Der feine Unterschied
überlassen, weil ihre Eltern an Aids gestorben sind, wie im Fall von Busisiwe. Sie haben keine Möglichkeit, aus der Armut herauszukommen.
Der Platz ist eingezäunt. Die Türen sind immer offen. Ein Aufseher ist angestellt, um nach dem Rechten zu sehen. Neben dem Fußballplatz haben wir permanente Containerhütten aufstellen lassen. Der Platzwart wohnt in der ersten, die anderen dienen als Computerraum, Lagerraum und als Bibliothek, in der auch Hausaufgaben gemacht werden können. Hier treffen sich junge Menschen, so wie auf der Tribüne, die den Fußballplatz einrahmt. Es ist ein Ort, an dem gespielt wird, aber auch geredet, gefeiert und gelernt. Für festliche Veranstaltungen wird ein großes weißes Festzelt aufgebaut.
Mehrere südafrikanische NGOs, Vereine, die aus Eigeninitiative entstanden sind, führen hier regelmäßig Veranstaltungen durch. Dabei geht es um Fußball: um Teamgeist, Fairness und Regelkunde, aber auch um Aids-Prävention und Gesundheitsthemen. Wichtig ist uns, dass die Kids einen anderen Platz als die Straße haben, um sich zu treffen — und Fußball zu spielen.
Wir unterstützen das »Lutheran Community Centre iThemba Labantu« in Philippi in der Nähe von Kapstadt. Es ist der reine Zufall, dass diese Township »Philippi« heißt, der Name stammt wohl aus der Kolonialzeit, als hier deutsche Bauern Gemüse an-bauten, mit dem die Großstadt Kapstadt versorgt wurde. Aber schon bei unserem ersten Besuch erschien es uns als Wink des Schicksals, dass wir hier am richtigen Platz sind.
Das Zentrum steht mitten in den Elendsvierteln, in denen unvorstellbare Verhältnisse herrschen. Bereits elfjährige Kinder sind Mitglieder bewaffneter Streetgangs, auf den Straßen herrschen Gewalt und Selbstjustiz. 90 Prozent der Menschen haben keine Arbeit, 40 Prozent sind mit Aids infiziert.
Das Zentrum wird von dem Berliner Pfarrer Otto Kornstock geleitet, der Großartiges geleistet hat. Die Einrichtung ist permanent für die Menschen des Viertels geöffnet. Außerhalb der Gottesdienstzeiten wird Karate trainiert und auf Fitnessgeräten Kraft gepumpt. Um die Kirche herum sind eine Suppen-küche und eine Aidsstation errichtet worden, eine Töpfer- und Keramikwerkstätte, eine Kindertagesstätte, Räume für eine Theatergruppe. Im Elend dieser Township ist Ottos Zentrum ein Oase.
Wir helfen Otto, für die Jugendlichen des Viertels auch Fußball anzubieten. Fußball kann tröstlich sein: es gelten klare Regeln, Mannschaftsgeist und Fairness, Ideen, die vielleicht auch in den Alltag der Townships einsickern können.
Das Angebot hat den Zweck, die Spirale nach unten, auf der sich viele Jugendliche befinden, zu durchbrechen. Für mich ist es schon ein handfester Erfolg, wenn ein 15-Jähriger die Frage, warum er im Zentrum Fußball spielt, so beantwortet: »Ich spiele, weil ich nicht in der Ecke stehen und irgendwann Drogen nehmen und Waffen tragen möchte.«
Aber das ist nur ein Anfang. Die Fußballarbeit verschränkt sich immer mehr mit sozialer Arbeit. Wir bekommen Berichte über begabte Spieler, die keinen Platz in der Soccer-Academy bekommen, weil sie keine Geburtsurkunde besitzen und ihre Mutter nicht als Zeugin aufbieten können, weil die Mutter tot ist. Wir helfen ihnen dabei, die nötigen Dokumente zu bekommen. Manchmal müssen wir in Philippi auch einfach dafür sorgen, dass die Kinder zu essen bekommen. Wir geben ihnen Trikots und Hosen, wenn sie bei Turnieren antreten. Sie sollen aus der depressiven No-Future-Stimmung ihres Townships herausgerissen werden.
Der Klub »iThemba Labantu F.C.« ist inzwischen zum Begriff geworden. Viele Jugendliche identifizieren sich mit dem Klub, und die erste Mannschaft gewann die Meisterschaft mit 29 Siegen in 31 Partien und stieg in die erste Liga auf. In sechs Jugendklassen betreuen wir 120 Kinder.
Unsere Trainer sind aber mehr als Fußballexperten. Sie müssen sich um Todesfälle kümmern, um Kriminalität, zuweilen um Bandenkriege, die auf die Fußballplätze überzugreifen drohen. Es ist eine dunkle Welt, in der wir mit Fußball für etwas Licht sorgen können.
In Mosambik kümmern wir uns um den Ausbau von Strukturen für den Jugendfußball. Hier arbeiten wir mit dem Bayrischen Fußballverband zusammen, und wieder ist die Stoßrichtung klar: Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Begeisterung für Fußball ist ein Mittel, um Kindern und Jugendlichen einen Anhaltspunkt zu bieten und sie mit begleitenden Maßnahmen zu erreichen.
Ein Trainer mit
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