Der Fetisch-Mörder
Hause gekommen. Ich denke, ich habe sie in gewisser Weise bemuttert, weil sie so viel jünger war als ich. Oder vielleicht war ich für sie auch eher wie eine große Schwester. Mit der Zeit haben wir uns dann ein wenig aus den Augen verloren, aber als sie vor ein paar Jahren angefangen hat zu modeln, sind wir wieder dicke Freundinnen geworden. Wir haben beide sehr jung mit dem Modeln angefangen – mit vierzehn, fünfzehn. Ich wusste, wie es ist, wenn man so jung ins kalte Wasser geworfen wird, deshalb habe ich ihr geholfen, den Fallstricken aus dem Weg zu gehen. Aber es war keineswegs so, dass immer nur ich ihr aus der Patsche geholfen habe. Sie war auch für mich da, wenn ich sie gebraucht habe.«
Makedde dachte an Stanley und an die zermürbenden Befragungen der Polizei. Und sie dachte daran, wie Catherine einen Auftrag im Ausland abgelehnt hatte, um ihr beizustehen. Doch Stanley war im Gefängnis, und es hatte keinen Sinn, in der Vergangenheit herumzustochern. Es ging niemanden etwas an, und sie würde diesen liebenswürdigen Mann bestimmt nicht damit belasten, der trotz allem im Grunde ein Fremder für sie war und ihr so geduldig zuhörte. »Also«, fuhr sie schließlich vage fort, »Catherine war mir immer eine Stütze, und ich vermisse sie wirklich sehr.«
»Und jetzt denken Sie, Sie müssten ihr helfen, weil sie Ihnen oft beigestanden hat. Das ist nur zu verständlich, aber es gibt nichts, was wir jetzt noch für Catherine tun könnten. Wir können nur ihren Mörder fassen und ansonsten unser Leben leben.«
Andy hatte Recht, und Makedde war fest entschlossen, genau das zu tun: Catherines Mörder zu fassen.
Er schien ihre Gedanken zu lesen. »Ich weiß, dass Sie uns helfen wollen, aber ich lasse nicht zu, dass Sie noch tiefer in die Geschichte hineingezogen werden, als Sie sowieso schon drinstecken. Wir haben alles unter Kontrolle, und …«
»Ach ja? Und wo ist denn dann dieser Psychopath? Setzen Sie ihn vor mich, damit ich ihn so leiden sehen kann, wie Catherine leiden musste! Zeigen Sie mir …«
»Makedde. Manchmal gibt es keine wirkliche Gerechtigkeit«, sagte er und legte tröstend seinen warmen Arm um sie. »Manche Dinge können nie wieder gutgemacht werden.«
Das stimmt. Der Mord an Catherine. Mums Tod. Nichts kann das je wieder gutmachen.
Während Andy sie im Arm hielt, rollten Tränen über Makeddes Wangen. Sie rückte an ihn heran, und ihre Lippen berührten sich. Daraufhin zog er sie enger zu sich heran und umfasste mit seinen muskulösen Armen fest ihren zitternden Körper. Seine weichen Lippen kamen erneut ganz nah an ihre heran. Sie sah sie durch ihre verweinten Augen, beobachtete sie, bis sie den Weg zu ihrem Mund fanden, sie zärtlich küssten, ihre eigenen Lippen öffneten und sie ganz behutsam liebkosten. Sie schmeckten so süß. Sie spürte sein Gewicht, das sie auf das Sofa drückte; sein Mund war jetzt fordernder, heftiger. Sie umschlangen einander in leidenschaftlicher Sehnsucht, und ihre Finger, Lippen und Körper verschmolzen miteinander.
Sie konnte nicht anders, und er offensichtlich auch nicht.
28
Er beobachtete ihr Fenster von einer Parkbank auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus und merkte kaum, dass es regnete und er allmählich bis auf die Haut durchnässt wurde. Hinter den herabgelassenen Jalousien schien ihre warme, sinnliche Welt im Kerzenschein unantastbar. Er konnte nie Teil ihres Lebens werden. Jedenfalls nicht so.
Doch es war alles vorbereitet. Seine Geduld würde belohnt werden. Sie würde sein bisher wertvollster Besitz sein.
Ich warte, bis die Kerzen ausgehen.
Um drei Uhr nachts öffnete sich die Tür des Apartmenthauses. Ein hoch gewachsener Mann erschien, hielt inne und sah noch einmal die Treppe hinauf. Obwohl es dunkel war, konnte er erkennen, dass es der Mann war, mit dem sie im Restaurant zu Abend gegessen hatte. Der Detective. Er wollte ihm die Kehle aufschlitzen – von einem Ohr bis zum anderen. Um Makedde zu zeigen, wie viel sie ihm bedeutete. Und um ihr zu zeigen, wie wenig er gewillt war, einen Konkurrenten zu dulden.
Er sah zu, wie der Detective einen Moment lang unschlüssig in der Tür stand, sich dann umdrehte, die Treppen wieder hinaufstieg und die Tür hinter sich zufallen ließ.
Wütend sprang er von der Bank auf und ballte die Fäuste. Im Gras vor ihm saß eine kränkelnde Taube und ruhte sich aus. Blitzschnell packte er zu und drehte ihr den Hals um, bis sie sich krümmte und im Todeskampf erstarrte. Dann schleuderte er
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