Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der feine Unterschied

Titel: Der feine Unterschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philpp Lahm
Vom Netzwerk:
Integrationsdebatte. Die entscheidende Frage heißt: was bedeutet es, für Deutschland zu spielen?
    Für mich war von klein auf klar: eine Berufung in die Nationalmannschaft ist die höchste Ehre, die einem Spieler widerfahren kann. Noch dazu in einer großen Fußballnation wie Deutschland.
    Als es dann so weit war, viel früher, als ich daran zu denken gewagt hatte, empfand ich vor allem Ehrfurcht: vor den Kollegen einer anderen Generation, den Spielern, die ich als Jugendspieler schon bei Weltmeisterschaften und großen Länderspielen gesehen hatte: Oliver Kahn, Jens Nowotny, Didi Hamann, Christian Ziege.
    Einen Eindruck davon, wie wichtig die Leistung einer Nationalmannschaft für die Befindlichkeit einer Nation sein kann, bekam ich erst nach dem ersten Turnier, an dem ich teilnahm, nach der EM in Portugal 2004. Als wir nach unserem Aus-

    Mannschaftsfoto der FT Gern, Mini EM 1992, im Trikot der Niederlande

    1997 FC Bayern gegen Borussia Dortmund

    Philipp. Roland, Daniela und Melanie Lahm 2006

    VfB Stuttgart Saison 2003/2004: Imre Szabics, Felix Magath, Jurica Vranjes, Philipp Lahm, Dirk Heinen, Cacau

    Mit Jürgen Klinsmann beim Spiel gegen Kamerun 2004

    Mit Oliver Kahn beim Länderspiel gegen Kroatien 2004
    
    Auf Krücken 2005 / Kabine des FC Bayern in der Allianz Arena 

    In der Allianz-Arena 2005

    Mit Michael Ballack bei der EM 2008

    Gegen Werder Bremen 2010

    Champions-League-Finale gegen Inter Mailand 2010

    Meisterfeier mit Franck Ribéry 2010

    Bei der Philipp-Lahm-Stiftung, Südafrika 2010

    Nach dem Gespräch mit dem Bayern-Vorstand zum SZ-lnterview 2010

    scheiden nach Deutschland zurückkehrten, war die öffentliche Aufmerksamkeit exponentiell angestiegen. Ich spürte diese Aufmerksamkeit geradezu körperlich. Blicke, Fragen, kurze Dialoge. Plötzlich fanden wildfremde Menschen, dass ich ihnen Auskunft schuldig sei, dass sie mit mir besprechen wollten, was in Portugal passiert ist, und das fanden sie nur, weil ich für Deutschland gespielt hatte, für eine Mannschaft, hinter der sie gestanden, mit der sie mitgefiebert hatten.
    Fußball setzt so viele Emotionen frei. Sobald du Fan einer Mannschaft bist, kannst du dich dem Sog von Sieg und Niederlage, von Euphorie und Traurigkeit nicht mehr entziehen. Es besteht eine unsichtbare Verbindung zwischen dir und dem, was auf dem Platz passiert.
    Das gilt für jede Klubmannschaft. Jeder Klub spricht die Fans in seiner Stadt, in seinem Stadtteil, auf seinem Dorf an. Jeder Klub transportiert eine Geschichte und eine Stimmung. Wer in München Fan der Sechziger ist, verbindet damit die erdige, eher mit dem Leben der einfachen Leute verbundene Story dieses Klubs. Der FC Bayern spricht wiederum eine Klientel an, die den Glanz dieser Mannschaft liebt und wie der Klub auf der Basis seiner großen Tradition stets nach ganz oben strebt.
    Die Nationalmannschaft aber ist eine Mannschaft, die mehr als nur eine Geschichte hat. Sie repräsentiert die ganze Nation für die Dauer eines Spiels oder eines Turniers, und je nachdem, wie sie auftritt, fühlt sich diese Nation gut oder schlecht vertreten.
    Als wir bei der WM 2006 gut spielen und begeisternden Fußball abliefern, springt der Funke über. Deutschland tanzt, das Sommermärchen. Aber nicht nur auf den Sportseiten der Tageszeitungen wird unsere Mannschaft gefeiert, sogar die politischen Magazine deuten die Begeisterung in den Stadien, den Fanzonen, in den Kneipen und vor den Fernsehern zu Hause als ein neues Nationalgefühl, als selbstverständliches Miteinander von Nationalstolz, Multikulti und Party. Das ist nicht wenig in einem Land, das mit seiner jüngeren Geschichte zu Recht ein Problem hat und jeder Form von Patriotismus erst mal misstrauisch gegenübersteht.
    Kein Sport ist an und für sich politisch. Aber seit jeher dient der Fußball als Vehikel für Überzeugungen und Ideologien. In vielen Stadien treffen mehr als Sympathien für verschiedene Mannschaften aufeinander.
    In Glasgow gibt es bis heute eine erbitterte Rivalität zwischen Rangers und Celtic, weil die Rangers historisch eine protestantische und Celtic eine katholische Mannschaft sind. Wenn die beiden Klubs im Derby aufeinandertreffen, schwingen die Differenzen zwischen irischen Einwanderern und königstreuen Schotten mit, und bis heute ist das Spiel weit mehr als ein Fußballspiel, nämlich eine Auseinandersetzung sozialer Zugehörigkeiten und politischer Überzeugungen.
    Als der SSC Napoli 1987 zum ersten Mal die italienische Meisterschaft

Weitere Kostenlose Bücher