Der Feuer-Dämon
finden.«
»Fantastisch.«
Die beiden Männer gingen tiefer ins Archiv. Bücher standen in hohen Regalen, aber es waren auch PCs zu sehen, denn vieles wurde inzwischen auf elektronischem Weg festgehalten.
Vor einem großen Tisch hielten beide an. Ernesto gab einem jungen Mitbruder Bescheid, was er benötigte, und der Mann verschwand, um die Unterlagen zu holen.
»Ist das die einzige Spur, die wir haben?«, wurde Ignatius gefragt.
»Leider.« Er hob die Schultern. »Und ich weiß nicht mal, ob es eine Spur ist.«
»Da kann man nur hoffen. Jeder von uns macht sich hier Sorgen. Das kann erst der Anfang gewesen sein.«
»Sie sagen es.«
»Will man die Garde ausschalten?«
Ignatius hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Bisher habe ich eine Theorie.«
»Aber die Mitglieder sind alle integer.«
Ignatius hob die Brauen. »Sind sie das wirklich?«
Die Frage brachte Ernesto in Verlegenheit. Er schaute über den großen Tisch hinweg, der Billard-Ausmaße besaß und dessen Holz glattpoliert war. Über dem Tisch hing eine Lampe, deren Licht in jeden Winkel leuchtete.
»Ich glaube schon. Sie müssen einen Test bestehen, sonst werden sie nicht aufgenommen.«
»Aber es sind Menschen, mein Freund. Wir alle sind nur Menschen, und auch bei uns ist nicht alles Gold, was glänzt.« Ignatius senkte den Blick. »Ab und zu haben auch wir hart durchgreifen müssen, weil es immer mal Ausrutscher gibt.«
»Ja, das sehe ich ein.«
»Nur ein geringer Prozentsatz. Ich würde sogar von Promille sprechen. Aber wir dürfen keine Chance auslassen. Mit solchen Vorwürfen kann ich nicht leben.«
»ja, das sehe ich ein.«
»Dann ist es gut.«
Die Akten wurden gebracht. Es waren nur zwei Hefter. Sie umfassten Vorgänge, die mit der Schweizer Garde zu tun hatten. Da war vieles genau aufgeschrieben worden. Die Dossiers umfassten zahlreiche Namen, verbunden mit Geburts- und Sterbedaten.
Das reicht fünf Jahre zurück«, wurde Ignatius erklärt. »Wenn Sie wollen, taste ich mich noch weiter vor in die Vergangenheit.«
»Nein, nein, das reicht erst mal.« Ignatius schob Ernesto einen Hefter zu, er kümmerte sich um den zweiten.
Beide begannen zu blättern. Namen, Daten, Belobigungen, aber auch Abweichungen der einzelnen Mitglieder waren aufgeführt. Wichtig war das tadellose Verhalten im Dienst. Natürlich hatte es hier und da schon einige Auseinandersetzungen gegeben. Einige junge Männer bekamen einen Lagerkoller und wurden in dem Fall auf eigenen Wunsch schnell entlassen.
War das ein Motiv, um sich an der Garde zu rächen? Ignatius glaubte nicht daran. Diese Männer waren froh gewesen, wieder zurück in das normale Leben geschickt worden zu sein.
»Nichts«, meldete Ernesto.
»Ich schaue noch weiter durch.«
»Gut, ich könnte mich an die Fälle kümmern, die noch weiter zurückliegen.«
»Nein, nein, lassen Sie das mal. Erst schaue ich mir diese Akte noch genau durch.« Ignatius glaubte seiner inneren Stimme. Er hatte das Gefühl, sich auf der richtigen Spur zu befinden. Fast zum Schluss entdeckte er ein Dossier, das für ein Weiten seiner Augen sorgte.
Es ging um einen Mann namens Justus Siegel.
Über ihn war einiges geschrieben worden. Ignatius fing an zu lesen. Je mehr er sich in die Materie einlas, umso überzeugter war er, auf der richtigen Fährte zu sein.
Auch Ernesto fiel das Verhalten seines Chefs auf. Er fragte: »Haben Sie etwas gefunden?«
»Ich denke schon.«
»Und was?«
Ignatius schaute hoch. Dabei legte er seine flache Hand auf das Dossier. »Kennen Sie einen Mann namens Justus Siegel?«
»Nein.«
»Er war Mitglied der Garde. Aber man hat ihn ausgestoßen, obwohl man ihn eigentlich hätte vor Gericht stellen müssen.«
»Um was ging es?«
»Um eine Vergewaltigung.«
Ernesto schluckte.
»Ja, um die Vergewaltigung einer jungen Frau. Sie war in der Küche der Garde angestellt, eine junge Polin. Sie kam zur Garde mit sechzehn Jahren, und dieser Justus hat sich ihr genähert. Er hatte sie verfolgt und auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Er bedrohte sie mit einem Messer, und dann hat er es getan, was leider nicht ohne Folgen blieb.«
»Ein Kind?«
Ignatius nickte.
»Oh verdammt.«
»Sie trug es nicht hier aus. Man hat sie in ein Heim gebracht. Hier steht auch nicht, was aus dieser Maria geworden ist, aber Justus Siegel wurde mit Schimpf und Schande entlassen. Man wollte kein großes Aufsehen davon machen, deshalb hat man auf eine Gerichtsverhandlung verzichtet. Ja, so ist das gewesen.«
»Und
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