Der feine Unterschied
langjähriger Verbandserfahrung ist in Mosambik damit beschäftigt, Strukturen für die Sichtung von Talenten zu erarbeiten. Mit dem bayrischen Verband ist ein regelmäßiger Jugendaustausch zwischen Deutschland und Afrika vereinbart — so können wir unsere Botschaft am besten verbreiten. Junge Sportler aus Deutschland lernen die afrikanischen Verhältnisse kennen - und umgekehrt.
In Deutschland helfen wir dem Projekt »Mädchen an den Ball«. Der Sport scheint uns ein ideales Mittel zu sein, um Mädchen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten zusammenzubringen und auf eine gemeinsame Sache einzuschwören. »Mädchen an den Ball« wurde vom gemeinnützigen Münchner Verein »Lilalu« ins Leben gerufen. Gemeinsam bieten wir jetzt wöchentliches Fußballtraining an sechs Standorten in München an: in Moosach, Gern, Neuperlach, Milbertshofen, Fürstenried West und Nymphenburg. Dort treffen sich mehr als 120 Mädchen zwischen 6 und 17 Jahren, viele von ihnen mit Migrationshintergrund, viele auch aus Problemfamilien.
Auch hier beweist der Fußball seine verbindende Kraft. Mädchen verschiedener Sprache und Herkunft finden wie selbstverständlich miteinander ins Spiel. Die gemeinsamen Erlebnisse auf dem Platz gleichen soziale Barrieren spielend aus. Freundschaften, die im Training begonnen wurden, setzen sich im Alltag fort. Das allein wäre schon ein großer Erfolg, aber auch die sportlichen Leistungen sind hoffnungsvoll. Wir sind dabei, weitere Standorte für »Mädchen an den Ball« zu finden und zu eröffnen.
Unser aufwändigstes Projekt ist das Philipp-Lahm-Sommercamp. Das Camp baut auf den Erfahrungen auf, die wir in Afrika und Deutschland gemacht haben. Wir wollen in dieser Ferienwoche bei 80 Kindern Begeisterung für Sport und Bildung wecken und haben uns dafür etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Kinder bauen Labyrinthe, probieren Essen aus allen Erdteilen, kochen einander selbst Mahlzeiten. Sie spielen Persönlichkeitsspiele und werden an gesellschaftliche Probleme herangeführt. Zum Beispiel erfahren sie in einer Simulation, wie man sich als alter Mensch fühlen könnte. Sie probieren mit verbundenen Augen ihre Sinne aus. Sie schleppen in einem Ganzkör-perkostüm überflüssiges Gewicht herum, um zu erleben, wie anstrengend es ist, dick zu sein. Sie überlegen sich, welche Eigenschaften sie von einem Freund erwarten - und erfahren so, welche Maßstäbe sie an sich selbst anlegen sollen.
Auf diese Weise werden die Themen Bewegung, Ernährung und Persönlichkeit spielerisch erkundet. Die Woche im Camp ist so bunt und intensiv, dass alle Kinder Anregungen mit nach Hause nehmen, die sie in ihrem Alltag verankern werden. Mindestens so wichtig aber sind die Freundschaften, die im Camp entstehen - Freundschaften über soziale Schwellen und Sprachgrenzen hinweg.
Das erste Camp fand im Jahr 2009 in der Nähe von München statt. Ein Jahr später schafften wir es bereits, das Sommercamp an zwei Orten durchzuführen, in München und Hamburg. 2011 fand das Camp in München und Berlin statt. Wir bekommen, nachdem »Antenne Bayern« berichtet hat, binnen drei Tagen insgesamt 8000 Anmeldungen für die 160 Plätze, die wir vergeben können. Der Bedarf ist groß. Wir arbeiten daran, unser Camp an noch mehr Plätzen in Deutschland stattfinden zu lassen.
11. Kapitel
WIE GEIL IST DAS DENN ...
Die WM 2010. Geburt einer großen Mannschaft
Wie man Pech in Glück verwandelt - das Beschwören von Vertrauen - wie Erfolg sich auswirkt — die Kunst, Entscheidungen zu erzwingen - in Spielrausch geraten - Vorbereitung auf große Partien— Grenzen des Wachstums — die Reife der Sieger
Das Training ist verblüffend wie ein Film von Pedro Almodovar. Dauernd passiert etwas Unvorhergesehenes. Jungs, die gerade erst zur Nationalmannschaft gestoßen sind, packen grandiose Tricks aus. Stürmer, die in der Bundesliga Ladehemmung hatten, treffen aus den unmöglichsten Positionen ins Tor. Ein Torhüter, der gerade noch als Youngster galt, steht plötzlich so groß und eindrucksvoll zwischen den Pfosten, als hätte man für ihn das Tor geschrumpft. Und es wird gelacht. Es wird viel gelacht. Manchmal, wenn auf dem Trainingsplatz ein Wort das andere gibt, frage ich mich, ob das wirklich die Deutsche Nationalmannschaft ist, die kurz vor der WM in Südafrika eine Pechsträhne hat.
Innerhalb weniger Tage mussten René Adler, Michael Ballack, Simon Rolfes, Heiko Westermann und Christian Träsch für die Reise nach Kapstadt absagen.
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