Der ferne Spiegel
traf den Schwarzen Prinzen ein schwerer Krankheitsanfall, der noch durch die Ruhr kompliziert wurde. Er war so geschwächt, daß er in Ohnmacht fiel und für tot gehalten wurde. Seine Gemächer füllten sich mit Doktoren und Chirurgen,
mit dem Weinen und Stöhnen seines Gefolges und den Abschiedsbesuchen der königlichen Familie. Seine Schwester Isabella und Coucy traten trauernd an sein Bett. Der König kam inmitten »großer Klagen«, und »niemand konnte bei dem trostlosen Anblick eines Königs, der sich für immer von seinem Sohn verabschiedete, die Tränen zurückhalten«. Der Prinz war das fünfte seiner erwachsenen Kinder, das er überlebte.
Die Türen des Sterbezimmers standen weit offen, so daß alte Waffengefährten und alle, die ihm gedient hatten, ihn in seiner letzten Stunde sehen konnten, und »alle seufzten von Herzen und weinten sehr zärtlich«, und er sagte jedem, der zu ihm kam: »Ich empfehle Euch meinen Sohn, der sehr jung und klein ist, und bitte Euch, wie Ihr mir gedient habt, ihm treu zu dienen.« Er bat den König und Lancaster, einen Eid zu schwören, seinen Sohn zu unterstützen, was sie ohne Rückhalt taten. Auch die Grafen, Barone und Ritter schworen diesen Eid, und »da war ein großer Lärm von Klagen und Seufzen, von lautem Weinen und Trauern«. [Ref 235]
Am Tag vor seinem Ende wurde der Letzte Wille des Schwarzen Prinzen vollständig aufgesetzt. Obwohl der Tod nur als die Befreiung der Seele aus dem Gefängnis des Körpers galt, wurde er von außerordentlich genauen Vorkehrungen für Hinterlassenschaft, Begräbnis und Grabstein begleitet, als schärfe die Angst vor dem, was nun kommen sollte, den Widerwillen, diese Welt zu verlassen. Die Instruktionen des Prinzen waren selbst für diese Zeit ungewöhnlich detailliert: Seine Schlafgemachausstattung einschließlich der Bettvorhänge, auf denen die Taten des Saladin in reicher Stickerei dargestellt waren, gingen an seinen Sohn, seine Kriegsrosse wurden nach genauen Weisungen verteilt, seine Beerdigungsprozession war bis zur letzten Fanfare festgelegt, seine Grabfigur in Auftrag gegeben, es sollte ihn in seltsamer Ambivalenz »voll gepanzert im Stolz der Schlacht . . . das Gesicht demütig und den Leopardenhelm unter dem Haupt« zeigen.
Die Bischöfe an seinem Lager drängten den Sterbenden, Gott und alle, gegen die er gesündigt hatte, um Vergebung zu bitten. In einem letzten Aufflammen seiner Arroganz weigerte er sich, legte dann aber, als das Ende bevorstand, die Hände zusammen und bat Gott und die Menschen um Gnade. Aber er war unfähig, diese
Demut aufrechtzuerhalten. Als Sir Richard Stury, ein Ritter, der durch das Gute Parlament aus dem königlichen Haushalt verbannt worden war und offensichtlich zu irgendeinem Zeitpunkt den Zorn des Prinzen auf sich gezogen hatte, an sein Bett trat, um »Frieden mit ihm zu machen«, sagte der Prinz bitter: »Kommt, Richard, kommt und seht an, was Ihr lange zu sehen gewünscht habt.« Als Stury seinen guten Willen beteuerte, antwortete der Prinz: »Gott entgelte Euch nach Eurem Verdienst. Laßt mich allein, ich will Euer Gesicht nicht mehr sehen.« Von seinen Beichtvätern angefleht, nicht ohne jenem zu vergeben zu sterben, blieb er still und murmelte erst unter weiteren Ermahnungen: »Ich werde es tun.« Einige Stunden später, am 8. Juni 1376, starb er im Alter von 46 Jahren.
Zwischen einem tatterigen König und einem kindlichen Thronfolger alleingelassen, mit dem verhaßten Regenten Lancaster an der Macht, überließ sich die Nation einer Trauer, die durch Furcht vor der Zukunft intensiviert wurde. Die französischen Siege zur See hatten die Angst vor einer Invasion belebt, und die Engländer fühlten sich ihres Beschützers beraubt, »denn solange er lebte«, schrieb Walsingham, »fürchteten sie keinen Feind, so wie sie in seiner Gegenwart keine Schlacht scheuten«. Ein lebender, gesunder Prinz hätte die militärischen Schwierigkeiten, die unter dem Kindkönig entstanden, abwenden können, nicht aber die sozialen Unruhen. Walsingham betrauerte »den vorzeitigen, zu eiligen Tod«, aber der Schwarze Prinz mag im Grund nicht vor der Zeit gestorben sein, denn im Gegensatz zu seinem Vater verschied er, als die Welt noch das Bild des Helden in ihm erblickte. Die Zeit der Siege über Frankreich aber war vorbei. Froissart nannte ihn »die Blume der Ritterschaft der ganzen Welt«, und der Chronist der Quatre Premiers Valois erkannte ihn an als »einen der größten Ritter auf Erden, berühmt vor
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