Der Fetisch-Mörder
rum. Die sind doch alle scharf darauf, von ihm fotografiert zu werden.«
»Genau. Nach dem Motto ›Vertrau mir, ich bin Modefotograf‹.«
Als Jimmy sich in Bewegung setzte, um an seinen Schreibtisch zurückzukehren, fuhr Andy fort: »Abgesehen von seinen offensichtlichen Macken war eins an diesem Brudos allerdings wirklich seltsam: Er hatte eine Frau. Sie hat die Garage nie betreten.«
»Wie Angie.«
»Er hat Souvenirs aufgehoben … Körperteile. Ich wette, unser Mann tut das auch, aber was macht er damit?«
Jimmy schüttelte den Kopf.
»Das beweist wieder einmal, dass man nie genau wissen kann, mit wem man zusammenlebt.«
Jimmy ging an seinen Schreibtisch und ließ Andy an seinem Laptop zurück. Er starrte auf den Monitor und studierte konzentriert seine Notizen:
Roxanne. Cristelle. Catherine.
26. Juni. 9. Juli. 16. Juli.
Schlimmere Qualen. Schlimmere Verstümmelungen.
Der Typ kommt immer mehr in Fahrt.
Um halb zwei stand Makedde am Fenster. Sie trug eine schwarze Hose und einen eleganten Wollpullover. Ihre Finger spielten geistesabwesend mit dem Diamantring auf ihrem Daumen.
JT?
Das zweibuchstabige Puzzle beschäftigte sie seit Stunden. Ihr fiel einfach kein JT ein, den sie kannte. Vielleicht standen die Buchstaben für einen Kosenamen oder waren eine Abkürzung. Aber wofür? Es hatte keinen Sinn, sich weiter das Hirn zu zermartern. Schließlich stand erst einmal Dringenderes an. Jeden Augenblick würde Tony Thomas vor der Tür stehen, und sie würde ihr Bestes geben müssen, um herauszufinden, ob er schuldig und wie gefährlich er war. Ihr Psychologiestudium konnte ihr sicherlich helfen, wenn sie ihn aufmerksam beobachtete, aber wenn Tony ein Psychopath war und sich verstellte, war er unmöglich zu entlarven.
Sie schob ein Schälmesser in ihre Handtasche. »Wünsch mir Glück, Jaqui!«, flüsterte sie in einem Anfall von Aberglauben. Jaqui Reeves war in Kanada ihre Selbstverteidigungstrainerin gewesen und zugleich ihre Freundin. Sie war Expertin für asiatische Kampfsportarten, wusste, wie man sich bei Überfällen zur Wehr setzte, kannte sich mit dem Gebrauch von Waffen aus und war eine begeisterte Lehrerin. Zudem war sie dafür bekannt, dass sie mit einigen Paragraphen des kanadischen Strafgesetzes auf Kriegsfuß stand, vor allem, was den Besitz gewisser Waffen anging. Neben diversen anderen Utensilien hatte sie immer ein kleines Klappmesser in ihrem BH versteckt, das sie scherzhaft ihre getarnte ›Brustbombe‹ nannte. Da sie wusste, wie viel Makedde ihr Training bedeutete, hatte sie sie an Hanna verwiesen, die freitags nachmittags in Sydney unterrichtete. Wie es schien, hatte Mak ihr Training nötiger denn je, und sie freute sich schon auf ihre erste Stunde.
Mak hatte vor, mit Tony in ein gut besuchtes Café zu gehen. Sie würde ihn direkt konfrontieren und jede seiner Antworten genau hinterfragen. Und falls irgendetwas vollkommen schief ging, hatte sie ja das Messer. Sie würde sich nicht scheuen, es zu benutzen. Es war immerhin besser als gar nichts.
Sie drückte die Daumen.
Um zehn vor zwei hoffte sie, dass Tony seine Meinung geändert hatte, oder – noch besser – auf dem Weg zu ihr von einem Auto angefahren worden war. Doch vier Minuten später pochte es heftig an ihrer Wohnungstür.
Benutzt eigentlich niemand die Klingel unten am Eingang?
Sie lugte durch den Spion und sah Tonys rundes Gesicht zu ihr hinaufspähen. Durch das Glas wirkte seine Nase verzerrt und riesig. Er hatte einen Blumenstrauß im Arm. Die Handtasche mit dem Messer fest an ihre Seite gedrückt, öffnete sie die Tür.
Tony kam ohne Umschweife hereingepoltert. »Hast du eine Vase?«, fragte er und steuerte zielstrebig die Küche an.
»Tony …«
»Es tut mir Leid wegen gestern Abend!«, rief er quer durchs Zimmer. »Diese Bude ist ja kaum größer als ein Schuhkarton. Ein hübsches Mädchen wie du sollte in einer besseren Gegend wohnen«, fuhr er fort, während er herumging und alle möglichen Sachen anfasste. »Ist ja bestimmt ganz nett hier in Bondi Beach, aber …«
»Es ist völlig in Ordnung«, stellte Makedde in scharfem Ton klar.
Er war bereits dabei, ihre Küche unter die Lupe zu nehmen. »Deine Schränke sind ziemlich schmutzig, du solltest dir eine Putzfrau nehmen.«
»Das ist Rußpulver.«
»Was?«
»Egal.«
»Ich hätte eine Wohnung für dich«, insistierte er. »Ich vermiete sie hin und wieder an eines der Models. Sarah Jackson hat auch schon mal eine Zeit lang dort gewohnt – bevor
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