Der Fetisch-Mörder
wird.« Er machte eine Pause. »Wirklich jammerschade, dass Jane es nicht mehr erleben kann, wie ihre Töchter Kinder kriegen.«
Kurz nachdem bei ihrer Mutter Krebs diagnostiziert worden war, hatte Makedde sich mit einem jungen Mann aus ihrer Heimatstadt verlobt. Sie war damals gerade zwanzig gewesen, doch ihr war ziemlich schnell klar geworden, dass die Absicht, Mrs. Purdy zu werden, nur ein verzweifelter Versuch war, ihre Familie glücklich zu machen. Es hatte nicht lange gehalten. Sie hatte an einer Supermarktkasse Schluss gemacht und den Ring, den er ihr geschenkt hatte, zu den Milchtüten und den Baked-Beans-Dosen in seine Einkaufstüte geworfen.
Der Richtige war ihr nicht mehr rechtzeitig über den Weg gelaufen, damit ihre Mutter ihn noch hätte kennen lernen können, und für Kinder und Großmutterfreuden hatte es erst recht nicht gereicht. Es war ihre Schwester gewesen, die ihre Eltern mit ihrer Hochzeit in Weiß und ihrer Schwangerschaft glücklich gemacht hatte. Ihre perfekte Schwester.
»Dad, ich muss dir was Furchtbares sagen …« Sie erzählte ihm von Catherine. Wie sie erwartet hatte, war er entsetzt und tief betrübt. Er hatte Catherine ebenfalls aufwachsen sehen.
»Ich hoffe, du setzt dich ins nächste Flugzeug und kommst nach Hause. Du willst ja wohl nicht in einer Stadt bleiben, wo ein verrückter Killer sein Unwesen treibt, der es ausgerechnet auf Models abgesehen hat.«
»Mir passiert schon nichts, Dad. Ich kann auf mich aufpassen. Du weißt genauso gut wie ich, dass Catherine sonst niemanden hat. Ich kann auf keinen Fall abhauen, bevor der Fall geklärt ist.«
»Du musst jetzt vor allem an dich selber denken, Makedde. O Gott, es ist ja so furchtbar. Hat jemand ihre Pflegeeltern verständigt?«
»Ja.« Der Gedanke an die Unwins machte Mak wütend. Sie hatten ihre Vormundschaft nicht besonders ernst genommen, und die meiste Zeit ihres Lebens hatte Catherine versucht, sich ihnen zu entziehen. »Die sind bestimmt insgeheim erleichtert, dass sie sich nicht länger um sie kümmern müssen. Wahrscheinlich sorgen sie nicht mal für eine anständige Beerdigung.«
»Wie kannst du nur so etwas sagen!«
»Du weißt genau, dass ich Recht habe.«
»Ich möchte, dass du nach Hause kommst, Makedde.« Er machte eine Pause. »Du kannst weiterstudieren oder von mir aus auch für ein oder zwei Monate hier als Model arbeiten. Nach dem, was passiert ist, willst du ja wohl nicht weiterhin darauf bestehen, dein Studium aus eigener Tasche zu bezahlen. Ich übernehme das.«
»Ich will dich ja nicht in deinem Stolz verletzen, Dad, aber ich weiß, dass du dir das nicht leisten kannst.« Die tödliche Krankheit ihrer Mutter war langwierig und schmerzhaft gewesen, und die Krankenhausrechnungen waren noch lange nicht alle bezahlt. Multiple Myelome waren äußerst selten und traten normalerweise meist bei gebrechlichen alten Männern auf, weshalb die Krankheit nicht besonders häufig behandelt wurde. Doch Jane war noch jung gewesen, und so hatten die Ärzte im Laufe der Jahre jede nur denkbare Therapie ausprobiert, einschließlich einer Chemotherapie, und als alle Behandlungsmethoden ausgeschöpft waren, war nur noch eine Knochenmarktransplantation übrig geblieben. Gestorben war sie letztendlich an einer Lungenentzündung, als nicht einmal mehr ein Sauerstoffzelt ausgereicht hatte, um ihr geschwächtes Immunsystem zu schützen.
»Aber wie auch immer«, fuhr sie fort und versuchte das Bild ihrer kahlköpfigen, mit unzähligen Schläuchen an irgendwelchen Maschinen hängenden Mutter zu verdrängen, »ich bin ja gerade erst angekommen. Ich glaube nicht, dass ich den langen Rückflug so bald schaffe. Und selbst wenn du die Gebühren bezahlen könntest, weißt du genau, dass ich das nicht zulassen würde. Außerdem geht es sowieso nicht darum, ob und wie man noch irgendwo etwas Geld zusammenkratzen kann. Ich kann hier nicht weg, solange Catherines Mörder frei herumläuft.«
Sie hörte ihn »Dickkopf« murmeln, ehe er deutlicher fragte: »Kann ich von hier aus irgendetwas tun?«
»Nein. Bitte unternimm einfach gar nichts. Ich hasse es, wenn du dich einmischst.«
Er ignorierte ihren Hinweis. »Warum gehst du nicht wenigstens eine Zeit lang woanders hin? Neuseeland ist doch nicht weit, und da werden sicher auch Models gebraucht.«
»Vergiss es. Ich muss hier bleiben, und das weißt du ganz genau. Catherine war immer für mich da, und für sie ist hier niemand da – außer mir.«
Ein kaum hörbarer Seufzer verriet
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