Der Fetisch-Mörder
haben Sie verstanden?« Hoosier zuckte zusammen und schlich stumm davon. Andy drehte sich um, riss das Foto von Makedde von der Anschlagtafel und warf es in den Papierkorb. In seinen Adern pumpte es so heftig, dass ein wenig Blut in den Papierkorb spritzte. Es reichte ihm. Er hatte keine Lust, wegen Jimmys dummer Faxen noch einmal in die Scheiße geritten zu werden.
Makedde erschien wie vereinbart am frühen Abend auf dem Mordkommissariat. Sie hatte die Ärmel hochgekrempelt, um zum ersten Mal im Leben ihre Fingerabdrücke nehmen zu lassen. Der diensthabende Beamte am Empfang erwartete sie bereits und betrachtete sie wohlgefällig.
»Sie können gleich hochfahren, Miss Vanderwall.«
Sie stieg in den Fahrstuhl, der sie rumpelnd in den dritten Stock brachte. Als die Türen aufglitten, fiel ihr auf, wie still es war. Sie war überrascht. Die meisten Detectives waren bereits nach Hause gegangen oder auf irgendwelchen Einsätzen, doch Detective Flynn saß an seinem Platz vor dem Laptop, umgeben von Aktenordnern, Papieren und festgepinnten markierten Stadtplänen. Sein Jackett hatte er ausgezogen, die Krawatte gelockert und, wie sie, die Ärmel seines hellblauen Hemdes hochgekrempelt. Sie registrierte die hautfarbenen Pflaster, die seine rechte Hand zierten.
»Guten Abend«, sagte sie schlicht.
Sein Kopf schnellte hoch. Sie hatte ihn erschreckt. »Hallo, Miss Vanderwall. Schön, dass Sie es geschafft haben. Es dauert auch nicht lange.« Als er aufstand, war er ganz Polizeibeamter.
»Gibt es irgendetwas Neues in dem Fall?«
»Nein.«
»Aber Sie müssen mir doch irgendetwas zu erzählen haben. Sie hocken doch nicht wie gebannt vor Ihrem Laptop, ohne irgendeine Spur zu verfolgen.«
»Sobald wir Fortschritte machen, lasse ich es Sie wissen.«
Makedde glaubte ihm kein Wort.
Er setzte sich in Bewegung, und sie folgte ihm zum Fahrstuhl, wo sie ihm mit verschränkten Armen gegenüberstand. Sie fuhren mehrere Stockwerke hinab, und während der Fahrstuhl in dem ansonsten stillen Gebäude langsam hinabrumpelte, lächelte Andy sie matt an und schüttelte den Kopf über den Krach. Sie erwiderte seine Geste mit einem schmallippigen Lächeln. Die Türen glitten auf, und er führte sie in einen Bereich mit etlichen leeren Arrestzellen. An einer Wand waren die Utensilien zur Abnahme von Fingerabdrücken aufgebaut: das große schwarze Stempelkissen und die Klammern zum Festklemmen der Fingerabdruck-Formulare. Die hölzerne Tischplatte, auf der die Abdrücke genommen wurden, war von den Abwehrversuchen widerspenstiger Straftäter völlig verschmiert, und das große Waschbecken neben dem Tisch, das bestimmt einmal weiß gewesen war, war inzwischen nur noch schmutzig grau.
»Wie viele verschiedene Fingerabdrücke wurden denn in meiner Wohnung gefunden?«, erkundigte sich Makedde und legte ihren Mantel auf einen sauberen Tisch.
»Mehrere.«
»Mehrere, also … drei? Oder vier? Oder sechzehn?«
»Wir haben vier eindeutig unterschiedliche Abdrücke gefunden. Zufrieden?«
»Zufriedener. Aber ich wäre noch viel zufriedener, wenn Sie« endlich aufhören würden, mich wie eine Vollidiotin zu behandeln »mir mehr über den Fortgang der Ermittlungen erzählen würden.«
»Es war klug von Ihnen, sich die Ärmel hochzukrempeln«, ging er über ihre Bemerkung hinweg und griff nach ihrem Handgelenk. Dass er sie anfasste, kam für sie völlig überraschend, doch sie sträubte sich nicht und ließ sich bereitwillig von ihm zu dem Stempelkissen führen. Das Formular für ihre Fingerabdrücke war bereits festgeklemmt und lag bereit.
Er nahm ihr Handgelenk in die linke Hand und hielt ihren Daumen mit den Fingern der rechten. Dann drückte er den Daumen auf das Stempelkissen und rollte ihn sorgfältig hin und her, bis er fast vollständig mit Tinte eingefärbt war.
»Es ist wohl nicht unbedingt erforderlich …«, setzte Mak an.
»Wenn ich vernünftige Abdrücke haben will, muss ich es so machen.«
»Bin ich in Ihren Augen nicht eine äußerst kooperative Verbrecherin, Detective?«, fragte sie.
Sie registrierte eine Spur von Verlegenheit. »Mit Kooperation hat das nichts zu tun«, meinte er. »Ich musste schon unzählige Abdrücke noch einmal nehmen, weil beim ersten Mal gepatzt wurde.«
Er drehte ihren Daumen auf eine Seite, drückte ihn auf das Blatt und rollte ihn langsam zur anderen Seite, bis er einen perfekten Abdruck hatte. Dann schlurften sie gemeinsam zurück zum Stempelkissen, und er wiederholte die Prozedur mit ihrem
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