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Der Fetisch-Mörder

Titel: Der Fetisch-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moss Tara
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Augen geführt hatten. Unbeabsichtigt hatte ihr erst ihre Mutter diese bittere Lektion erteilt, und jetzt sollte Catherine es womöglich ein weiteres Mal tun.
    Mit einem flauen Angstgefühl im Magen nahm Makedde all ihren Mut zusammen und schritt durch die Eingangstür. Ich kriege das hin. Eine hoch an der Wand angebrachte weiße Uhr zeigte an, dass es halb elf war. Detective Flynn hatte sie hereinkommen sehen und kam auf sie zu. »Guten Morgen, Miss Vanderwall«, begrüßte er sie ruhig. »Danke, dass Sie gekommen sind. Es dauert bestimmt nicht lange. Kommen Sie bitte hier entlang.«
    Sie folgte ihm durch eine Tür mit der Aufschrift ›Wartezimmer für Angehörige‹ und schenkte ihm kaum Beachtung. Stattdessen war sie mit ihren Gedanken voll und ganz bei dem entsetzlichen Anblick, der sie im Besichtigungsraum erwartete. Detective Flynn schloss die Tür hinter ihnen, und sie nahmen in den grauen Polstersesseln Platz. Das Wartezimmer war bewusst angenehm gestaltet. Die Wände waren in warmem, gebrochenem Weiß gehalten, hier und da hingen nichts sagende Bilder, und ein paar Pflanzen lockerten das Ganze auf. Der Raum erinnerte sie an das Betreuungszimmer im Vancouver General Hospital, wo ein paar Sozialarbeiter ihr und ihrer Familie nach Kräften dabei zu helfen versucht hatten, mit Jane Vanderwalls langem und schmerzhaftem Kampf gegen den Krebs zurechtzukommen. Direkt vor ihnen befand sich eine weitere Tür, die verschlossen war. Dahinter regte sich etwas, und als sie das Quietschen metallener Räder hörte, schlug ihr das Herz bis zum Hals.
    Sie liegt auf einer kalten metallenen Rollbahre; vollkommen hilflos.
    Einige Minuten später kam ein rothaariger Mann, der laut seinem Namensschild Ed Brown hieß, ins Wartezimmer geschlurft und teilte ihnen mit, dass sie ›fertig‹ sei. Er öffnete die Tür zum Besichtigungsraum, und Makedde trat wie in Trance ein.
    Es war völlig anders, als sie erwartet hatte. Sie hatte sich darauf eingestellt, vor einer Art Fenster zu stehen, hinter dem ein Mitarbeiter im Dienstkittel das Tuch von der Leiche zurückschlug, doch stattdessen gab es zwischen Makedde und ihrer toten Freundin nichts als eine kleine hölzerne Trennwand.
    Der Mitarbeiter des Leichenschauhauses sprach mit sanfter, beruhigender Stimme. »Ich habe extra einen Arm heraushängen lassen, falls Sie sie noch einmal anfassen wollen. Wenn Sie wollen, können Sie auch eine Haarsträhne bekommen und mitnehmen. Scheuen Sie sich nicht, darum zu bitten. Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen auf so ein Andenken Wert legen.«
    Sie anfassen.
    Makedde starrte schweigend auf die Bahre hinab.
    »Ich lasse Sie jetzt allein. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«
    Mit diesen Worten verließ der Mann den Raum und ließ Makedde und Detective Flynn allein – allein mit einer stummen, kalten Porzellanpuppe.
    Es wäre naiv von Makedde gewesen, nicht zu akzeptieren, dass es Catherine war, deren einst so vor Leben sprühendes Gesicht hier nur wenige Zentimeter entfernt vor ihr lag. Es hatte jede Farbe verloren. Ihr Körper war in mehrere grün-weiß gemusterte Decken gehüllt, über ihren Schädel war eine Kapuze gezogen und bedeckte ihn wie ein Tschador. Der Gestank des Todes, der sich am Abend zuvor so aufdringlich über das Gras gelegt hatte, war nicht mehr ganz so intensiv, doch der scharfe, penetrante Geruch von Teebaumöl vermochte ihn auch nicht völlig zu überdecken.
    Eine Hand hing schlaff von der Bahre hinab und verlangte geradezu danach, angefasst zu werden. Um das Handgelenk zogen sich tiefe rote Schnürspuren.
    Fass sie an.
    Detective Flynn legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung?« Makedde antwortete nicht. »Ist dies die Leiche von Catherine Gerber?«
    »Kann ich ihr Haar sehen? Sie hatte wunderschönes, langes schwarzes Haar. So eingehüllt sieht sie irgendwie anders aus.«
    »Ich fürchte, ihr Kopf wurde rasiert. Mordopfern rasiert man immer den Kopf. Außerdem hat sie ziemlich große Kopfwunden.« Er klang, als müsse er sich dafür entschuldigen.
    »Oh.«
    »Können Sie bestätigen, dass es sich bei dieser Leiche um Catherine Gerber handelt?«
    Makedde zögerte einen Moment und starrte schweigend auf die menschenähnliche Gestalt hinab, die sich unter den Decken abzeichnete. »Ja«, brachte sie schließlich hervor. Im selben Moment brach sie in Tränen aus. Sie versuchte sie zurückzuhalten, doch sie quollen unaufhaltsam hervor und rollten ihr über die Wangen.
    »Vielen Dank, Miss

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