Der Feuer-Dämon
besonders die stehenden Fahrgäste mitbekamen. Wir konnten nichts dagegen machen, obwohl wir uns festhielten, aber ich hatte nichts dagegen, dass die Schwarzhaarige gegen mich gedrückt wurde, und ich spürte, dass sie keinen BH trug.
»Scusi, Signore...«
»Macht nichts. Ich freue mich schon auf die nächste Kurve.«
Sie errötete leicht.
Meinetwegen konnte die Fahrt so weitergehen. Aber ich stellte auch fest, dass diese Kurvenfahrt den Mann in der dunklen Soutane näher an uns herangespült hatte. Noch war meine Sicht auf ihn nicht frei, aber ich dachte daran, dass mir die Phantomzeichnung gezeigt worden war, und die war sogar recht gut gewesen.
Stimmte das Gesicht des Priesters mit dem auf der Zeichnung überein? Das hätte ich für mein Leben gern herausgefunden, aber leider drehte er mir wieder den Rücken zu. Ich sah ihn nicht mal im Halbprofil. Das war nicht gerade vorteilhaft.
Jemand tippte mir auf die rechte Schulter. Es war Mario Carlesi. »Alles in Ordnung, John?«
»Bis jetzt ja.«
»Gut.«
»Und Claudia?«
»Ist ruhig. Ich hoffe, dass keine seelischen Schäden Zurückbleiben. Aber wir werden uns um sie kümmern.«
»Gut.«
Ich drehte mich wieder um, weil ich den Mann in der Soutane nicht aus den Augen lassen wollte. Er hatte die kurze Zeit meiner Ablenkung genutzt und war näher an mich herangekommen. Eigentlich stand nur noch die Dunkelhaarige zwischen ihm und mir.
Er schaute an der Frau vorbei.
Endlich sah ich sein Gesicht!
Und wieder irritierte mich der flache Hut, dessen Krempe zu viel von seinem Gesicht verdeckte. Ich sah die untere Hälfte und überlegte, ob er es sein konnte.
Ihn zu bitten, den Kopf anzuheben, traute ich mich nicht. Ich hätte ihn dazu ansprechen müssen, aber dass er sich so dicht an uns herangeschoben hatte, schürte mein Misstrauen. Er war nämlich der einzige Fahrgast, der so reagiert hatte. Die anderen waren in der Nähe ihre Einstiegsplätze stehen geblieben.
Der Bus fuhr jetzt schneller. Er schwankte auch öfter. Roms Straßen waren ständig verstopft, aber für ihn war eine eigene Fahrspur eingerichtet worden. Und wieder geriet die schwarzhaarige Frau in meine direkte Nähe, es schien ihr Spaß zu machen, wenn wir uns leicht berührten, das sagte mir ihr Lächeln.
Plötzlich sah alles anders aus.
Der Fahrer musste bremsen. Wir schwankten, stießen aber nicht zusammen. Dafür erhielt ich freie Sicht auf den Priester, der sich ebenfalls gedreht hatte. Er schaute auch nicht mehr zu Boden, sodass ich sein Gesicht erkennen konnte.
Für einen Moment schauten wir uns an.
War er es? War er es nicht?
Ein junges Gesicht, das stimmte. Er besaß auch recht dichte Augenbrauen, aber das konnte auch an der Schwärze liegen, die sich in den Pupillen festgesetzt hatte.
Sekunden wurden zu kleinen Ewigkeiten. Dann drehte der Mann in der Soutane den Kopf wieder zur Seite, sodass ich ihn nicht mehr deutlich sah.
Der Bus fuhr weiter, und wieder tippte mich Mario an. Diesmal fordernder.
Ich drehte mich nach rechts, um ihn anzuschauen, und blickte direkt in sein angespanntes Gesicht. »Was ist?«
Er deutete auf Claudia, die sich an ihm und an einer Stange festhielt. »Sie hat ihn erkannt!«
»Ist es der Priester?«
»Ja, verdammt!«
War es der Augenblick, auf den ich gewartet hatte?
Ich wusste es selbst nicht. Zumindest war der Ort ungünstig. In einem voll besetzten Bus konnte so verdammt viel passieren, wenn man so gnadenlos war wie er.
Ein Ruck, und wir hielten. Nur nicht an einer Haltestelle. Vor uns war ein Teil der Straße aufgerissen. Es ging nur einspurig weiter. Im Moment konnten die Autos auf der Gegenseite fahren, während wir vor einer roten Ampel warteten.
Marios Blick brannte sich praktisch in meinem Gesicht fest, aber ich sprach Claudia an.
»Bist du dir sicher?«
Sie nickte verkrampft. Sie litt zudem unter ihrer Angst und hatte die Schultern in die Höhe gezogen.
»Er hat auf uns gewartet und uns gefunden, John. Eigentlich müsste uns das freuen, nicht aber in diesem verdammten Bus. Hoffentlich bekommen wir da keine Probleme.«
»Er hat etwas vor«, sagte ich leise. »Ich konnte ihn länger beobachten. Er hat sich praktisch von der Mitte her in unsere Richtung treiben lassen, und jetzt scheint er nahe genug zu sein.«
»Wir müssen Claudia sichern.«
»Dann soll sie sich hinter Sie stellen.«
Böse Erinnerungen waren in ihr hochgestiegen. Ich allerdings dachte weniger an die Vergangenheit, sonder mehr an die nahe Zukunft. Wir waren praktisch
Weitere Kostenlose Bücher