Der Fetisch-Mörder
kaputten Straßenlaterne, ein einzelner Mann und beobachtete das intime Abendessen. Er war hochrot vor rasender Eifersucht und kochte vor Wut.
26
Am späten Samstagvormittag rauschte Andy mit einem Becher Kaffee in der Hand in sein Büro. Jimmy erwartete ihn bereits. Er saß an seinem Schreibtisch und grinste wie eine Katze, die soeben den Kanarienvogel verspeist hat. Als Andy nahe genug herangekommen war, stellte er mit sichtlicher Befriedigung fest: »Du machst also mit dem Pin-up-Model rum.«
Andy spuckte einen Mundvoll Kaffee aus. »Was?«
»Ich habe mit Robertson gesprochen, unserem Kontaktmann in Kings Cross. Ich wollte wissen, ob dieser Malaka vielleicht bekannt ist, dieser Rick Filles, du weißt schon, und was sonst so in dem Viertel los ist. Und was glaubst du, was er mir erzählt hat?« Jimmy machte eine Pause und zog eine Augenbraue hoch. »Er sagt, eigentlich sei nichts Besonderes los, außer dass Detective Flynn in einem Restaurant an der Victoria Street eine Puppe angebaggert hätte. Da hockst du also mit dieser Vanderwall-Mieze direkt am verdammten Fenster, und ihr starrt euch in die Augen wie zwei verliebte Teenager.«
»Hast du uns gesehen?«
»Skata. Jeder könnte euch gesehen haben. Ist dir eigentlich gar nicht klar, dass du dich in dem Laden zur Schau stellst wie in einem verdammten Aquarium? Genauso gut kannst du dich in ein Schaufenster hocken.«
»Scheiße.«
»War sie wenigstens gut?«
»Hey – ich war der perfekte Gentleman.«
»Dass ich nicht lache!« Jimmy grinste.
»Ich habe sie nach dem Essen vor ihrer Wohnung abgesetzt und bin nach Hause gefahren. Im Übrigen geht dich das sowieso einen Dreck an.«
»Mann, Andy! Du willst mich doch wohl nicht hängen lassen! Seit gestern Abend bist du eine Legende. Ein paar von den anderen wollen dich bitten, dass du ihnen ein Autogramm von ihr besorgst. Sie bringen ihre alten Sports Illustrated -Ausgaben mit.«
»Hör auf, mich zu verarschen! Du hast es doch niemandem erzählt, oder?«
»Ich brauchte es niemandem zu erzählen! Sie haben euch doch mit eigenen Augen gesehen! Du riskierst ganz schön was, aber ich kann’s dir nicht verübeln. So eine Gelegenheit würde ich mir auch nicht durch die Lappen gehen lassen. Aber vermassel darüber bloß nicht unseren Fall. Das ist ‘ne Riesensache für uns beide, vergiss das nicht.«
Andy schüttelte den Kopf. »Das reicht. Also, was hast du herausgefunden?«
»Wir haben die Kleinanzeigen unter die Lupe genommen, und es gibt nur überraschend wenige, in denen Models gesucht werden. Die Anzeigen in der Rubrik mit den Stellenanzeigen sind alle in Ordnung, aber da, wo ›Domina Chantal‹ und die ›freche, vollbusige blonde Barbie‹ werben, haben wir etwas Interessantes gefunden. Eine nette kleine Anzeige. Subtil, aber sehr effektiv. Weißt du, zum Teil ist der ganze Scheiß in dieser Rubrik ja ganz unterhaltsam. Ich frage mich, ob das, was da in den Anzeigen alles versprochen wird, physisch überhaupt möglich ist …«
Andy fiel ihm ins Wort, bevor er noch weiter abschweifte. »Was steht in der Anzeige?«
»Hier.« Jimmy reichte ihm eine zusammengefaltete Zeitungsseite. Eine der Anzeigen war mit dem gleichen roten Filzstift umkringelt, mit dem auch die geschmackvollen Kritzeleien auf Makeddes Foto entstanden waren. Die Anzeige lautete: MODELS – Fotograf sucht attraktive weibliche Models im Alter von 16 bis 25 Jahren. Gute Bezahlung. Interessierte wurden aufgefordert, ›Rick‹ anzurufen.
Andy sah auf. »Das kann doch wohl nicht wahr sein. Reden wir hier über den gleichen Rick?«
Jimmy nickte, blätterte sein Notizbuch durch und sagte: »Die Anzeigenrechnungen gehen an ein Postfach in Kings Cross, das ein Mr. Rick Filles eingerichtet hat.«
»Bingo. Dann können wir ihm ja mal auf den Zahn fühlen. Ich rede mit Kelley, und du kümmerst dich darum, dass Mahoney bei Filles anruft und ein Foto-Shooting arrangiert.«
»Gute Idee. Allerdings weiß ich nicht, ob sie da mitspielt.«
»Wird schon klappen.«
Keine zwei Stunden später meldete sich Constable Karen Mahoney an Andys Schreibtisch. Sie trug ihre makellos gebügelte Uniform, hatte ihr Haar zu einem Knoten aufgesteckt und keinerlei Make-up aufgelegt.
»Wir haben einen Auftrag für Sie, Constable.«
»Toll!«, erwiderte sie eifrig und stand erwartungsvoll mit gefalteten Händen da.
Kelley hatte erstaunlich schnell seine Einwilligung gegeben, vor allem, weil es eine kleine Operation war, die keine zusätzlichen Ressourcen
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