden Sie auf der Stelle aus meinem Büro!«, rief er und zeigte auf die Tür.
Rapp packte Ross’ Finger, als würde er eine Fliege aus der Luft fangen. Er bog ihm den Finger um und zwang den Direktor auf seinen Stuhl hinunter. Männer wie Ross waren von derartigem Körperkontakt zumeist schockiert. Die meisten von ihnen waren nie in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt gewesen, und wenn, dann war es schon sehr lange her.
»Was haben Sie bloß für ein krankes Kontrollbedürfnis!«, schnauzte Rapp. »Sie haben über hunderttausend Leute in verschiedenen Behörden, und Ihr Job ist es, dafür zu sorgen, dass diese Behörden besser zusammenarbeiten. Mehr nicht. Sie haben keine Operationen durchzuführen oder hinter den eigenen Leuten herzuschnüffeln – aber Sie sehen Scott Coleman einmal, es passt Ihnen nicht, wie er Ihnen antwortet, und schon fangen Sie an, ihm Schwierigkeiten zu machen.«
Ross’ Gesicht war vor Wut verzerrt. »Warten Sie nur, bis ich mit dem Präsidenten spreche. Jetzt sind Sie zu weit gegangen. Sie haben kein Recht, hier so reinzuplatzen.«
Rapp nahm das Handy, das er an der Hüfte stecken hatte. »Rufen wir ihn doch gleich an. Ich habe die Nummer seiner Privatleitung hier eingespeichert.« Rapp hielt ihm das Telefon direkt vor die Nase. »Sie haben nicht mal gewusst, dass er eine Privatleitung hat, nicht wahr?«
Der Ausdruck auf Ross’ Gesicht sagte alles.
»Wir können ihm auch gleich erzählen«, fuhr Rapp fort, »was Sie alles anstellen, um uns das Leben schwer zu machen. Er soll ruhig erfahren, dass Sie einen Ihrer Helfer im Finanzamt angerufen haben, damit er Scott Coleman auf den Zahn fühlt … den der Präsident übrigens sehr schätzt. Coleman ist ein sehr verdienter Mann. Der Präsident wird außer sich sein. Und wenn wir schon dabei sind, können Sie auch gleich ein paar von Ihren alten Kumpeln im Kongress anrufen und ihnen erzählen, wie Sie Ihre Leute einsetzen, damit sie hinter Privatpersonen herspionieren. Denn darum geht es hier. Sie spionieren hinter Privatpersonen her, Sie verdammter Heuchler. Und dabei haben Sie sich selbst zwölf Jahre lang über die CIA beschwert, als Sie noch im Senat waren. Vor den Kameras haben Sie sich hingestellt und große Reden geschwungen, dass wir amerikanische Bürger nicht bespitzeln dürfen … egal, ob es sich um mutmaßliche Terroristen handelt oder nicht.«
Rapp schlug die Mappe auf und las die Überschrift »Telefongespräche«. »Haben Sie eine richterliche Genehmigung für das, was Sie hier tun? Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie zu solchen Dingen berechtigt sind. Ich glaube, die Medien werden das recht interessant finden. Sie werden über Sie herfallen und Ihnen die Arbeit so erschweren, dass Sie überhaupt keine Reformen mehr durchführen können.«
Ross war außer sich vor Zorn. »Ich will wissen, was ihr beide vorhabt, auf der Stelle! Sie und Coleman sind keine Privatpersonen! Sie arbeiten für mich!«
Diesmal konnte sich Rapp nicht beherrschen. Sein
Weitere Kostenlose Bücher