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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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die sich vor dem Haus drängten, kannte Andy; Hunt, Reed und Sampson waren soeben eingetroffen. Sie sahen immer noch aus wie blutige Anfänger.
    Jimmy und Andy hielten sich dicht beieinander, als sie das Haus betraten und in den dritten Stock hinaufstiegen. Eds Mutter war querschnittsgelähmt. Einen Aufzug gab es nicht. Auf dem Korridor des dritten Stockes herrschte reges Treiben, doch sie erkannten Mrs. Brown sofort. Sie hockte eingezwängt in einem alten Standard-Rollstuhl, der ihre Massen jedoch kaum fasste; an allen Seiten quollen gewaltige Speckrollen über die Ränder. Sie fuchtelte mit ihren weißen wabbeligen Armen und schrie auf einen bedauernswerten jungen Polizisten ein, der vergeblich versuchte, sie zu beruhigen. Für eine Frau, die, wie man Andy erzählt hatte, noch keine fünfzig war, sah sie ziemlich verhärmt aus. Sie hatte reichlich Make-up aufgetragen, das sich in den Falten ihres verlebten Gesichts abgesetzt hatte. Andy betrachtete ihre knallroten Lippen und Fingernägel und das freizügige Top, das ihre schweren, von Dehnungsstreifen bedeckten Brüste kaum verhüllte. Die fleischigen Stümpfe amputierter Beine lugten zum Teil unter einer Decke hervor. Sie trug keine Hose.
    Mrs. Brown schien es nicht im Geringsten peinlich zusein, dass sie nur halb bekleidet war, und auch die Ereignisse schienen sie weder zu betrüben noch zu beunruhigen. Sie war einfach nur wütend. In einer unerträglich schrillen Tonlage schimpfte sie lauthals in einem fort und bedachte alle Anwesenden mit haarsträubenden Flüchen. Ein spitzbäuchiger Mann mit schütterem weißem Haar und einer Nase, die aussah wie eine verfaulte Tomate, legte schützend eine Hand auf ihre Schulter. Es war der Hausverwalter, ein verheirateter Mann namens George Fowler, der Ende sechzig war. Detective Flynn vermutete, dass er seine Verpflichtungen als Hausverwalter, was Mrs. Brown anging, besonders ernst nahm, und er fragte sich, wie eine derart herrische und unattraktive Frau es einem verheirateten Mann angetan haben konnte. Vielleicht eine unerwünschte Nebenwirkung von Viagra.
    Andy und sein Partner ließen die beiden zurück und gingen zur Wohnungstür Nummer achtzehn. Eds Mutter begann erneut zu brüllen: »Er hat nichts getan!«
    Ein Beamter der Spurensicherung duckte sich unter dem karierten Absperrband der Polizei hindurch. Er trug Latexhandschuhe und hatte eine Fotoausrüstung dabei. Andy und Jimmy folgten ihm. Wohnung Nummer achtzehn stank und bestand aus zwei Schlafzimmern, einem kleinen Bad und einem Wohnzimmer mit Kochnische. Wände und Möbel strömten einen penetranten Geruch von Rauch und Bier aus. Allein in einem Zimmer zählte Andy fünf volle Aschenbecher. Die Wohnung war eine einzige Müllhalde. Im Wohnzimmer stapelten sich auf sämtlichen Ablageflächen verstaubte Zeitungen und Zeitschriften. Überall standen leere Flaschen auf dem Boden verstreut, dazwischen lag ein offener Lippenstift, der auf dem Teppich einen roten Fleck hinterlassen hatte. Ein hoher Stapel Secondhandbücher fiel Andy ins Auge; mit Eselsohren verunstaltete Liebesromane und Schundliteratur. Ferner gab es zwei abgewetzte Sofas, die aussahen, als würden sie langsam verfaulen.
    Der Anblick reichte Andy, um sich ein Bild von Eds Leben machen zu können: endlose Jahre, in denen er für seine Mutter eingekauft hatte; tiefgefrorene Fertiggerichte, Bier und Medikamente. Er hatte sie gebadet, sie an- und ausgezogen, sie in ihr Bett gehievt. Und als einzige Intimsphäre war ihm sein Zimmer geblieben, wenn er die Tür hinter sich zugezogen hatte.
    Auf dem Boden hockte eine schwarze Katze und beobachtete Andy und Jimmy mit äußerstem Desinteresse. Ihre durchdringenden gelben Augen leuchteten in dem düsteren Zimmer. Als Jimmy die Katze sah, streckte er die Hand nach ihr aus. »Hallo, du kleiner Luzifer …« Die Katze fauchte ihn an, schlug mit ausgefahrenen Krallen nach ihm und verfehlte ihn nur um Haaresbreite.
    Andy registrierte drei große Müllkübel, die von leeren Bier- und Schnapsflaschen überquollen. Das Lieblingsgetränk der Browns schien Victoria Bitter zu sein, doch gleich danach kam Wodka, wobei die Marke hier offenbar keine Rolle spielte. Andy fragte sich, ob es nach seinen durchsoffenen Tagen in Cassandras Haus auch so furchtbar gerochen hatte. »Gut zu wissen, dass sie die Flaschen recyceln«, murmelte er im Vorbeigehen.
    »Skata! Die kommt mir irgendwie bekannt vor«, rief Jimmy und zeigte auf einen großen Bilderrahmen. Er enthielt ein altes

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